FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax steuert nach der
mäßigen Vorwoche am Montag auf eine freundliche Eröffnung zu.
Allerdings dürfte die nahende Deadline für eine Lösung des
Handelskonflikts zwischen den USA und der EU der Kaufbereitschaft
Zügel anlegen. Ab diesem Mittwoch könnten nach früheren Aussagen von
US-Präsident Donald Trumps weitere Zölle bei Einfuhren aus der EU in
Kraft treten, falls diese ihm in Handelsfragen nicht entgegenkommt.
Eine Stunde vor Handelsbeginn signalisierte der X-Dax
als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex ein Plus
von 0,2 Prozent auf 23.842 Punkte. Damit würde er sich von der für
den kurzfristigen Trend wichtigen 21-Tage-Linie etwas weiter nach
oben absetzen. Vom rund einen Monat alten Rekordhoch von 24.479
Punkten ist er aber noch ein gutes Stück entfernt. Sein
Eurozonen-Pendant EuroStoxx 50 wird ebenfalls mit
einem knappen Gewinn erwartet.
"Die Zölle stehen wieder einmal im Zentrum des Börsengeschehens und
werden dem Dax das Leben weiterhin schwer machen ", kommentierte
Portfoliomanager Thomas Altmann vom Frankfurter Vermögensverwalter
QC Partners. "Die Börsenwelt spekuliert, an wen die ersten 12
Zoll-Drohbriefe adressiert sein werden. Und es kann nicht
ausgeschlossen werden, dass die EU unter den Empfängern ist. Gerade
für die exportorientierten europäischen Volkswirtschaften wären die
Zölle eine immense Belastung."
Die deutschen Medizintechnikhersteller Siemens Healthineers
, Carl Zeiss Meditec und Drägerwerk
dürften Händlern zufolge unter Druck geraten. China
reagiert auf EU-Beschränkungen und belegt Medizinprodukte aus der EU
mit Gegensanktionen. Man sehe sich gezwungen, "gleichwertige
Gegenmaßnahmen" zu ergreifen, um die "legitimen Rechte und
Interessen chinesischer Unternehmen" zu schützen und einen fairen
Wettbewerb zu wahren, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur
Xinhua einen Sprecher des Pekinger Handelsministeriums. Am 20. Juni
hatte die EU-Kommission entschieden, chinesische Anbieter von
öffentlichen Ausschreibungen für Medizinprodukte im Wert von über
fünf Millionen Euro auszuschließen.
Dem Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA drohen
nach einer Abstufung Kursverluste. Auf der Handelsplattform
Tradegate ging es vorbörslich deutlich bergab. Die Investmentbank
Stifel senkte ihr Kursziel mit 100 Euro deutlich unter das aktuelle
Bewertungsniveau und spricht nach der bisherigen Kauf- nun eine
Verkaufsempfehlung aus. Jüngste Gespräche mit dem Management hätten
für ihn deutliche Risiken eines frühzeitigen Patentauslaufs des
MS-Mittels Mavenclad (Cladribin) ergeben, begründete Analyst Dylan
Van Haaften seine Neubewertung. Er liegt mit seinen Schätzungen für
2026 aufgrund dieser Belastung nach eigener Aussage klar unter dem
Konsens.
Dagegen profitierten die Aktien von ProSiebenSat.1
von einem Kaufvotum der US-Bank JPMorgan. Experte Daniel Kerven
empfiehlt sie mit "Overweight" und einem deutlich angehobenen
Kursziel von 11 Euro. Die Branchenkonsolidierung sowie die Erholung
des Werbemarkts sorgten für Potenzial, betonte er. Gleichzeitig
seien die Papiere des Medienkonzerns durch Anteilskäufe des
italienischen Großaktionärs Media For Europe (MFE)
nach unten hin abgeschirmt.
Bei Nordex zeichnen sich ebenfalls Kursgewinne ab,
nachdem der Windturbinenhersteller einen Auftrag aus Brandenburg zur
Installation von Anlagen mit einer Gesamtleistung von 91 Megawatt
erhalten hat./gl/jha/