Thyssenkrupp erwägt Verkauf der Mehrheit des Stahlgeschäfts
BERLIN (dpa-AFX) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp
könnte sich im Zuge seines tiefgreifenden Umbaus von der Mehrheit
seiner Stahlsparte trennen. Auf die Frage, ob der Co-Eigentümer EP
Group des tschechischen Unternehmers Daniel Kretinsky seine
Beteiligung über die bislang geplante Hälfte der Anteile hinaus
aufstocken könnte, sagte Thyssenkrupp-Chef Vorstandschef Miguel
Lopez im Interview der "Welt am Sonntag": "Eins nach dem anderen.
Zunächst muss ThyssenKrupp Steel mit den Arbeitnehmervertretern die
Transformation des Stahlbereichs verhandeln. Alles Weitere kommt
danach." Bisher stand lediglich die Verringerung der Beteiligung von
80 auf 50 Prozent im Raum.
Letzteres solle "ohne weiter Zeit zu verlieren, aber in der
richtigen Reihenfolge" geschehen, so Lopez weiter. "Zunächst einmal
müssen wir den Bereich restrukturieren. Deshalb verhandelt der
Stahlvorstand mit dem dortigen Betriebsrat und der IG Metall. Danach
werden wir die nächsten Schritte in Richtung eines
50:50-Joint-Ventures vollziehen."
Der schon lange kriselnde MDax -Konzern vollzieht
einen tiefgreifenden Umbau. Die Stahlsparte Thyssenkrupp Steel
Europe November will binnen sechs Jahren die Zahl der Arbeitsplätze
um 11.000 auf 16.000 verringern, wie Ende vergangenen Jahres
angekündigt wurde. Zudem steht - womöglich noch im Herbst 2025 - ein
Börsengang der Marinesparte unter der Marke TKMS an. Im aktuellen
Gespräch mit der "Welt am Sonntag" skizzierte Lopez denn auch die
geplante Reihenfolge künftiger Ausgliederungen aus dem
Thyssenkrupp-Konzern: "Aus meiner Sicht werden das nach der
Abspaltung eines Minderheitsanteils von TKMS in den kommenden Jahren
Material Services und anschließend Automotive sein." Dafür müsse
zunächst deren Kapitalmarktfähigkeit hergestellt werden. "Im dritten
Bereich, Decarbon Technologies, gehen wir davon aus, dass die grünen
Märkte erst später als zunächst gedacht Fahrt aufnehmen
werden."/mis/men