Lichtblicke und viel Luft nach oben im Austro-Finanzmarkt / Analyse des Umweltbundesamts im Auftrag des zuständigen Ministeriums
Angesichts des Zieles der EU und Österreichs, klimaneutral zu werden, braucht es privates Kapital. Finanzflüsse sollen eine emissionsarme und resiliente Entwicklung fördern, wie im Pariser Klimaabkommen vorgesehen. Laut der neuesten Analyse ist die CO2-Exposition hierzulande zwar rückläufig, im internationalen Vergleich ist die heimische Fondslandschaft aber emissionsintensiver. Zudem fehlten den heimischen Großbanken implementierte Klimastrategien.
Das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Analyse im Rahmen der "Green Finance Agenda" des Klima- und Umweltministeriums hervor, die vom Umweltbundesamt erstellt wurde. Die Untersuchung basiert laut Ministerium auf drei Modulen: der CO2-Exposition österreichischer Fonds, dem Status klimabezogener Strategien von Kreditinstituten sowie der Analyse der durch Banken und Fonds finanzierten Emissionen.
Für die gezielte Mobilisierung privater Kapitalflüsse in Richtung nachhaltiger Wirtschaftsbereiche spiele der Finanzmarkt eine zentrale Rolle. Die Analyse diene als Standortbestimmung, liefere Handlungsimpulse für Finanzmarktakteurinnen und -akteure und Politik. "Nur durch ein gemeinsames Verständnis der aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen können wir die Chancen der Transformation für Wirtschaft, Standort und Klima nutzen", so der zuständige Minister Norbert Totschnig (ÖVP).
Lichtblicke aber viel Luft nach oben
Als positiv wird festgehalten, dass der Fußabdruck der CO2-Emissionen österreichischer Fonds von 2018 bis 2023 um 18 Prozent geschrumpft sei. Die CO2-Emissionsintensität der investierten Unternehmen war im Schnitt im Jahr 2023 um 7 Prozent niedriger als 2018.
Als nachhaltig deklarierte Fonds wiesen die niedrigsten Emissionswerte auf. Aber: Im internationalen Vergleich weise die österreichische Fondslandschaft eine "deutlich höhere" CO2-Emissionsintensität aus. "Da diese als wichtige Indikatoren für Transitionsrisiken gelten, ist es erforderlich, Anstrengungen weiter zu erhöhen und die Berücksichtigung von nachhaltigkeitsbezogenen Merkmalen in den Veranlagungsstrategien sukzessive auszubauen und die Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzutreiben", heißt es im Bericht.
Kreditinstitute machen hingegen nur "erste Schritte", was vor allem für Mitglieder der Green Finance Alliance (GFA) gelte. Diese haben Klima- und Dekarbonisierungsstrategien implementiert und bieten grüne Finanzprodukte. Bei großen, in Österreich von der EZB-beaufsichtigten Banken, "fehlen jedoch häufig öffentlich zugängliche verbindliche Klimaneutralitätsziele", wird kritisiert.
Die Sektoranalyse zeigt, dass Investitionen in die Industrieproduktion Haupt-CO2-Emissionstreiber sind. Für die Umstellung auf eine grüne Industrie braucht die EU besonders viel privates Kapital.
phs/tsk