ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax-Rekordjagd lahmt nach Zollentspannung
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Montag nach der
Entspannung im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg seiner
Rekordjagd Tribut gezollt. Die Einigung auf eine drastische Senkung
der gegenseitigen Zölle dürfte vor allem der US-Wirtschaft und auch
China kurzfristig zugutekommen, schrieb Hendrik Mahlkow, Forscher in
der Forschungsgruppe Handelspolitik am Kiel Institut für
Weltwirtschaft. Die Auswirkungen für die EU seien gering.
Nach anfangs deutlichen Aufschlägen und einer Bestmarke von knapp
23.912 Punkten gleich zu Beginn rutschte der deutsche Leitindex
zeitweise in die Verlustzone. Am Ende blieb ihm ein Plus von 0,29
Prozent auf 23.566,54 Punkte. Deutlichen Gewinnen von Auto- und
Technologietiteln standen herbe Kursverluste bei Rüstungswerten
gegenüber.
Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es
letztlich um 0,19 Prozent auf 29.785,72 Punkte hoch. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 1,6 Prozent.
Mit einem Zuwachs von 10 Prozent seit Jahresbeginn hinkt er dem Dax
mit plus 18 Prozent allerdings klar hinterher.
In New York notierte der Leitindex Dow Jones Industrial
zum europäischen Handelsende mehr als 2 Prozent
höher, während der technologielastige Nasdaq 100
sogar um über 3 Prozent anzog. Für beide Indizes stehen aber im
bisherigen Jahresverlauf immer noch Verluste zu Buche.
Die US-Abgaben auf chinesische Importe sinken von bisher 145 auf 30
Prozent. Die Aufschläge Pekings auf Einfuhren aus den Vereinigten
Staaten gehen von 125 auf 10 Prozent zurück. Wie aus einer
gemeinsamen Erklärung hervorgeht, gilt die Regelung allerdings nur
vorübergehend für 90 Tage.
"Dass die USA und China versuchen, ihre Zollstreitigkeiten
kurzfristig zu lösen, hat den Märkten zu Wochenbeginn zusätzlichen
Schwung verliehen", kommentierte Sören Hettler, Leiter
Anlagestrategie und Privatkunden bei der DZ Bank. "Wie lange Donald
Trump sein Dealmaker-Gesicht zeigen wird, bleibt trotzdem
abzuwarten. Schließlich darf bezweifelt werden, dass der
US-Präsident sich und seine Einstellung grundlegend geändert hat."
Im Dax zählten der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck
sowie die Autobauer Mercedes-Benz und
BMW zu den besten Werten. Mit der
amerikanisch-chinesischen Einigung werde "das Leben für die deutsche
Autoindustrie erheblich stressfreier", sagte der Direktor des
Bochumer Autoinstituts Car, Ferdinand Dudenhöffer. Im ersten Quartal
hatten die hiesigen Hersteller vor allem wegen Problemen in China
deutliche Gewinneinbrüche erlitten. Gefragt waren zu Wochenbeginn
auch einige Technologietitel wie Dax-Spitzenreiter Infineon
und Siemens , die um 8,2
beziehungsweise 3,6 Prozent zulegten.
Dagegen ließen die zuletzt gefragten Rüstungstitel Federn.
Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners
verwies auf womöglich anstehende Verhandlungen zwischen Russland und
der Ukraine. Rheinmetall war mit minus 5,9 Prozent
Dax-Schlusslicht. Im MDax belegten Hensoldt und Renk
mit Abschlägen von 11,6 beziehungsweise 6,2 Prozent
die hinteren Plätze.
Eine Teil-Übernahmeofferte für ProSiebenSat.1 ließ
die Anteile des Medienunternehmens im Nebenwerte-Index SDax
um 18,6 Prozent nach oben schnellen. Der tschechische
Großaktionär PPF will seine Beteiligung von knapp 15 auf knapp unter
30 Prozent erhöhen und so unter der Schwelle bleiben, ab der eine
Offerte für den gesamten Konzern Pflicht wäre. Damit geht PPF auf
Konfrontationskurs zum anderen Großaktionär MediaForEurope
(MFE).
Quartalszahlen standen vor allem von Unternehmen aus der zweiten und
dritten Reihe im Blick. Im MDax eroberte United Internet
mit plus 6,8 Prozent die Spitze. Die Titel der
Webhosting-Tochter Ionos gewannen im SDax 11,1
Prozent, wogegen die Aktien der Mobilfunktochter 1&1
nach anfänglichen Gewinnen unverändert schlossen. Für Salzgitter
ging es angesichts roter Zahlen des Stahlkonzerns zum
Jahresauftakt um 6,7 Prozent bergab./gl/he