APA ots news: Österreich erzielt in schwierigem Umfeld ein Leistungsbilanzplus
Aktuelle Entwicklungen der österreichischen Außenwirtschaft
Wien (APA-ots) - Österreich erzielte im Jahr 2024 trotz schwieriger internationaler Rahmenbedingungen einen Leistungsbilanzüberschuss von 11,7 Mrd EUR bzw. 2,4 Prozent des BIP. Dieses Ergebnis resultiert einerseits aus dem Güterhandel, der - bei deutlich geringeren Ein- und Ausfuhren - per Saldo ein höheres Plus ergab als im Jahr zuvor. Andererseits sorgte der Tourismus neuerlich für stabile Einkünfte und erreichte gemessen an der Zahl der Ankünfte wieder jenes Gästeniveau, das vor Ausbruch der Pandemie verzeichnet worden war. Die anhaltenden Leistungsbilanzüberschüsse der letzten zwei Jahrzehnte ermöglichten entsprechende Kapitalveranlagungen im Ausland, die 2024 zu einem historischen Rekordstand der dort gehaltenen Finanzaktiva führten.
"Das Leistungsbilanzplus des Jahres 2024 in Höhe von 11,7 Mrd EUR (2,4 Prozent des BIP) wurde in einem äußerst herausfordernden, rezessiven Wirtschaftsumfeld sowie unter dem Eindruck budgetärer Belastungen und eines gebremsten Welthandels erzielt. Es reiht sich in eine lange Serie von Überschüssen ein und belegt damit die langfristig hohe Wettbewerbsfähig der heimischen Exportwirtschaft. Getragen ist das Leistungsbilanzplus von Tourismus und Güterhandel - wenngleich Ein- und Ausfuhren deutlich zurückgegangen sind", erklärte Edeltraud Stiftinger, Vize-Gouverneurin der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), im Rahmen der heutigen Pressekonferenz. "Die derzeit von den USA ausgehenden globalen Handelskonflikte schlagen sich im Ergebnis des Jahres 2024 nicht nieder, werden Österreichs Außenhandel künftig aber sowohl direkt als auch auf indirektem Weg - insbesondere durch über Deutschland verlaufende Lieferketten - treffen", ergänzte Stiftinger. "Schätzungen der OeNB lassen erwarten, dass die bisher angekündigten Zollmaßnahmen der USA die reale Wertschöpfung Österreichs um bis zu 0,3 Prozent verringern wird."
Das Ergebnis aus dem Handel Österreichs mit Gütern und Dienstleistungen trug im Jahr 2024 mit 13,8 Mrd EUR oder 2,9 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei (Außenbeitrag). Die Güterexporte sanken nominell um 8,1 Mrd EUR auf 189,5 Mrd EUR (-4,1 Prozent), die Importe gingen sogar um 12 Mrd EUR auf 181,6 Mrd EUR (-6,2 Prozent) zurück. "Österreichs Exporteur:innen mussten 2024 empfindliche Einbußen in vielen wichtigen Branchen hinnehmen, allen voran im Maschinenbau und der Fahrzeugindustrie", erläuterte Johannes Turner, Direktor der OeNB -Hauptabteilung Statistik.
Der Euroraum, insbesondere Deutschland, ist insgesamt mit Abstand der wichtigste Partner Österreichs im Handel mit Gütern und Dienstleistungen. In der Rangliste der wichtigsten Exportzielländer liegen die USA mit einem Ausfuhrvolumen von 18 Mrd EUR (6,5 Prozent des Gesamtwerts) hinter Deutschland (90 Mrd EUR, 33 Prozent) auf Platz 2. Angesichts zahlreicher internationaler Lieferketten, z. B. über die deutsche Automobilindustrie, ist die USA jedoch auch indirekt für Österreich als Exportmarkt sehr bedeutsam.
Der Tourismus bleibt eine zentrale Säule der österreichischen Außenwirtschaft. Er hat sich im Jahr 2024 international deutlich von den Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie erholt und erreichte, gemessen an den Ankünften ausländischer Besucher:innen, wieder das Niveau vor Ausbruch der Pandemie. Die Reiseverkehrseinnahmen ergaben 24,3 Mrd EUR, d. h., ein:e ausländische:r Besucher:in gab in Österreich durchschnittlich rund 213 EUR pro Nächtigung in Österreich für Übernachtung, Verpflegung und touristische Nebenaufwände aus.
Gleichzeitig stiegen die Reiseverkehrsausgaben der Österreicher:innen im Ausland (+11,2 Prozent) stärker als die Einnahmen aus dem internationalen Tourismus im Inland. Dies spiegelt den anhaltenden Nachholbedarf an Auslandsreisen infolge der Pandemie wider. Im Ergebnis erwirtschaftete Österreich dennoch einen stabilen Einnahmenüberschuss im Ausmaß von 8,6 Mrd EUR. Österreichs Reiseverkehr ist traditionell durch ausländische Besucher:innen geprägt, die einen Anteil von 74 Prozent an den Nächtigungen erreichen. Innerhalb Österreichs variiert die Bedeutung ausländischer Besucher:innen je nach Bundesland aber stark, von 23 Prozent im Burgenland bis zu rund 90 Prozent in Tirol und Vorarlberg.
Im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr wurden forderungsseitig 44,3 Mrd EUR und auf Seite der Verbindlichkeiten 36,6 Mrd EUR investiert. Österreichs Direktinvestitionen im Ausland entwickelten sich - entgegen dem internationalen Trend - positiv (+11,6 Mrd EUR). Umgekehrt flossen aus dem Ausland 10,7 Mrd EUR zu. Damit lagen die aktiven Transaktionen etwa im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2024 ( 12,8 Mrd EUR), passivseitig sogar deutlich darüber (7,3 Mrd EUR). Das grenzüberschreitende Wertpapiergeschäft war durch einen hohen Aufbau von Verbindlichkeiten (32,1 Mrd EUR) geprägt und vor allem durch die Emission von Bank- und Staatsanleihen getrieben.
Österreichs Finanzaktiva im Ausland erreichten Ende 2024 mit rund 1.190 Mrd EUR einen historischen Höchststand, die Verbindlichkeiten lagen bei rund 1.073 Mrd EUR. Österreichs Nettovermögen stieg infolge des Leistungsbilanzüberschusses sowie durch Bewertungseffekte ebenfalls auf einen Rekordwert von +117 Mrd EUR. Zum Zeitpunkt des EU -Betritts 1995 wies Österreich gegenüber dem Ausland noch ein ausgeprägtes Defizit in Höhe von 26 Mrd EUR auf, das 2002 mit knapp 47 Mrd EUR seinen Höhepunkt erreichte. In weiterer Folge ermöglichten Leistungsbilanzüberschüsse sowie Bewertungsgewinne aber einen kontinuierlichen Aufbau des Nettovermögens.
Lesen Sie dazu den aktuellen OeNB-Blog: Indirekte wirtschaftliche Verflechtungen mit den USA
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OTS0051 2025-05-06/10:03
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