ROUNDUP/Aktien Frankfurt Eröffnung: Dax im Minus mit US-chinesischem Zollstreit
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Freitag seine
anfänglichen Gewinne abgegeben und deutlich ins Minus gedreht. Gut
anderthalb Stunden nach Handelsbeginn notierte der deutsche
Leitindex 1,26 Prozent tiefer bei 20.303,45 Punkten. Damit zeichnet
sich für die zu Ende gehende, turbulente Börsenwoche ein Minus von
1,6 Prozent ab.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank um 0,74
Prozent auf 25.512,51 Punkte. Der anfangs ebenfalls freundliche
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor knapp ein
Prozent.
Jüngst hatte US-Präsident Donald Trump die länderspezifischen
Sonderzölle für die meisten Länder ausgesetzt. Sein erratisches
Handeln geht damit weiter, zumal er gleichzeitig den
Konfrontationskurs mit China immer weiter verschärft. Die
Konjunktursorgen werden nicht weniger, zumal auch China nicht
nachgibt und seine Gegenzölle für US-Importe ebenfalls weiter nach
oben schraubte.
Nun rückt die beginnende US-Berichtssaison zusätzlich in den Fokus.
Am frühen Nachmittag legen die Banken JPMorgan , Wells
Fargo und Morgan Stanley ihre
Quartalsberichte vor. Preisdaten aus den USA versprechen zudem
weitere Hinweise auf die Inflationsentwicklung in der weltgrößten
Volkswirtschaft. Die vortags veröffentlichten Verbraucherpreise
hatten für den März eine überraschend deutliche Abschwächung der
Teuerung belegt.
Der Dax hatte am Donnerstag zwar wieder die langfristig bedeutsame
200-Tage-Durchschnittslinie hinter sich gelassen. Er habe es aber
nicht geschafft, die für den mittelfristigen Trend wichtige
100-Tage-Linie zu überwinden, betonten die Experten der Landesbank
Helaba. Diese verläuft aktuell bei 21.267 Punkten und damit ein
gutes Stück oberhalb des aktuellen Kursniveaus.
Zudem fehlt Rückenwind von den Übersee-Börsen. In New York war es
für die wichtigsten Indizes nach der Kursexplosion zur Wochenmitte
am Donnerstag schon wieder klar bergab gegangen. Dazu zeigen die
asiatischen Handelsplätze am Freitag ein durchwachsenes Bild.
Unternehmensnachrichten aus Deutschland gab es am Freitag eher aus
der zweiten und dritten Börsenreihe. Die Aktien von Schott Pharma
sprangen nach überraschend guten Eckdaten für das
vergangene Quartal um 9,7 Prozent hoch. Der Pharmazulieferer
eroberte damit den Spitzenplatz im Nebenwerte-Index SDax
. Die Mainzer hätten insbesondere mit dem operativen
Ergebnis (Ebitda) die Markterwartungen übertroffen, lobte James
Vane-Tempest vom US-Analysehaus Jefferies.
Bei Gerresheimer reichte es nur für ein Kursplus von
0,5 Prozent. Der Schott-Pharma-Konkurrent aus dem MDax berichtete
für das erste Quartal dank der Übernahme der italienischen Bormioli
Pharma zwar ein kräftiges Wachstum. Aus eigener Kraft gab es indes -
wie erwartet - ein Erlösminus. Die Zahlen seien kein Grund zur
Euphorie, auch wenn sie angesichts der schwindenden Hoffnungen auf
eine mögliche Übernahme für Erleichterung sorgten, hieß es aus dem
Markt.
Die Anteilsscheine von Hamborner Reit zeigten sich
mit plus 0,5 Prozent stärker als der SDax, obwohl der
Immobilienkonzern künftig einen geringeren Anteil seines Gewinns als
bisher an die Aktionäre ausschütten will.
Auch Analystenaussagen bewegten die Kurse. Bei K+S
konnten sich die Anleger über weitere Kursgewinne von
5,1 Prozent und den MDax-Spitzenplatz freuen. Die Investmentbank
Stifel strich ihr Verkaufsvotum für die Papiere des Düngerkonzerns.
Das deutlich angehobene Kursziel von 14,50 Euro liegt 8 Prozent über
dem aktuellen Bewertungsniveau. Analyst Andreas Heine begründete
seine Neubewertung mit dem positiven Preisumfeld im Kalidüngermarkt.
Bei MDax-Schlusslicht Hellofresh sorgte hingegen eine
Abstufung von JPMorgan für Kursverluste von 5,5 Prozent. Analyst
Marcus Diebel ordnete in einer Branchenstudie die Auswirkungen der
gegenwärtigen Wirtschaftslage und der Zoll-Geschehnisse für die
europäischen Internetunternehmen ein. Bei dem Kochboxenversender
gefällt ihm aktuell die hohe Umsatzabhängigkeit von US-Verbrauchern
nicht, weshalb er nun nur noch ein neutrales Anlagevotum ausspricht.
Lanxess verbilligten sich um 4,8 Prozent. Die
US-Investmentbank Goldman Sachs stufte die Aktien
gleich doppelt ab und rät nach der bisherigen Kaufempfehlung nun zum
Verkauf. Analystin Georgina Fraser passte ihre Schätzungen für die
europäische Chemiebranche an die eingetrübte Wirtschaftslage an.
Lanxess sieht sie wegen der hohen Abhängigkeit von den USA, der
vergleichsweise konjunkturabhängigen Umsätze, einer geringen
Preissetzungsmacht und der bilanziellen Lagen im Falle einer
Konjunkturschwäche in einer schwierigen Situation"./gl/mis