FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Eskalation des amerikanisch-chinesischen
Handelskriegs hat den Dax am Mittwoch deutlich
belastet. China wird weitere Einfuhrzölle auf alle US-Waren in Höhe
von 50 Prozent erheben. Ab dem 10. April würden damit neue
Zusatzzölle in Höhe von insgesamt 84 Prozent auf alle US-Waren
gelten. Die USA erheben inzwischen insgesamt 104 Prozent auf
Einfuhren aus China.
Auch der Zollkonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union
könnte sich weiter zuspitzen. Die weltweiten Konjunkturperspektiven
trüben sich immer stärker ein, die Gefahren einer Rezession nehmen
zu.
Diesem Szenario trug der Dax Rechnung, indem er um 3,00 Prozent auf
19.670,88 Punkte sank. Seine nach der neuen Zollreaktion aus China
verbuchten Verluste konnte der deutsche Leitindex damit zwar etwas
eindämmen, auch weil sich die US-Börsen stabilisierten. An der
Fortsetzung der Talfahrt, die er am Vortag ohne Zoll-Störfeuer
vorübergehend unterbrochen hatte, änderte dies jedoch nichts.
Auch für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging
es weiter bergab, das Minus betrug 2,76 Prozent auf 24.866,00
Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor
3,17 Prozent auf 4.622,14 Punkte. In New York präsentiert sich der
Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen
Börsenschluss kaum verändert, der technologielastige Nasdaq 100
legte etwas zu.
Am Ölmarkt spiegeln die sinkenden Preise ebenfalls die
Rezessionssorgen wider und an den Anleihemärkten könnte sich laut
Experten gerade einiges zusammenbrauen. So zogen in den USA die
Renditen langlaufender Staatsanleihen zur Wochenmitte zeitweise
deutlich an - den Ökonomen der Dekabank zufolge ein gefährliches
Signal und Anzeichen dafür, dass etablierte Sichere-Häfen-Positionen
ihre Glaubwürdigkeit verlieren könnten.
Derweil wurde hierzulande am Mittwoch der Weg für die Bildung einer
schwarz-roten Bundesregierung frei gemacht. CDU, CSU und SPD
verständigten sich knapp sieben Wochen nach der Bundestagswahl auf
einen Koalitionsvertrag. "Dass in Deutschland schnell eine
handlungsfähige Regierung gebildet worden ist, fügt dem Chaos in der
Weltwirtschaft zumindest nicht noch weitere Unsicherheit hinzu",
kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Er sieht gute
Ansatzpunkte für den Standort Deutschland.
Am deutschen Aktienmarkt stach am Mittwoch die Online-Apotheke
Redcare mit einem Kurseinbruch von 16,7 Prozent
besonders negativ heraus. Händler bezeichneten die Reaktion auf die
geplante Ausgabe neuer Wandelschuldverschreibungen allerdings als
übertrieben, sie sei dem negativen Marktumfeld geschuldet. Der
gesamte europäische Pharmasektor stand stark unter
Druck. US-Präsident Donald Trump droht, bald auch hohe Zölle auf
bisher davon ausgenommene Pharmaprodukte zu verhängen. Im Dax war
Fresenius mit minus 5,3 Prozent das Schlusslicht.
Bayer verloren 4,6 Prozent.
Ebenfalls zu den größten Verlierern zählten Immobilienaktien
. Vonovia fielen um 3,8 Prozent. Auf
die Ankündigung der Zoll-Lawine aus den USA am vergangenen Mittwoch
hatte die Branche zunächst noch positiv reagiert, weil die erste
Reaktion am Anleihemarkt günstig ausfiel. Die Anleihenkurse stiegen
und im Gegenzug sanken die Zinsen, was gut für die kreditsensiblen
Immobilienwerte sein kann. Inzwischen ist dieser Effekt jedoch
verpufft. Der Status von US-Staatsanleihen als Zufluchtsort für
Investoren auf der Suche nach einem sicheren Anlage-Hafen bekommt
immer mehr Risse.
Traton rutschten nach Vorlage von Quartalszahlen auf
den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. Zum Handelsschluss
büßten die Titel der Volkswagen -Lastwagentochter 7,8
Prozent ein. Das vorläufige operative Ergebnis lag unter der
Markterwartung. An der Jahresprognose änderte Traton nichts./ajx/he