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Französischer Notenbankchef: Zollkonflikt spricht für baldige EZB-Zinssenkung

FRANKFURT (dpa-AFX) - Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) haben sich angesichts des Zollkonflikts für rasche Leitzinssenkungen ausgesprochen. Der Zollkonflikt werde eine nicht zu vernachlässigende Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum haben, sagte der französische Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau am Mittwoch der Tageszeitung "Le Monde".

Während die USA wahrscheinlich einen "Inflationsschock" erleiden würden, sei der Disinflationstrend in Europa "solide". Der Anstieg des Euro-Wechselkurses seit Trumps Ankündigung umfassender Zölle werde dazu beitragen, den Preisdruck einzudämmen. Unter Disinflation versteht man einen Prozess sinkender Inflationsraten.

"Es gibt noch Spielraum für Zinssenkungen", sagte er. "Die Veränderungen seit dem 2. April sprechen in der Tat für eine baldige Senkung." Trump hatte am vergangenen Mittwoch - dem von ihm sogenannten "Liberation Day" - seine neuen Zölle verkündet, die jetzt in Kraft getreten sind. Der französische Notenbankchef entscheidet als EZB-Ratsmitglied auch über Geldpolitik der EZB mit.

Ähnlich wie Villeroy äußerte sich der finnische Notenbankchef Olli Rehn. Die Gründe für eine erneute Zinssenkung hätten sich verstärkt. "Das war meine Ansicht schon früher, aber die vergangene Woche hat diese Einschätzung noch verstärkt, da sich die Inflation auf dem Zielniveau zu stabilisieren scheint und die Wachstumsaussichten sich aufgrund des Handelskriegs abgeschwächt haben", sagte er am Mittwoch in Helsinki. Die Geldpolitik der EZB bleibe weiter von den Daten abhängig.

Die EZB hatte zuletzt Anfang März die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Dies war die sechste Zinssenkung seit dem Sommer 2024. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der Sitzung keine klaren Signale für das weitere Vorgehen gegeben. Mittlerweile gehen die Finanzmärkte angesichts der Verschärfung des Zollstreits fest von einer Leitzinssenkung aus. Offenbar werden die Gefahren für das Wirtschaftswachstum höher gewichtet als die Inflationsrisiken./jsl/bek/mis

AXC0154 2025-04-09/13:21

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