ABB sieht sich bezüglich US-Zöllen gut vorbereitet
ZÜRICH (dpa-AFX) - Der schweizerische Technologiekonzern ABB
Die Industriepolitik habe sich weltweit verändert. "Überall fordern Regierungen, aber auch Kunden, dass Unternehmen wie die ABB nahe an den jeweiligen Märkten produzieren", sagte Voser. In den USA geplante Investitionen in zwei Werke in Tennessee und Mississippi in der Höhe von insgesamt 120 Millionen Dollar seien nicht auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump zurückzuführen. "Die Entscheidung fiel schon vor seiner Zeit und ist Teil unserer langfristigen Strategie, die Produktion vor Ort zu stärken", sagte Voser. Die Strategie von ABB orientiere sich ohnehin nicht an Wahlzyklen, sondern an langfristigen Trends - etwa Klimawandel, Energieeffizienz und Automatisierung.
Wegen der neuen Zölle werde der Verkauf von importierten Autos in den USA vermutlich sinken, da sich die lokalen Verkaufspreise erhöhen. Dies wiederum könnte gewisse Auswirkungen auf die Lieferketten in den Herstellerländern haben. "Für die ABB würde ich dieses Risiko aber als überschaubar einschätzen", sagte der Manager.
Es sei nicht ganz einfach, all die neuen Erlasse, die die US-Regierung Tag für Tag in Kraft setze, im Blick zu behalten. "Aber grundlegend hat sich nicht so viel geändert", sagte Voser. Die Welt bewege sich schon seit längerem weg von einer US-dominierten Welt hin zu einer multipolaren Ordnung.
Er gehe nicht davon aus, dass sich Firmen künftig für oder gegen gewisse Wirtschaftsräume entscheiden müssten. Aber man müsse versuchen, die geografischen Gebiete zu trennen und möglichst mit lokaler Technologie zu arbeiten. "Das machen wir heute schon", sagte Voser. Dabei würden die Geschäftsbereiche heikler, die verstärkt militärisches Thema oder die sehr regierungsnahe seien, wie etwa bei Drohnen.
"Angesichts dessen, was mit den USA passiert, muss Europa seine Beziehungen zu anderen Regionen stärken - ganz besonders zu Asien und China", sagte Voser. Der Westen werde aber akzeptieren müssen, dass andere Länder andere Wertesysteme haben. "Europa und die Schweiz werden Konzessionen machen müssen, wenn sie weiterhin vom globalen Wachstum profitieren wollen", sagt Voser.
Die Schweiz müsse sich bewegen, sagt Voser. "Unser größter Absatzmarkt liegt direkt vor der Haustüre. Es braucht darum ein Abkommen mit der EU, das uns den Zugang sichert." Ohne Zugang werde es klare Verlierer geben: Die vielen Schweizer kleinen und mittleren Unternehmen, "die nicht so flexibel sind wie wir", so Voser. Diese könnten ihre Produktion nicht einfach ins Ausland verlagern. Die Politik müsse endlich verstehen, wie wichtig der Marktzugang für solche Firmen sei.
In Europa sei eine gewisse Aufbruchstimmung zu spüren. Die Riesensummen, die in Deutschland und Europa freigemacht würden, dürften die Wettbewerbsfähigkeit stärken, ist Voser überzeugt. Europa sei immer eine Exportmaschine und ein Innovationsmotor gewesen. "Jetzt müssen wir wieder auf diese Stärken setzen."/pre/AWP/he
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