Aktien Frankfurt: Dax kommt etwas vom Rekord zurück - US-Zinsentscheid im Fokus
FRANKFURT (dpa-AFX) - Auf dem Rekordniveau des Dax
lassen es die Anleger zur Wochenmitte langsamer angehen. Nachdem das
historische Finanzpaket im Deutschen Bundestag am Vortag die erste
Hürde genommen hat, verlagert sich der Fokus nach Washington. Dort
entscheidet die US-Notenbank Fed nach dem europäischen
Handelsschluss über ihren Leitzins, der als besonders wichtige
Stellschraube für die globalen Finanzmärkte gilt.
Gegen Mittag lag der Dax mit 0,27 Prozent im Minus bei 23.317
Punkten. Befeuert von einer gelockerten Schuldenbremse und einem
milliardenschweren Finanzpaket für Infrastruktur und Rüstung hatte
der deutsche Leitindex am Vortag bei gut 23.476 Zählern einen Rekord
aufgestellt. Nach etwa 17 Prozent Plus im laufenden Jahr wird die
Luft nun aber dünner. Auch der MDax gab am Mittwoch
etwas auf 29.844 Zähler nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
jedoch schaffte es mit 0,3 Prozent ins Plus.
"Jetzt kommt der schwierigere Teil der Rally", betonte der
Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. In spekulativen
Phasen wie zuletzt habe es gegolten, einfach nur dabei zu sein. Nun
wisse man zwar, wieviel Geld zur Verfügung steht. "Aber es gibt
viele offene Fragen", sagte er etwa mit Blick auf die Verwendung der
Mittel aus dem riesigen Finanzpaket. Gewinnmitnahmen seien genauso
möglich, wie weitere Kurssteigerungen.
Die zuletzt vom Finanzpaket stark angetriebenen Aktien waren deshalb
am Mittwoch nicht mehr unisono gefragt. Im Rüstungsbereich litten
Aktien wie Rheinmetall oder Renk nach
erneuten Rekorden unter deutlichen Gewinnmitnahmen. Bei Mutares
ging es sogar um fast 15 Prozent bergab. Die Aktie
der Investorengesellschaft hatte bis zum Vortag stark vom steilen
Anstieg der Beteiligung Steyr Motors profitiert.
Die Führungsrolle im Dax übernahm am Mittwoch eine Aktie, die auch
von den Infrastruktur-Geldern profitieren dürfte. Die Anteile des
Baustoffkonzerns Heidelberg Materials zogen an der
Dax-Spitze um 2,1 Prozent an, nachdem sie der Deutsche-Bank-Analyst
Jon Bell als ein "Mega-Profiteur" bezeichnete. Nach dem bisherigen
Anstieg um fast die Hälfte in diesem Jahr sieht der Experte mit
seinem Kursziel von 195 Euro noch Potenzial.
Im Falle des Dax-Konzerns Vonovia konnten vorgelegte
Zahlen keine Erholung herbeiführen. Die Aktien fielen erstmals seit
fast einem Jahr wieder knapp unter die 25-Euro-Marke. Das
Immobilienunternehmen bleibt trotz steigender Renditen am
Anleihemarkt zuversichtlich und erhöhte die Dividende. Ein
Marktteilnehmer wies jedoch auf die anhaltende Unsicherheit mit
Blick auf gestiegene Kapitalmarktrenditen hin.
Mit fast vier Prozent unter Druck gerieten dagegen die Titel des
SDax-Mitglieds PVA Tepla . Am Markt hieß es, bei dem
Technologieunternehmen stehe ein guter Umsatzausblick einer schwach
prognostizierten Profitabilität gegenüber. In der Anlegerwertung
überwog dann letzteres.
Die Titel der VW -Nutzfahrzeugtochter Traton
wurden von einer Aktienplatzierung mit 4,5 Prozent
belastet. Der Mutterkonzern will den Streubesitz schon länger
erhöhen und nutzte nun den guten Kursverlauf, um mit einem kleineren
Aktienpaket Kasse zu machen. Der Kurs blieb mit 34 Euro über dem
Preis von 32,75 Euro, zu dem die Anteile verkauft wurden.
Positiv im Blickfeld stand Tui wegen eines positiven
Analystenkommentars. Die Aktie des Reisekonzerns stieg um fünf
Prozent und steuerte so auf ihren vierten Gewinntag zu, nachdem die
US-Bank JPMorgan die Bewertung mit "Overweight" aufgenommen hat. Der
führende Tourismuskonzern Europas biete Anlegern ein attraktives
Verhältnis zwischen Chancen und Risiken, schrieb Analyst Karan Puri.
In dem von hoher Unsicherheit geprägten wirtschaftlichen Umfeld wird
nach dem europäischen Börsenschluss damit gerechnet, dass die
US-Notenbank Fed ihren Leitzins nicht antastet. Der Fokus liegt auf
möglichen Signalen für künftige Entscheidungen. Angesichts der
aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ist die
Hoffnung auf weitere Zinssenkungen in den Vereinigten Staaten
gedämpft./tih/jha/