ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax mit Rekord - Bundestag bejaht Finanzpaket
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf milliardenschwere
Investitionen in Infrastruktur und Rüstung hat den deutschen
Aktienmarkt am Dienstag weiter angetrieben. Schon bevor der
Bundestag am Nachmittag grünes Licht für das Finanzpaket gegeben
hatte, war der Dax auf ein Rekordhoch bei gut 23.476
Punkten gestiegen. Letztlich ging der deutsche Leitindex 0,98
Prozent im Plus mit 23.380,70 Zählern aus dem Handel. Sein
Jahresgewinn liegt mittlerweile bei mehr als 17 Prozent.
Noch stärker gefragt waren weiterhin die Werte aus der zweiten und
dritten deutschen Börsenreihe: Während der MDax mit
um 1,55 Prozent auf 29.970,08 Punkte zulegte, wies der SDax
mit einem Anstieg um rund drei Prozent den größten
Schwung auf. Der Kleinwerte-Index nähert sich allmählich seinem 2021
aufgestellten Rekord.
Das vom Bundestag genehmigte Finanzpaket mache den Unternehmen nun
deutlich, dass das Geld bereitliege, kommentierte Thomas Gitzel von
der VP Bank. "Das gibt Verlässlichkeit und Unternehmen können
ihrerseits wiederum in entsprechende Maschinen und
Kapazitätserweiterungen investieren." Allerdings muss am Freitag
zunächst auch noch der Bundesrat dem Paket zustimmen.
In Erwartung der drastisch erhöhten Staatsausgaben wird die
konjunkturelle Zuversicht der Anleger derweil größer. Dies zeigte
sich auch an den Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten, die
im ZEW-Index gemessen werden. Dieser hellten sich im März erneut
kräftig auf. Laut den Experten der Helaba sorgt die US-Zollpolitik
zwar für Verunsicherung, das schuldenfinanzierte Konjunkturprogramm
wiege derzeit aber schwerer.
Auch für Europas Börsen ging es aufwärts. Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 schloss 0,72 Prozent höher mit 5.485,01
Punkten. In Paris und London standen ebenfalls Kursgewinne zu Buche,
in der Schweiz bewegte sich der SMI letztlich kaum.
Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial verlor
nach zuletzt zwei Erholungstagen zum europäischen Handelsschluss
fast ein Prozent.
Aktienseitig blieben die zuletzt schon von dem Finanzpaket
angetriebenen Werte aus den Rüstungs- und Infrastrukturbereichen im
Mittelpunkt - auch deshalb, weil Unionsfraktionschef Friedrich Merz
(CDU) noch für diese Woche eine Freigabe aufgestockter
Ukraine-Hilfen in Aussicht stellte. Den einschlägigen Rüstungsaktien
Rheinmetall , Hensoldt und Renk
gelangen daraufhin abermals Rekorde. Derweil
telefonierten US-Präsident Trump und Russlands Staatschef Putin
erneut zum Ukraine-Krieg.
Die Anleger erweiterten zuletzt aber schon den Kreis um weitere
Profiteure wie Steyr Motors . Inspiriert vom
österreichischen Motorenbauer avancierten Deutz mit
einem Kurssprung um 21,2 Prozent zum besten SDax-Wert. Sie
profitierten dabei von der Idee, mit ihren Motoren auch etwas von
den steigenden Verteidigungsausgaben abzubekommen. Beim
Steyr-Großaktionär Mutares setzten allerdings
Gewinnmitnahmen ein, die Papiere büßten vier Prozent ein. Mutares
kündigte außerdem an, seine Beteiligung an Steyr reduzieren zu
wollen.
Die Aktien von Thyssenkrupp blieben dagegen als
vermutlicher Profiteur des Rüstungsbooms begehrt. Mit einem Anstieg
um 12,7 Prozent wurden sie erstmals seit drei Jahren wieder über
zehn Euro gehandelt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter
Berufung auf Insider berichtete, winkt der Sparte Marine Systems
(TKMS) ein milliardenschwerer Fregatten-Großauftrag aus Deutschland.
Der Optimismus der Anleger zeigte sich generell bei
konjunkturabhängigen Branchen. Investoren setzten in der Breite auch
auf zyklische Titel aus den Bereichen Automobilbau ,
Technologie und Banken . Im SDax legten
etwa die Aktien des IT-Dienstleisters Adesso um rund 13 Prozent zu.
Schwäche zeigten dagegen weiterhin Immobilienwerte ,
die seit geraumer Zeit wieder unter Zinssorgen im Zuge der
erwarteten hohen Schuldenaufnahmen Deutschlands leiden. Diese
Erwartungen treiben die Zinsen an den Anleihemärkten hoch.
Trotz vorsichtiger Aussagen zum laufenden Jahr gingen die Aktien von
Fraport 2,1 Prozent höher aus dem Handel. Analyst
Johannes Braun von der Investmentbank Stifel sprach zwar von etwas
schwächeren Resultaten 2024 als gedacht. Allerdings habe der
Flughafenbetreiber bestätigt, dass 2025 beim freien Barmittelfluss
der Breakeven erreicht werden soll.
Im Zuge der Zahlenvorlage enttäuschte Springer Nature
seine Aktionäre mit einem verhaltenen Ausblick. Die Titel des
wissenschaftlichen Verlags sackten auf ein Rekordtief ab. Mit minus
5,6 Prozent auf 21,32 Euro rutschten sie auch deutlich unter ihren
Ausgabepreis von 22,50 Euro vom Börsengang im Herbst./niw/mis