FRANKFURT (dpa-AFX) - Zum Ende einer bisher schwachen Woche hat der
deutsche Aktienmarkt einen weiteren Erholungsversuch unternommen.
Gegen Mittag lieferten die Aussicht auf eine Einigung in Gesprächen
von Union, SPD und Grünen über das geplante milliardenschwere
Finanzpaket für Rüstung und Infrastruktur. Wie die Deutsche
Presse-Agentur aus Fraktionskreisen erfuhr, haben Grüne und SPD für
13.00 Uhr Fraktionssitzungen anberaumt.
Positiv aufgenommen wurde zuvor die Nachricht, dass sich der
US-Kongress auf einen Kompromiss geeinigt hat, um einen Stillstand
der Regierungsgeschäfte zu verhindern. Die Marktteilnehmer hielten
sich aber mit größeren Engagements zurück, denn die Risiken für
negative geopolitische Überraschungen am Wochenende seien zu groß,
kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow.
Der Dax notierte um die Mittagszeit 1,6 Prozent im
Plus bei 22.935,87 Punkten. Damit deutet sich für den Leitindex ein
Wochenverlust von rund 0,7 Prozent an, nachdem er deutlich von
seinem jüngsten Rekordhoch abgerutscht war. Der MDax
der mittelgroßen Unternehmen stieg am Freitagmittag um 1,9 Prozent
auf 29.000 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
ging es um rund 1,2 Prozent nach oben.
Nach Einschätzung des Analysten Jochen Stanzl von CMC Markets
bezieht der Dax auch Stärke aus China: "Wenn es in China einen
Aufschwung gibt, kann Europa das zum Teil nutzen, um die negativen
Einflüsse der US-Handelspolitik abzuschirmen." Dieser Ausgleich
fehle den USA, weil sich US-Präsident Trump gleichzeitig mit China,
der Europäischen Union, Kanada und Mexiko anlege. "Auch das ist der
Grund, warum internationale Investoren Schutz in chinesischen und
europäischen Aktien suchen und US-Aktien verkaufen", so Stanzl.
Die Aktien von BMW drehten ins Plus, nachdem sie
zunächst als Dax-Schlusslicht deutlich nachgegeben hatten. Zuletzt
notierten die Papiere des Autobauers 0,6 Prozent höher. BMW geht
nach einem Gewinneinbruch mit Vorsicht ins neue Jahr. 2024
belasteten das schwache Geschäft in China und Probleme mit
Bremssystemen spürbar. Der Margenausblick auf 2025 bleibe etwas
hinter jenen von Konkurrenten zurück, bemerkte JPMorgan-Analyst Jose
Asumendi. Angesichts des aktuellen Umfelds sieht er darin aber eine
realistische Prognose.
Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck will nach
einem Gewinnrückgang 2025 wieder mehr Geld im Tagesgeschäft
verdienen. Das bereinigte operative Ergebnis soll um 5 bis 15
Prozent zulegen. Im vergangenen Jahr war das operative Ergebnis um
15 Prozent gefallen. Der Umsatz ging wegen der schwierigen
Wirtschaftslage in Europa und Asien um 3 Prozent zurück. Hoffnung
macht allerdings der starke Auftragseingang im Schlussquartal. Die
Aktien von Daimler Truck gewannen 3,1 Prozent.
Die Titel von Bechtle schwankten zunächst stark nach
dem Ausblick des IT-Dienstleisters, reagierten mit zuletzt plus 5,7
Prozent aber positiv. Insbesondere das erste Halbjahr dürfte schwach
verlaufen, erklärte Unternehmenschef Thomas Olemotz am Freitag auf
der Bilanzpressekonferenz. Allerdings könnte vor allem das Geschäft
mit der öffentlichen Hand dann anziehen, wenn sich eine neue
deutsche Bundesregierung auf einen Haushalt geeinigt hat.
Der Arzneimittelhersteller Dermapharm steigerte im
vergangenen Jahr den Umsatz um vier Prozent. Vor allem das Geschäft
mit Marken-Arzneimitteln lief besser. Der bereinigte operative
Gewinn (Ebitda) wuchs jedoch lediglich um knapp zwei Prozent. Für
2025 nimmt sich Vorstandschef Hans-Georg Feldmeier ein etwas höheres
Ergebnis vor. Die Aktie sackte im frühen Handel deutlich ab, drehte
aber im weiteren Verlauf steil nach oben und gewann zuletzt 4,0
Prozent.