FRANKFURT (dpa-AFX) - Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Rekordjagd
haben den Dax am Freitag zeitweise unter die Marke
von 23.000 Punkten gedrückt. Der mit Spannung erwartete
US-Arbeitsmarktbericht half ihm aber wieder etwas auf die Beine.
Letztlich verlor der deutsche Leitindex 1,75 Prozent auf 23.008,94
Punkte.
Auf Wochensicht jedoch verbuchte der Dax ein klares Plus von 2,0
Prozent, nachdem er am Montag erstmals über 23.000 Punkte geklettert
war. Die vergangenen Tage hatten die von der voraussichtlich
künftigen Regierungskoalition geplanten Milliardenkredite für
Verteidigung und Infrastruktur das Börsenbarometer beflügelt. Noch
stärker profitierte der MDax von diesen Impulsen: Er
verbuchte einen Wochengewinn von 4,5 Prozent. Am Freitag schloss der
Index der mittelgroßen Unternehmen 2,41 Prozent tiefer bei 29.560,30
Zählern.
Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um
0,9 Prozent auf 5.468,41 Zähler abwärts. Außerhalb des Euroraums
legte der Schweizer SMI um rund 0,4 Prozent zu,
während der britische FTSE 100 nahe am
Vortagesschluss blieb. In den USA verlor der Dow Jones Industrial
zuletzt 0,8 Prozent.
Die US-Wirtschaft schuf im Februar weniger Arbeitsplätze als
erwartet. Dazu wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden
Vormonaten ein wenig nach unten revidiert. Die Arbeitslosenquote
legte überraschend zu. Analysten hatten im Schnitt mit einer
Stagnation gerechnet. Trotz des Anstiegs bleibt sie aber weiter auf
einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Der Anstieg der Löhne fiel
erwartungsgemäß aus. "Per saldo dürfte die US-Notenbank weiterhin
keine Eile verspüren, die Zinsen zu senken", kommentierte Ralf
Umlauf von der Landesbank Helaba.
Von der Europäischen Zentralbank (EZB) können die Börsen in nächster
Zeit wohl ebenfalls keinen Rückenwind erwarten. Diese hatte am
Donnerstag zwar ihren Leitzins wie erwartet ein weiteres Mal
gesenkt. Weil die Zollkonflikte mit der Regierung von US-Präsident
Donald Trump die Teuerung anheizen könnten, warnen manche
Notenbanker aber vor zu weitgehenden Senkungen. Ökonomen gehen daher
davon aus, dass die EZB im April eine Zinspause einlegen könnte.
Am deutschen Aktienmarkt dominierten vor dem Wochenende
Kursverluste. Bayer brachen um 6,5 Prozent ein. Der
hoch verschuldete Chemie- und Pharmakonzern will sich auf der
Hauptversammlung das Recht auf eine umfangreiche Kapitalerhöhung
einräumen lassen. Anleger befürchten eine massive Verwässerung ihrer
Anteile.
Infrastrukturtitel wie Siemens Energy , Hochtief
und Bilfinger , die zuletzt deutlich
von den geplanten deutschen Milliardenkrediten profitiert hatten,
gerieten mit Abschlägen von bis zu gut 7 Prozent unter Druck. Die
jüngst ebenfalls gefragten Rüstungsaktien Rheinmetall
und Renk sackten um 7,0 beziehungsweise 6,6 Prozent
ab.
Hensoldt büßten am MDax-Ende sogar mehr als 13
Prozent ein. Hier belastete auch eine Abstufung des Analysehauses
Kepler Cheuvreux. Die gigantischen Aufrüstungspläne in Europa
lieferten zweifellos gute Gründe, um auf einen Umsatzschub für den
Spezialisten für Rüstungselektronik zu setzen, schrieb Experte
Aymeric Poulain. Das Tempo, in dem die Aktien die Zukunft
vorwegnähmen, sei aber gefährlich hoch. Die Aktien seien inzwischen
"zu heiß, um sie zu halten".
Auch Autotitel litten unter Gewinnmitnahmen, die allerdings
unterschiedlich hoch ausfielen. Am Vortag hatte die Branchenstimmung
noch davon profitiert, dass Trump im Zollstreit mit Mexiko und
Kanada einen einmonatigen Aufschub zumindest für US-Autohersteller
gewährte. Zuletzt erweiterte der US-Präsident diese Ausnahme auf
alle Auto-Einfuhren aus den beiden Nachbarländern, die unter das
nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen. Das gilt auch
für Zulieferer.
BMW zählte mit minus 3,9 Prozent zu den größten
Dax-Verlierern. Der Konzern muss bereits höhere Zölle auf seine in
Mexiko produzierten Fahrzeuge für den US-Markt zahlen, da diese
nicht unter eine bestimmte Regelung fallen und deshalb mit
Einfuhrzöllen von 25 Prozent belegt werden.
Dagegen ist Konkurrent Volkswagen (VW) Nutznießer des
Aufschubs der Zollerhöhungen gegen Mexiko. Wie die US-Tochter der
Wolfsburger mitteilte, fallen die in Nordamerika hergestellten Autos
der Kernmarke VW Pkw beim Import in die USA unter die
Regelungen des USMCA, was sie von Zöllen bis zunächst Anfang April
ausnimmt. Dementsprechend verloren die VW-Titel lediglich 1,4
Prozent.
Der Automobilzulieferer Norma erwartet für das
laufende Jahr keine großen Sprünge. Vor allem das erste Halbjahr
dürfte noch von einer zurückhaltenden Nachfrage geprägt sein, teilte
das Unternehmen am Freitagnachmittag mit. Eine Belebung soll es
voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte geben. Die Aktie
verlor zweitschwächster Wert im SDax 5,9 Prozent./edh/ngu