Aktien Frankfurt : Dax springt dank Finanzpaket wieder über 23.000 Punkte
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Mittwoch mit
einer kräftigen Kurserholung auf das historische Finanzpaket von
Union und SPD reagiert. Positiv wirkten auch die überwiegend
freundlichen asiatischen Märkte sowie die höher erwarteten
US-Börsen. Schon in der ersten Handelsstunde knackte der deutsche
Leitindex wieder die Marke von 23.000 Punkten, die er zu
Wochenbeginn erstmals überschritten hatte. Für einen erneuten Rekord
reichte es aber nicht. Am frühen Nachmittag stand ein Plus von 3,73
Prozent auf 23.158,59 Punkte zu Buche.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen erholte sich
mit einem Sprung um 5,65 Prozent auf 29.623,85 Punkte noch
deutlicher. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
ging es um 2,6 Prozent hoch. Er kann wie der Dax trotz der jüngsten
Turbulenzen seit Jahresbeginn prozentual zweistellige Gewinne
vorweisen - im Gegensatz zu den überwiegend deutlichen Verlusten der
großen US-Börsenbarometer.
Am Dienstagabend hatten CDU/CSU und SPD, die eine Koalition
anstreben, ein historisches Finanzpaket geschnürt. Die im
Grundgesetz verankerte Schuldenbremse soll für Verteidigungsausgaben
gelockert und ein Sondervermögen für die Infrastruktur mit 500
Milliarden Euro geschaffen werden. Dies wirke "wie ein riesiges
Konjunkturpaket", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom
Vermögensverwalter QC Partners. "Viele Branchen und Firmen dürfen
sich jetzt auf zusätzliche Großaufträge freuen."
Zur dafür nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit brauchen CDU/CSU und SPD
aber Unterstützung aus den Reihen der Grünen oder der FDP. Zudem
drängt die Zeit. Denn spätestens am 30. Tag nach der Bundestagswahl
am 23. Februar muss der neu gewählte Bundestag zusammentreten, in
dem AfD und BSW zusammen eine Sperrminorität gegen Änderungen des
Grundgesetzes haben.
Am Montag hatte eine Rally von Rüstungs- und Autoaktien den Dax
erstmals über 23.000 Punkte katapultiert. Nur einen Tag später
erlitt er wegen Ängsten vor einem globalen Handelskrieg den
heftigsten Einbruch seit drei Jahren. Laut Chartexperte Martin
Utschneider von Finanzethos hat sich der übergeordnete Aufwärtstrend
aber trotz dieser Verwerfungen bestätigt.
Am Mittwoch waren Infrastrukturtitel im Zuge des Finanzpakets noch
stärker gefragt als Rüstungsaktien. Heidelberg Materials
setzten sich mit einem Sprung von 15 Prozent an die
Dax-Spitze, auch Siemens Energy waren gefragt. Die
Papiere der Bauunternehmen und -dienstleister Bilfinger
und Hochtief sowie der
Logistikdienstleister Kion und Jungheinrich
belegten mit prozentual zweistelligen Gewinnen
vordere MDax-Plätze. Aus dem Rüstungsbereich sprangen Renk
, Hensoldt und Rheinmetall
um bis zu 7,5 Prozent hoch.
Dagegen zählten die zinssensiblen Immobilienwerte angesichts kräftig
anziehender Anleiherenditen zu den wenigen Verlierern.
Ansonsten standen Geschäftszahlen im Fokus. Bayer
befürchtet 2025 wegen des anhaltenden Gegenwinds im Agrargeschäft
einen weiter sinkenden operativen Gewinn. Dennoch wagten die Aktien
einen Ausbruchsversuch. Sie legten um Dax-konforme 3,6 Prozent zu.
Adidas verloren indes 1,6 Prozent. Der
Sportartikelhersteller erwartet trotz eines schwierigen
konjunkturellen Umfeldes ein weiteres Wachstum, das sich gegenüber
dem Vorjahr aber abschwächen dürfte. Analysten hatten insbesondere
beim operativen Ergebnisziel auf mehr gehofft.
Der Spezialchemiekonzern Evonik traut sich 2025 eine
weitere Verbesserung des operativen Gewinns zu, was ihm ein Kursplus
von 10 Prozent bescherte. Die bereinigten operativen
Ergebniskennziffern hätten im vergangenen Quartal zwar die
Erwartungen deutlich verfehlt, schrieb JPMorgan-Analyst Chetan
Udeshi. Der Ausblick dürfte die Anleger aber beruhigen.
Bei Freenet konnten sich die Aktionäre über ein
Kurshoch seit dem Jahr 2000 freuen - zuletzt stand noch ein Plus von
5,6 Prozent zu Buche. Der Mobilfunk- und TV-Anbieter hofft im
laufenden Jahr auf den weiteren Erfolg seines Fernsehprodukts
waipu.tv. Ein Händler hob die traditionell hohen Ausschüttungen an
die Aktionäre positiv hervor. Zudem könnte sich der Ausblick als
konservativ erweisen. Dem Technologiekonzern Kontron
gelang nach einem Auftrag gar ein Rekordhoch.
Dass SMA Solar nach einem operativen Verlust 2025
wieder schwarze Zahlen schreiben will, bescherte dem
Wechselrichter-Hersteller einen Kurssprung von 25 Prozent an die
Spitze des Nebenwerte-Index SDax . Dagegen büßten
Schaeffler 1,7 Prozent ein. Der Auto- und
Industriezulieferer war 2024 in die roten Zahlen gerutscht und geht
angesichts des schwierigen Umfelds in der Automobilindustrie
vorsichtig in das neue Jahr./gl/jha/