Aktien Frankfurt : Dax springt dank Finanzpaket wieder über 23.000 Punkte
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Mittwoch mit
einer kräftigen Kurserholung auf ein geplantes Finanzpaket von Union
und SPD reagiert. Schon in der ersten Handelsstunde knackte der
deutsche Leitindex wieder die Marke von 23.000 Punkten, die er zu
Wochenbeginn erstmals überschritten hatte. Für einen erneuten Rekord
reichte es aber nicht: Um die Mittagszeit stand ein Plus von 3,26
Prozent auf 23.054,98 Punkte zu Buche.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen erholte sich
mit einem Sprung um 5,98 Prozent auf 29.716,10 Punkte noch
deutlicher. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
ging es um 2,2 Prozent hoch. Er kann wie der Dax trotz der jüngsten
Turbulenzen seit Jahresbeginn prozentual zweistellige Gewinne
vorweisen - im Gegensatz zu den überwiegend deutlichen Verlusten der
großen US-Börsenbarometer.
Für den Dax wirkten das geplante Sondervermögen für die
Infrastruktur und die höheren Verteidigungsausgaben an der
Schuldenbremse vorbei "wie ein riesiges Konjunkturpaket",
kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter
QC Partners. "Viele Branchen und Firmen dürfen sich jetzt auf
zusätzliche Großaufträge freuen."
Am Dienstagabend hatten CDU/CSU und SPD, die eine Koalition
anstreben, ein historisches Finanzpaket geschnürt. Die im
Grundgesetz verankerte Schuldenbremse soll für Verteidigungsausgaben
gelockert und ein Sondervermögen für die Infrastruktur mit 500
Milliarden Euro geschaffen werden. Zur dafür nötigen
Zwei-Drittel-Mehrheit brauchen CDU/CSU und SPD aber Unterstützung
aus den Reihen der Grünen oder der FDP. Zudem drängt die Zeit. Denn
spätestens am 30. Tag nach der Bundestagswahl am 23. Februar muss
der neu gewählte Bundestag zusammentreten, in dem AfD und BSW
zusammen eine Sperrminorität gegen Änderungen des Grundgesetzes
haben.
Am Montag hatte eine Rally von Rüstungs- und Autoaktien den Dax
erstmals in seiner Geschichte deutlich über die Marke von 23.000
Punkten katapultiert. Nur einen Tag später erlitt er wegen Ängsten
vor einem globalen Handelskrieg den heftigsten Einbruch seit drei
Jahren. Laut Chartexperte Martin Utschneider von Finanzethos hat
sich der übergeordnete Aufwärtstrend aber trotz dieser Verwerfungen
bestätigt.
Am Mittwoch waren Infrastrukturtitel im Zuge des Finanzpakets noch
stärker gefragt als Rüstungsaktien. Heidelberg Materials
eroberten mit plus 13,3 Prozent die Dax-Spitze, auch
Siemens Energy waren gefragt. Die Papiere der
Bauunternehmen und -dienstleister Bilfinger und
Hochtief sowie der Logistikdienstleister Kion
und Jungheinrich belegten vordere
MDax-Plätze. Aus dem Rüstungsbereich sprangen Renk ,
Hensoldt und Rheinmetall um bis zu
mehr als 9 Prozent hoch.
Dagegen zählten die zinssensiblen Immobilienwerte wie Vonovia
, LEG Immobilien und Aroundtown
angesichts kräftig anziehender Anleiherenditen zu den
wenigen Verlierern.
Ansonsten standen Geschäftszahlen im Fokus. Bayer
befürchtet 2025 wegen des anhaltenden Gegenwinds im Agrargeschäft
einen weiter sinkenden operativen Gewinn. Dennoch wagten die Aktien
in einem starken Branchenumfeld einen Ausbruchsversuch und
verteuerten sich um 4 Prozent.
Adidas legten um vergleichsweise bescheidene 1,1
Prozent zu. Der Sportartikelhersteller erwartet trotz eines
schwierigen konjunkturellen Umfeldes ein weiteres Wachstum, das sich
gegenüber dem Vorjahr aber abschwächen dürfte. Analysten hatten
insbesondere beim operativen Ergebnisziel auf mehr gehofft.
Der Spezialchemiekonzern Evonik traut sich 2025 eine
weitere Verbesserung des operativen Gewinns zu, was ihm ein Kursplus
von 9,3 Prozent bescherte. Die bereinigten operativen
Ergebniskennziffern hätten im vergangenen Quartal zwar die
Erwartungen deutlich verfehlt, schrieb JPMorgan-Analyst Chetan
Udeshi. Der Ausblick dürfte die Anleger aber beruhigen.
Der Mobilfunk- und TV-Anbieter Freenet hofft im
laufenden Jahr auf den weiteren Erfolg seines Fernsehprodukts
waipu.tv. Ein Händler hob die traditionell hohen Ausschüttungen an
die Aktionäre positiv hervor. Zudem könnte sich der Ausblick als
konservativ erweisen. Nach einem schwachen Start drehten die Titel
ins Plus und gewannen 4,2 Prozent.
Dass SMA Solar nach einem operativen Verlust 2025
wieder schwarze Zahlen schreiben will, bescherte dem
Wechselrichter-Hersteller einen Kurssprung von knapp 22 Prozent an
die Spitze des Nebenwerte-Index SDax . Dagegen büßten
Schaeffler 2,1 Prozent ein. Der Auto- und
Industriezulieferer war 2024 in die roten Zahlen gerutscht und geht
angesichts des schwierigen Umfelds in der Automobilindustrie
vorsichtig in das neue Jahr./gl/jha/