Aktien Europa: EuroStoxx nach Deutschland-Wahl verhaltener als Dax
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Die wichtigsten europäischen Börsen
haben am Montag nach dem deutschen Wahlwochenende ein durchwachsenes
Bild abgegeben. Während der Dax vom Wahlsieg der
Union eindeutig profitierte, entwickelten sich andere Börsen
verhaltener. Der EuroStoxx 50 trat denn auch mit
5.478 Punkten fast auf der Stelle.
An der französischen Börse bewegte sich der Cac 40
zuletzt leicht im Minus. Außerhalb der Eurozone gewann der Schweizer
SMI knapp ein halbes Prozent auf 13.008 Zähler,
während der Londoner FTSE 100 0,3 Prozent höher bei
8.684 Punkten notierte.
Analyst Ricardo Evangelista vom Broker Activtrades sagte, das
Wahlergebnis in Deutschland werde von Anlegern "mit vorsichtigem
Optimismus" begrüßt. Die Union gewann die Bundestagswahl klar und
dürfte mit Friedrich Merz den nächsten Kanzler stellen. Nun läuft
alles auf ein Bündnis aus Union und SPD hinaus, da die beiden
Parteien im neuen Bundestag für eine Mehrheit genug Sitze haben.
Komplexere Verhandlungen dreier Parteien könnten damit zunächst
vermieden werden, betonte Evangelista. Er erwähnte aber auch einen
Punkt, der nach der Wahl sorgenvoll stimme: Mit der AfD und der
Linken verfügen die beiden Parteien an den politischen Rändern
nämlich über eine sogenannte Sperrminorität, womit sie zum Beispiel
eine Anhebung der Schuldenbremse blockieren könnten.
Zahlreiche deutsche Aktien mischten sich am Montag mit Anstiegen um
bis zu zwei Prozent unter die größten EuroStoxx-Gewinner, darunter
der Rückversicherer Munich Re , der Autobauer
Volkswagen und der Pharma- und Agrarchemiekonzern
Bayer .
Schwäche zeigten dagegen Schneider Electric mit fast
vier Prozent Minus. Sie kamen damit von ihrem Stand nahe dem
Januar-Rekord zurück. Die Fantasie, Elektrotechnikkonzerne seien
wegen des Megatrends Künstliche Intelligenz ein wichtiger Profiteur
des Ausbaus von Rechenzentren, erhielt am Montag einen Rückschlag.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf eine Analyse
der US-Investmentbank TD Cowen berichtet, habe der Softwarekonzern
Microsoft wohl begonnen, Leasing-Verträge für
Rechenzentren deutlich zurückzuschrauben.
Zum Schlusslicht im EuroStoxx wurde aber Prosus mit
einem Rückschlag um knapp sieben Prozent nach einem Übernahmeangebot
für Just Eat Takeaway . Die Offerte von 20,30 Euro je
Aktie ließ die Papiere des Lieferando-Mutterkonzerns um mehr als die
Hälfte auf 19 Euro nach oben springen. Davon beflügelt wurden auch
die Papiere anderer Branchenwerte. An der Transaktion zwar
unbeteiligt, legten Deliveroo in London um fast
sieben Prozent zu.
Ein Fusionsvorhaben brachte auch im Bereich der Energiedienstleister
Gesprächsstoff. Saipem und Subsea 7
wollen gemeinsam einen globalen Marktführer formen, was vor allem
den Subsea-Kurs in Oslo um 7,5 Prozent anziehen ließ. Bei Saipem war
die positive Wirkung geringer, hier stand der Kurs zuletzt mit 1,2
Prozent im Plus.
Der Wahlausgang in Deutschland lenkte noch die Aufmerksamkeit auf
europäische Rüstungswerte - und dies über das deutsche Unternehmen
Rheinmetall hinaus. Für die Aktien von BAE Systems
ging es in London um fast drei Prozent nach oben.
Auch Airbus war als möglicher Profiteur mit etwa zwei
Prozent Plus gefragt.
B&M Retail sackten an der Londoner Börse um mehr als
acht Prozent ab. Der Einzelhändler enttäuschte im Zuge der
Zahlenvorlage mit seinem operativen Gewinnausblick. Als Unsicherheit
hinzu kam noch der für Ende April angekündigte Abschied des
Konzernchefs Alex Russo./tih/mis