Aktien Frankfurt: Dax stabilisiert sich weiter vor kritischer Bundestagswahl
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat zum Ende einer
turbulenten Woche einen erneuten Stabilisierungsversuch gestartet.
Allerdings hielt sich die Kaufbereitschaft am Freitag in Grenzen: Um
die Mittagszeit stand der deutsche Leitindex 0,27 Prozent im Plus
bei 22.375,33 Punkten. Angesichts der Gewinnmitnahmen nach dem
jüngsten Höhenflug zeichnet sich ein Wochenverlust von 0,6 Prozent
ab. Vor der Bundestagswahl am Sonntag hielten sich die Anleger eher
zurück, kommentierte Finanzmarktexperte Andreas Lipkow.
Der MDax , in dem sich die mittelgroßen Unternehmen
versammeln, erholte sich am Freitag um 1,07 Prozent auf 27.689,21
Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann
0,5 Prozent.
Am Mittwochmorgen hatte der Dax seine monatelange Rekordjagd noch
mit einem Höchststand von gut 22.935 Punkten gekrönt. Nach 15
Prozent Plus im laufenden Jahr und einem bereits sehr starken
Vorjahr setzten dann aber Gewinnmitnahmen ein. Eine Stabilisierung
war am Vortag noch nicht gelungen: Nach zeitweisen Kursaufschlägen
war das Börsenbarometer ins Minus gerutscht und hatte unter seinem
Vortagstief geschlossen.
In vielen aktuellen Umfragen hat die mit Abstand führende Union mit
der SPD eine Mehrheit, bei der Hälfte aller Institute reicht es auch
noch mit den Grünen. Mit letzteren will die CSU allerdings auf
keinen Fall regieren. Deswegen gelten Koalitionsverhandlungen
zwischen Union und SPD erst einmal als wahrscheinlichste Option.
Einige Demoskopen sehen indes keine Mehrheit für eine
Zweierkoalition, zumal alle anderen Parteien eine Koalition mit der
rechtspopulistischen AfD ausgeschlossen haben. Diese dürfte hinter
der Union auf dem zweiten Platz landen. Ein Regierungsbündnis aus
drei Parteien würde die Verhandlungen sehr wahrscheinlich
erschweren.
ProSiebenSat.1 profitierte am Freitag
von neu angefachter Übernahmefantasie: Mit einem Kurssprung von mehr
als 12 Prozent auf 6,03 Euro machten die Aktien die jüngsten
Verluste mehr als wett. Sie führten damit die Gewinnerliste im
Nebenwerte-Index SDax an und waren so teuer wie seit
Ende Oktober nicht mehr. Laut der italienischen Tageszeitung "La
Stampa" erwägt die Medien-Holdinggesellschaft MediaForEurope
, die fast 30 Prozent an dem Medienkonzern hält,
irgendwann nach der Bundestagswahl eine Übernahmeofferte.
Bei Indexnachbar Deutsche Beteiligungs AG konnten
sich die Anleger über eine Kurserholung um 4,2 Prozent freuen. Das
Unternehmen hatte am Vorabend angekündigt, nur wenige Tage nach dem
Ende des letzten Aktienrückkaufprogramms ein neues zu starten.
Binnen eines Jahres will es dafür bis zu 20 Millionen Euro ausgeben.
Maximal sollen 800.000 eigene Aktien erworben werden, was rund 4,25
Prozent des Grundkapitals entspreche.
Die Aktien von Symrise setzten sich mit plus 1,7
Prozent an die Dax-Spitze. Der Duftstoffhersteller gab eine
strategische Partnerschaft mit der norwegischen Hofseth BioCare ASA
(HBC) bekannt.
Dagegen war Airbus mit einem weiteren Kursrückgang um
1 Prozent einer der größten Indexverlierer. Das US-Investmenthaus
Jefferies strich seine Kaufempfehlung für die Titel des
Flugzeugbauers. Expertin Chloe Lemarie rät den Anlegern nach dem
soliden Quartalsbericht, auf eine anziehende Produktionsdynamik zu
warten. Denn davon werde die Stimmung in den kommenden Quartalen
abhängen.
Für die Aktien des Kupferkonzerns Aurubis ging es am
MDax-Ende um 3,7 Prozent bergab. Das am Dienstag erreichte Hoch seit
fast zwei Jahren rückt damit in weitere Ferne. Hier belastete eine
Abstufung der Schweizer Großbank UBS , die nun zum
Verkauf rät. Analyst Daniel Major befürchtet eine anhaltende
Schwäche der Schmelz- und Raffinierlöhne sowie Druck auf die
Profitabilität im Kupferrecycling./gl/mis