Aktien Frankfurt: Dax unter Druck - EZB-Aussagen begünstigen Gewinnmitnahmen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Mittwoch nach
einem erneuten Rekordhoch deutlich unter Druck geraten.
Inflationsängste und Aussagen von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel
Schnabel, die ein mögliches Ende des Zinssenkungszyklus in Aussicht
stellten, "könnten den Anlegern einen triftigen Grund liefern,
kurzfristig Kasse zu machen", schrieb Marktstratege Salah-Eddine
Bouhmidi vom Broker IG. Von den ein wenig schwächer erwarteten
US-Börsen kam ebenfalls kein Rückenwind.
Am Nachmittag büßte der deutsche Leitindex 1,17 Prozent auf
22.576,29 Punkte ein. Der MDax , der die mittelgroßen
Unternehmen enthält, sank noch deutlicher um 1,95 Prozent auf
27.754,73 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
verlor 0,9 Prozent.
Der Dax hat nach einem bereits sehr starken Vorjahr 2025 schon 19
Rekorde aufgestellt und behauptet immer noch einen Gewinn von 13,4
Prozent. Beim MDax sind es in dieser Zeit 8,5 Prozent
Plus. Rückenwind lieferte bis vor kurzem die Hoffnung auf eine
Befriedung des Ukraine-Krieges sowie auf Wirtschaftsreformen nach
der Bundestagswahl an diesem Sonntag.
Allerdings blendeten die Anleger die politischen Risiken aus,
warnten die Chartexperten von Index-Radar. Sie verwiesen auf eine
möglicherweise komplizierte Regierungsbildung in Deutschland und die
Einführung der für Anfang April angekündigten neuen US-Strafzölle.
"Nach zwei Monaten mit Fokus auf Washington richten europäische
Investoren ihr Augenmerk nun auf die wichtigste deutsche Wahl der
jüngeren Geschichte", ergänzte Lewis Grant, Portfoliomanager für
globale Aktien beim Vermögensverwalter Federated Hermes Limited.
Die jüngst gut gelaufenen Aktien von MTU litten am
Mittwoch unter Gewinnmitnahmen: Sie büßten trotz Rekordzahlen für
das vergangene Jahr 5,6 Prozent ein. Jefferies-Analystin Chloe
Lemarie attestierte dem Triebwerksbauer zwar ein solides
Schlussquartal, in dem das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) die
Konsensschätzung übertroffen habe. Auf Jahressicht überschritt
dieses erstmals die Milliardenmarke, und das ein Jahr früher als
ursprünglich geplant. Der Barmittelzufluss ist laut Lemarie aber
schlechter als erwartet ausgefallen, was auch andere Experten
monierten.
Hochtief -Titel konnten ihr Minus auf 1,2 Prozent
eindämmen, obwohl der Baukonzern für das vergangene Jahr einen
geringeren bereinigten Gewinnanstieg berichtete als erwartet. Die
Konsensschätzung für die Entwicklung dieser Ergebniskennziffer 2025
liegt indes im unteren Bereich der Unternehmens-Zielspanne. Am
Morgen waren die Aktien noch bis auf ein Hoch seit Mitte 2018
geklettert.
SAF-Holland zählte mit einem Kursplus von 2,8 Prozent
zu den besten Titeln im Nebenwerte-Index SDax . Der
Nutzfahrzeugzulieferer legte endgültige Quartalszahlen vor, welche
die Eckdaten bestätigten. SAF-Holland habe die Erwartungen erfüllt,
kommentierte Warburg-Analyst Fabio Hölscher. Das Marktumfeld sei
2024 schwierig gewesen, was es dem Unternehmen ermöglicht habe,
seine Robustheit aufzuzeigen.
Die Titel des Baustoffkonzerns Heidelberg Materials
büßten nach einer Abstufung durch die US-Bank Morgan Stanley 5,7
Prozent ein. Eine Verkaufsempfehlung der Citigroup drückte die Titel
des Essenslieferdienstes Delivery Hero am MDax-Ende
mit 6,9 Prozent ins Minus. Beim Chemiekonzern Evonik
setzte sich die jüngste Korrektur mit einem Kursrückgang um 3,6
Prozent fort, nachdem das Analysehaus Kepler Cheuvreux seine
Kaufempfehlung gestrichen hatte./gl/jha/