Holcim-Österreich-Chef fordert rasche Zulassung von CO2-Speicherung / Verfrachtung zur Nordsee oder Adria sei zu teuer - 200 bis 250 Mio. Euro an Förderungen für Standort Mannersdorf (NÖ) benötigt - Überzeugungsarbeit bei Bevölkerung gefordert
Der Geschäftsführer des Zementherstellers Holcim Österreich, Haimo Primas, fordert die Aufhebung des CO2-Speicherverbots in Österreich. Zuletzt hat sich der Gesetzgeber einer Erlaubnis angenähert. Bei der CCS-Methode (Carbon Capture and Storage) wird CO2 tief unter der Erde gespeichert, um das Gas aus der Atmosphäre fernzuhalten. Für Branchen wie der Zementindustrie, in der ein CO2-Ausstoß prozessbedingt unvermeidlich ist, sei dies die klimafreundlichste Methode, so Primas.
Die Speicherung von CO2 findet oft unter dem Meeresboden (off-shore) statt. Eine Verfrachtung des Kohlenstoffdioxids (CO2) zur Nordsee oder zur Adria, um das CO2 dort zu lagern, sei zu teuer und werde von der EU nicht gefördert. Daher müsse man in Österreich das CO2 unterirdisch an Land (on-shore) speichern, sagte Primas. Die für den unterirdischen Transport benötigten Pipelines müsse man teilweise neu bauen, man könne jedoch teils auch auf bestehende und nicht mehr genutzte Pipelines zugreifen. Als Speicherstätten würden ausgeförderte Gasfelder dienen, so der Österreich-Chef des Zementherstellers.
In der Zementindustrie sei CO2-Ausstoß unvermeidlich, da man Kohlenstoffdioxid aus dem Kalkstein entfernen müsse, sodass Zement im Beton funktioniert. Durch modernere Techniken und Anlagen lasse sich dieser Ausstoß zwar verringern, aber nicht streichen. In 5 bis 10 Jahren würden pro Tonne Zement eine Restemission von 250 bis 300 kg CO2 übrig bleiben, erklärte Primas. "Die bekommen wir nur weg, indem wir sie abscheiden."
Hohe Fördersummen benötigt
In Österreich habe Holcim in den letzten Jahren bereits zweistellige Millionenbeträge investiert, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Das Geld sei beispielsweise in einen neuen Klinkerkühler - ein Kühlaggregat bei der Zementherstellung - oder Staubfilteranlagen geflossen. Primas zeigte sich auch weiterhin bereit für Investitionen, sobald das Verbot der CO2-Speicherung aufgehoben ist. Bezüglich des Leitungssystems gebe es aber den Streitpunkt der Finanzierung. "Wir als Unternehmen sind bereit, mehrere hundert Millionen Euro nur in Österreich zu investieren, es braucht aber auch Förderungen", sagte der Geschäftsführer.
Allein am Standort Mannersdorf in Niederösterreich, Österreichs größtem Zementwerk, bräuchte es Förderungen in Höhe von 200 bis 250 Mio. Euro. Aus heutiger Sicht könne 2032 das erste CO2 gespeichert werden, sofern das Speicherverbot in diesem Jahr noch fällt, rechnete Primas vor. In diese Zeitspanne fallen die Planung, Investitionsentscheidung und der Bau der benötigten Infrastruktur.
Überzeugungsarbeit bei Bevölkerung gefordert
Seitens des Vereins "CEOs for Future", dem Holcim Österreich neben 80 anderen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen angehört, heißt es, man müsse vor allem die Akzeptanz der Bevölkerung für klimafreundliche Förderungen und Maßnahmen steigern. "Wettbewerbsfähigkeit und Dekarbonisierung sind keine Gegenspieler", so die Vorständin des Vereins, Christiane Brunner. Sie wundere sich, warum Bodenversiegelung und Biodiversität "plötzlich bei Energiewendeprojekten ein Thema sind und bei anderen das nie waren." Dementsprechend sei Kommunikationsarbeit notwendig, um den Bürgerinnen und Bürgern die Vorhaben zu erklären. "Das darf nicht nur bei den Unternehmen liegen". Insbesondere bei der CO2-Speicherung werde man engen Austausch mit jenen Gemeinden brauchen, unter denen schließlich das Kohlenstoffdioxid gespeichert wird.
Man habe in Österreich gute Voraussetzungen für die Energiewende. Es brauche jedoch "politischen Support, Ziel-Klarheit und klare Rahmenbedingungen" für Unternehmen, die Investitionen in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Energiewende oder Dekarbonisierung tätigen, so Brunner.
flof/fel
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