Aktien Frankfurt: Rekordrally des Dax stockt - US-Inflation höher als erwartet
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein überraschend starker Preisanstieg in den
USA hat am Mittwoch die Rekordjagd des Dax
unterbrochen. Nachdem der deutsche Leitindex im frühen Handel noch
dank guter Vorgaben aus Asien bei 22.128 Punkten einen weiteren
Rekordstand erreicht hatte, rutschte er am frühen Nachmittag
zwischenzeitlich leicht ins Minus. Zuletzt notierte das
Börsenbarometer wieder geringfügig im Plus bei 22.059,52 Punkten.
Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es nach
anfänglichen Gewinnen um 0,21 Prozent auf 27.189,50 Punkte nach
unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor
0,19 Prozent.
In den USA hat sich die Inflation zu Beginn des Jahres überraschend
verstärkt. Die US-Notenbank werde damit in ihrer Absicht bestärkt,
es bezüglich Zinssenkungen nicht eilig zu haben, schrieb Analyst
Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen. Hohe Zinsen
aber lassen Aktien gegenüber festverzinslichen Anlagen wie etwa
Anleihen in einem schlechteren Licht erscheinen.
Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets hatte sich
bereits vor den US-Daten zurückhaltend zur Dax-Rally geäußert:
"Obwohl die Zollandrohungen aus dem Weißen Haus offenbar an Gewicht
verloren haben, wird die Luft für den Dax dünner, insbesondere wenn
nach der Bundestagswahl mit einer Zunahme dieser Drohungen zu
rechnen ist." Viele Anleger suchten momentan verzweifelt nach einem
Vorwand, um Gewinne mitzunehmen, doch die Börse bleibe diesen
bislang schuldig. Starke Quartalszahlen und ein günstiges Zinsumfeld
erzeugen Stanzl zufolge weiterhin ein positives Marktklima und
rückten die US-Zollandrohungen in den Hintergrund.
Bester Wert im Dax waren Siemens Energy mit plus 3,3
Prozent. Anlässlich der vorgelegten detaillierten Quartalszahlen
lobte Analyst Ajay Patel von der US-Bank Goldman Sachs die
Erholungsstory des Energietechnik-Konzerns. Eine Aufstockung der
Free-Cashflow-Ziele sei wahrscheinlich und bei der Profitabilität
vor Sondereinflüssen liege man auch über Plan.
Als Schlusslicht im MDax sackten Carl Zeiss Meditec
um gut acht Prozent ab. Zum einen überschattete bei dem
Medizintechnikanbieter eine weiterhin schwache Nachfrage vor allem
im Gerätegeschäft den Start in das neue Geschäftsjahr. Zum anderen
wies Analyst Graham Doyle von der Schweizer Großbank UBS auf
negative Aussagen des Kontrahenten Staar Surgical zur
Nachfrage nach refraktiver Augenheilkunde in China hin. Das
Unternehmen habe von einer stark gesunkenen Nachfrage gesprochen.
Dieses Geschäft sei für Carl Zeiss Meditec mit Blick auf die
Jahresziele von großer Bedeutung.
An der MDax-Spitze zogen Teamviewer um 5,6 Prozent
an. Der Softwareanbieter will in den kommenden Jahren über den
Ausbau der IT-Automatisierung und mit dem digitalen Umbau der
Industrie sein Wachstum wieder beschleunigen.
Auch im Nebenwerteindex SDax kam es zu recht
deutlichen Kursausschlägen. So büßten Heidelberger Druckmaschinen
anfängliche Gewinne ein und fielen zuletzt am
Index-Ende um fast sieben Prozent. Der Maschinenbauer war im dritten
Geschäftsquartal wegen eines geplanten Personalabbaus in die roten
Zahlen gerutscht. Allerdings lief es im operativen Geschäft besser
als zuletzt.
Der Biokraftstoffhersteller Verbio hingegen übertraf
im SDax trotz rückläufiger Geschäftsentwicklung die Erwartungen, was
den Papieren an der Index-Spitze ein Plus von 4,3 Prozent
bescherte./la/jha/