Aktien Frankfurt: Dax trotzt mit Rekordhoch den Zollsorgen der Anleger
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag nur
wenige Tage nach dem Dämpfer durch den US-Zollstreit wieder ein
Rekordhoch erreicht. Neue Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Donald
Trump blieben zuletzt aus und so verdrängten Anleger den ersten
Zollschock, der die Börsen zum Wochenstart nach unten gezogen hatte.
Eine Stütze waren Quartalszahlen deutscher Unternehmen.
Am späten Vormittag konnte der Dax seine Bestmarke auf gut 21.807
Punkte nach oben schrauben. Am Nachmittag notierte der Leitindex
dann mit 0,80 Prozent im Plus bei 21.758 Punkten. In der zweiten
deutschen Börsenreihe ging es für den MDax zeitgleich
um 0,85 Prozent auf 26.875 Punkte nach oben.
Experte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets verglich den Dax mit
einem "Stehaufmännchen". Nach dem Montagsschock sei der Leitindex
"zurück auf Los", doch vielleicht sei die Ruhe im Weißen Haus auch
trügerisch, gab er nach den zuletzt turbulenten Handelstagen zu
bedenken. Laut den Commerzbank-Experten könnte ein größer gewordenes
US-Leistungsbilanzdefizit von Trump schon bald mit neuen Androhungen
quittiert werden.
Auch die am Freitag erwarteten US-Arbeitsmarktdaten rücken als
potenzieller Marktbeweger näher. Vor diesen wird am Donnerstag an
den US-Börsen mit einem kaum bewegten Auftakt gerechnet - anders als
in Europa, wo der EuroStoxx 50 um zuletzt 0,9 Prozent
zulegte. Außerhalb der Eurozone fiel der Londoner Leitindex FTSE 100
auf mit einem 1,6 Prozent großen Plus, nachdem die
britische Notenbank ihren Leitzins gesenkt hatte.
Unter den deutschen Berichtsunternehmen zogen Siemens Healthineers
an der Dax-Spitze um etwa sechs Prozent an, nachdem
der Medizintechnikkonzern im ersten Geschäftsquartal die Erwartungen
übertreffen konnte. Der Aktienkurs erreichte das höchste Niveau seit
drei Jahren. Laut Analyst Julien Dormois von Jefferies wirkt der
bestätigte Ausblick nun konservativ.
Ein großer Dax-Gewinner waren auch Infineon , die nach
einer Hochstufung durch die Experten von Morgan Stanley um 4,5
Prozent anzogen auf ihr höchstes Niveau seit Juni. Bei dem
Chipkonzern komme eine zyklische Erholung in Gang, argumentierte
Analyst Lee Simpson. Mit erhöhten 2025er Zielen und besseren
Signalen für das zweite Quartal hebe sich der Chipkonzern sehr
deutlich von den Rivalen ab.
BASF setzte gemeinsam mit anderen Chemiewerten zu
einer Erholung um mehr als fünf Prozent an. Am Vortag schon hatten
sich Sorgen wegen eines enttäuschenden Ausblicks des
US-Agrarchemieunternehmens FMC Corporation gelegt. Diese würden nun
weiter gemildert durch den US-Agrar-Spezialisten Corteva, hieß es
von den Analysten von JPMorgan.
Eine negative Dax-Ausnahme war Qiagen mit einem
Abschlag von 3,2 Prozent. Bei dem Diagnostikspezialisten monierten
Experten den Wachstumsausblick für das laufende Jahresviertel. Nur
Rheinmetall kamen von ihrem Rekordhoch ähnlich
deutlich zurück wegen Gewinnmitnahmen.
Außerdem konnte Hannover Rück die Anleger nicht
überzeugen, wie ein Minus von 2,5 Prozent zeigte. Von dem
Rückversicherer gab es Jahreszahlen, die Analyst Derald Goh als
einen Tick schwächer bezeichnete, während die Preiserneuerungen
weitgehend den Erwartungen entsprochen hätten.
Im MDax legten die Rational -Papiere um 3,5 Prozent
zu. Lobende Stimmen gab es bei dem Großküchenausstatter für die
Marge, die zu einem etwas höher als erwarteten operativen Ergebnis
beigetragen habe. Aurubis kam nach der Vorlage von
Quartalszahlen sogar auf ein Plus von etwa fünf Prozent.
Für viel Gesprächsstoff sorgte noch Metro , weil
Großaktionär Kretinsky den Handelskonzern mit einer Offerte in Höhe
von 5,33 Euro je Aktie von der Börse nehmen will. Ein früherer
Dax-Wert könnte damit bald von der Börsenbildfläche verschwinden. Am
Vortag hatten die Papiere 36 Prozent unter dem Angebot geschlossen.
Der letzte Kurs lag mit 5,35 Euro etwas darüber./tih/jha/