Aktien Frankfurt: Dax trotzt mit Rekordhoch den Zollsorgen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ungeachtet aller Zollbedenken hat der Dax
am Donnerstag ein Rekordhoch erreicht. Neue
Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump blieben zuletzt aus
und so verdrängten Anleger den ersten Zollschock, der die Börsen zum
Wochenstart nach unten gezogen hatte. Zu einer Stütze für die
Indizes der Dax-Familie wurden auch Quartalszahlen deutscher
Unternehmen.
Am späten Vormittag konnte der Dax seine Bestmarke auf gut 21.807
Punkte nach oben schrauben. Zur Mittagszeit notierte er dann noch
0,71 Prozent im Plus bei 21.739 Punkten.
Für den MDax ging es zeitgleich um 0,95 Prozent auf
26.902 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
legte 0,6 Prozent zu.
Experte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets verglich den Dax mit
einem "Stehaufmännchen". Nach dem Montagsschock sei der Leitindex
"zurück auf Los", doch vielleicht sei die Ruhe im Weißen Haus auch
trügerisch, gab er zu bedenken. Laut den Commerzbank-Experten könnte
ein größer gewordenes Leistungsbilanzdefizit der USA von Trump schon
bald mit neuen Androhungen quittiert werden. Auch die am Freitag
erwarteten US-Arbeitsmarktdaten rücken als potenzieller Beweger
näher.
Unter den Berichtsunternehmen zogen Siemens Healthineers
an der Dax-Spitze um rund sechs Prozent an, nachdem
der Medizintechnikkonzern im ersten Geschäftsquartal die Erwartungen
übertreffen konnte. Der Aktienkurs erreichte das höchste Niveau seit
drei Jahren. Laut Analyst Julien Dormois von Jefferies wirkt der
bestätigte Ausblick nun konservativ.
Ein größerer Dax-Gewinner waren Infineon , die nach
einer Hochstufung durch die Experten von Morgan Stanley um vier
Prozent anzogen auf ihr höchstes Niveau seit Juni. Bei dem
Chipkonzern komme eine zyklische Erholung in Gang, argumentierte
Analyst Lee Simpson. Mit erhöhten 2025er Zielen und besseren
Signalen für das zweite Quartal hebe sich der Chipkonzern sehr
deutlich von den Rivalen ab.
BASF setzte gemeinsam mit anderen Chemiewerten zu
einer Erholung um 3,6 Prozent an. Am Vortag schon hatten sich Sorgen
wegen eines enttäuschenden Ausblicks des US-Agrarchemieunternehmens
FMC Corporation gelegt und nun hieß es von den Analysten von
JPMorgan, würden diese weiter gemildert durch den
US-Agrar-Spezialisten Corteva.
Eine Ausnahme war das Dax-Schlusslicht Qiagen mit
einem dreiprozentigen Abschlag. Auch bei dem Diagnostikspezialisten
enttäuschte das vierte Quartal nicht, allerdings monierten Experten
den Wachstumsausblick für das derzeit laufende Jahresviertel.
Im MDax fielen die Rational -Papiere positiv auf mit
einem Kursanstieg um 3,7 Prozent. Lobende Stimmen gab es bei dem
Großküchenausstatter für die Marge, die zu einem etwas höher als
erwarteten operativen Ergebnis beigetragen habe. Auch Aurubis
kam nach der Vorlage von Quartalszahlen auf ein Plus
von 3,4 Prozent.
Für viel Gesprächsstoff sorgte noch Metro , weil
Großaktionär Kretinsky den Handelskonzern mit einer Offerte in Höhe
von 5,33 Euro von der Börse nehmen will. Ein früherer Dax-Wert
könnte damit bald von der Börsenbildfläche verschwinden. Am Vortag
hatten die Papiere 36 Prozent unter dem Angebot geschlossen. Der
letzte Kurs mit 5,35 Euro sogar etwas darüber./tih/mis