Aktien Frankfurt: Stabilisierung - Aber Zoll-Unsicherheit hält an
FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine kurzfristige Entspannung bei den
US-Importzöllen hat dem Dax am Dienstag eine
Stabilisierung ermöglicht. Um die Mittagszeit zeigte sich der
deutsche Leitindex mit einem Minus von 0,02 Prozent auf 21.424,44
Punkte stabil. Er hatte bereits am Montag die Verluste etwas
eingedämmt, nachdem US-Präsident Donald Trump die Zölle auf Waren
aus Mexiko und Kanada vorerst ausgesetzt hatte.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg zuletzt
um 0,33 Prozent auf 26.475,14 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 legte um 0,11 Prozent zu. Die
anhaltenden Sorgen wegen der Zölle stehen einer klaren Markterholung
allerdings im Wege. Dies zeigen auch die moderat schwächer
erwarteten US-Börsen.
Die Verunsicherung bleibe hoch, kommentierte Marktexperte Thomas
Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Denn im Moment ist
nicht klar, wie es beim Thema Zölle weitergeht. Ob diese in 30 Tagen
tatsächlich in Kraft treten oder ob Donald Trump bis dahin weitere
Zugeständnisse der beiden Nachbarstaaten erreichen möchte, bleibt
offen." In der EU sei es ebenfalls "für jedes Aufatmen zu früh",
denn "auch hier bleiben US-Zölle jederzeit möglich", so Altmann
weiter. Bisher schätzten die Marktteilnehmer das Risiko als
überschaubar ein, doch Trump habe "noch einige
wirtschaftspolitischen Pfeile im Köcher", warnte Analyst Christian
Henke vom Broker IG.
Zudem traten am Dienstag die von US-Präsident Trump am Wochenende
angeordneten, zusätzlichen Zölle von 10 Prozent auf Einfuhren aus
China in Kraft. In Reaktion darauf will China Zölle in Höhe von 15
Prozent auf Kohle und verflüssigtes Erdgas aus den USA erheben. Für
Öl und landwirtschaftliche Maschinen soll ein Zoll von 10 Prozent
gelten. Peking kündigte zudem eine kartellrechtliche Untersuchung
gegen den US-Technologieriesen Google an. Trump
erklärte schon am Montag, dass man mit der chinesischen Seite
"wahrscheinlich in den nächsten 24 Stunden" sprechen werde.
Am deutschen Aktienmarkt stand der Halbleitersektor mit
gegensätzlichen Signalen im Fokus. Der Chiphersteller Infineon
schnitt im ersten Quartal besser ab als erwartet und
erhöhte wegen des schwachen Euro sein Umsatzziel für das
Geschäftsjahr. Neben den Zahlen für das vergangene lägen auch die
Hinweise für das laufende Quartal deutlich über den Erwartungen,
lobte Jefferies-Analyst Janardan Menon. Die seit Tagen schwachen
Aktien sprangen anfangs bis auf 35,17 Euro empor, was den höchsten
Stand seit Juli 2024 bedeutete. Zuletzt behaupteten sie an der
Dax-Spitze ein Plus von 9 Prozent auf gut 34 Euro.
Dagegen stimmt eine anhaltend träge Nachfrage den
Halbleiterwafer-Hersteller Siltronic vorsichtig. Die
erhoffte Nachfragebelebung habe sich nicht eingestellt und die
Aussichten für 2025 seien erst einmal trübe, hieß es. Daher rechnet
das Unternehmen im laufenden Jahr mit einem stagnierenden Umsatz,
während Analysten bisher ein Wachstum erwartet hatten. Zudem geht
Siltronic davon aus, die für 2028 gesetzten Wachstumsziele erst
später zu erreichen. Händler sprachen von einem abermals
enttäuschenden Ausblick. Mit einem Minus von 13,4 Prozent rutschten
die Titel am MDax-Ende auf ein Tief seit Ende 2016 ab.
Beim Logistikdienstleister Kion sorgten erfreuliche
Geschäftszahlen für einen Kurssprung von knapp 10 Prozent an die
Indexspitze. Damit knüpften die Titel wieder an ihren am Vortag
unterbrochenen Aufwärtstrend an und waren so teuer wie zuletzt Ende
Oktober. Kion habe einen besser als erwarteten Jahresschluss
hingelegt und mit dem bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) klar
positiv überrascht, schrieb Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan.
Auch der Barmittelzufluss sehe stark aus./gl/jha/