Aktien New York: Kalte Dusche für KI-Euphorie - Nasdaq sackt ab
NEW YORK (dpa-AFX) - Sorgen wegen hoher Bewertungen haben der
US-Tech-Branche am Montag eine kalte Dusche verpasst. Ausgelöst
wurden sie von einer Debatte um das chinesische KI-Start-up
DeepSeek. Dessen neuestes KI-Modell soll kosteneffizient sein und
womöglich mit weniger starken Chips für Künstliche Intelligenz
auskommen als die großen Modelle der etablierten Anbieter.
Darunter litt vor allem die mit Technologietiteln gespickte
Nasdaq-Börse. Ihr Auswahlindex Nasdaq 100 , der schon
vor dem Wochenende dem vorangegangenen Anstieg etwas Tribut gezollt
hatte, sackte zuletzt um 3,30 Prozent auf 21.055,94 Punkte ab. Er
war im vergangenen Jahr dank der KI-Fantasie deutlich stärker
gestiegen als die anderen Indizes.
Diese hatten zuletzt ebenfalls etwas geschwächelt, hielten sich am
Montag aber besser: Der Leitindex Dow Jones Industrial
drehte sogar ins Plus und gewann 0,41 Prozent auf
44.606,96 Punkte. Dagegen büßte der marktbreite S&P 500
1,75 Prozent auf 5.994,18 Zähler ein. Er hatte am
Freitag zunächst noch seine Rekordjagd fortgesetzt, war dann aber
auch ein wenig unter Druck geraten.
Wie groß die Unsicherheit unter Anlegern ist, zeigte sich auch an
den Schwankungsbarometern der Aktienbörsen, den Volatilitätsindizes.
Der für die US-Märkte relevante Vix zog von einem vergleichsweise
niedrigen Niveau aus kräftig an, kam dann aber wieder ein gutes
Stück weit zurück.
In den App-Store-Downloads von Apple ist die
KI-Software von DeepSeek, die erst vorige Woche auf den Markt kam,
bereits an die Spitze gelangt. Experten wollen die jüngsten
Entwicklungen zwar nicht überbewerten, denn bahnbrechend Neues habe
DeepSeek nicht geliefert. Gleichwohl könnte die Debatte eine
Konsolidierung der teils hohen Bewertungen im Tech-Bereich auslösen,
so ein Börsianer.
Unter diesen Nachrichten litten vor allem die Aktien des
KI-Vorzeigeunternehmens Nvidia sowie anderer
KI-Chip-Hersteller. Nvidia und Broadcom zählten mit
Kursabschlägen von 17,5 beziehungsweise 18,7 Prozent zu den größten
Verlierern im Nasdaq 100. Andere Branchenvertreter wie Marvell
Technology und Micron Technology
erlitten ebenfalls klare Einbußen. Ähnliches galt für die in New
York gelisteten Anteilscheine von Chipausrüstern wie Arm Holdings
, ASML und Applied Materials
.
Heftig unter Druck gerieten aber auch Energietitel. So brachen
Constellation Energy als Schlusslicht im Nasdaq 100
um 20 Prozent ein. DeepSeek habe mit seinem KI-Modell das Vertrauen
in das gesamte Tech- und KI-Ökosystem erschüttert, da seine Energie-
und Kapitaleffizienz die Prognosen für eine erhebliche
Elektrizitätsnachfrage in den Vereinigten Staaten infrage stellten,
kommentierte Julien Dumoulin-Smith vom US-Analysehaus Jefferies. In
den meisten Projektionen stehe KI für rund drei Viertel der gesamten
US-Nachfrage in den Jahren 2030 bis 2035.
Die Aktien der Kryptowährungs-Handelsplattform Coinbase
wurden am Montag davon in Mitleidenschaft gezogen,
dass der Bitcoin erstmals seit einer Woche wieder unter die
100.000-Dollar-Marke rutschte: Sie verloren 10,7 Prozent.
Dagegen schaffte AT&T nach Quartalszahlen ein
Kursplus von 6,4 Prozent. Der Telekomkonzern gewann mit
Sonderangeboten und Bündelpaketen zum Jahresende deutlich mehr
Kunden für sich als erwartet. Der Umsatz im vierten Quartal stieg im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar nur um ein Prozent. Unter dem
Strich verdiente AT&T mit knapp 4,1 Milliarden Dollar aber fast
doppelt so viel./gl/he