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Schrott aus Atomanlagen am Rhein? Deutsche Seite skeptisch

    FREIBURG/FESSENHEIM (dpa-AFX) - Französische Pläne für eine
Schmelzanlage für schwach radioaktiv belasteten Schrott am grenznahen
Atomstandort Fessenheim werden von deutscher Seite angezweifelt. Der Ort im
Elsass habe Nachteile im Hinblick auf das Erdbebenrisiko im Oberrheingebiet
und mögliche Überschwemmungen, teilte der Freiburger Regierungspräsident
Carsten Gabbert mit. Es stelle sich auch die Frage, ob die geplante
Industrieanlage mit einem absehbar hohen Stromverbrauch überhaupt in die
Region passe.

    Gabberts Behörde beteiligte sich in Abstimmung mit dem
Landesumweltministerium an einer in Frankreich laufenden öffentlichen
Befragung. Diese endet am 7. Februar, auch Bürger und Institutionen aus
Deutschland können sich äußern. Eine unabhängige Anhörungskommission in
Frankreich sammelt die Eingaben und veröffentlicht dann einen Bericht.

Bau 2027 geplant
    Der französische Energiekonzern EDF  als Betreiber des
vor rund fünf Jahren stillgelegten Atomkraftwerks unmittelbar an der
deutschen Grenze will die Fabrik auf einem bisher ungenutzten Areal bauen -
ab 2027.

    Landesumweltministerin Thekla Walker sagte nun, Baden-Württemberg werde
sich weiter bei dem Projekt einbringen: "Uns ist es wichtig, dass die
Themen auf den Tisch kommen, die für den Schutz der Bevölkerung und der
Umwelt von Belang sind", erklärte die Grünenpolitikerin laut einer
Mitteilung.

    Die baden-württembergische Landesregierung und das Regierungspräsidium
hatten sich bereits kritisch zum geplanten Bau des sogenannten Technocentre
geäußert. Entscheidungen werden aber letztlich im westlichen Nachbarland
getroffen.

Weitere Hürden in Frankreich
    Für die eigentliche Genehmigung des Projekts auf rund 15 Hektar Fläche
sind noch mehrere Hürden in Frankreich zu nehmen. Nötig ist etwa eine
Umweltgenehmigung. EDF will nach früheren eigenen Angaben die
Schrottverwertung 2031 in Betrieb nehmen, für das Projekt sollen etwa 450
Millionen Euro fließen. Es können potenziell 500.000 Tonnen Metalle aus
ganz Frankreich verwertet werden, etwa Dampferzeuger aus heimischen
Atomkraftwerken, hatte es geheißen.

    Das Vorhaben wird auf beiden Seiten des Rheins schon länger von
Umweltschützern kritisiert, denn sie befürchten Radioaktivität in
wiederverwerteten Metallen. Anders als Deutschland setzt Frankreich für
seine Energieversorgung und das Erreichen von Klimaschutzzielen auf den
Ausbau der Atomkraft. Präsident Emmanuel Macron will den Atomsektor im Land
entscheidend stärken.

Alt-AKW wartet auf Abriss
    Das Atomkraftwerk Fessenheim südöstlich von Colmar wurde 2020 nach 42
Betriebsjahren stillgelegt. Der Abriss wird EDF zufolge voraussichtlich
2026 beginnen./cb/DP/jha
 ISIN  FR0010242511

AXC0140 2025-01-22/12:55

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