Aktien Europa: Wenig Bewegung vor Trumps Amtseinführung
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Nach einer starken Vorwoche sind die
europäischen Börsen am Tag der Amtseinführung des neuen
US-Präsidenten Donald Trump kaum vom Fleck gekommen. Der EuroStoxx
50 kletterte zwar zeitweise auf ein weiteres Hoch
seit dem Jahr 2000, gegen Mittag zuletzt gewann er aber nur noch
0,02 Prozent auf 5.149,08 Punkte. Außerhalb des Euroraums stieg der
Schweizer Leitindex SMI um 0,28 Prozent auf 12.023,43
Punkte. Der britische FTSE 100 zog um 0,22 Prozent
auf 8.523,95 Punkte an.
"Die Amtseinführung von Präsident Trump ist ein kritischer Moment
für Europa", schrieb Analyst Mathieu Savary von BCA Research. Denn
Europa wäre von einem etwaigen Handelskrieg mit den USA schwer
betroffen. "Allerdings ist die Unsicherheit der eigentliche
Schmerzfaktor", ergänzte Savary. Sollten Europa und die USA eine
Grundlage für einen für beide Seiten akzeptablen "Deal" finden,
dürfte diese Unsicherheit wieder schwinden.
Vor allem der europäische Autosektor fürchtet
mögliche Strafzölle von Trump und gehörte zum Wochenstart zu den
schwächsten Branchen in Europa. "Drohgebärden unter anderem in der
Handels- und Geopolitik dürfte es in den kommenden Wochen, Monaten
und schließlich vier Jahren zuhauf geben", kommentierte Jürgen
Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets. Volatilität sei also
vorprogrammiert.
Noch deutlicher gaben die Aktien der Versorger als
Schlusslicht in der Sektortabelle nach. Trump hatte zuletzt seine
Auffassung bekräftigt, dass die USA mehr fossile Energie benötigen
und sich gegen den Bau von Windrädern ausgesprochen.
Angesichts Trumps Forderungen nach höheren Verteidigungsbudgets der
Nato-Staaten waren die Aktien von Rüstungskonzernen und
Militärtechnik-Unternehmen wiederum weiter gefragt. Thales
legten 0,7 Prozent zu, Airbus
stiegen 1,8 Prozent und Safran zogen
0,2 Prozent an.
Nach dem ermutigenden Start der US-Banken in die Berichtssaison in
der vergangenen Woche standen am Montag wieder europäische Institute
im Fokus. Zur Abwehr einer Übernahme durch die Unicredit
prüft die Commerzbank offenbar den
Abbau tausender Arbeitsplätze. Laut einem Bericht der "Financial
Times" werde erwartet, dass die Pläne dem Betriebsrat in den
kommenden Wochen vorgestellt werden. Die Commerzbank-Aktie stieg 2,3
Prozent, für die Unicredit ging es 1,5 Prozent aufwärts.
Die spanische Großbank Santander erwägt derweil
angeblich einen Rückzug aus Großbritannien. Grund sei die geringere
Rendite im Vergleich zu dem Geschäft in anderen Ländern, berichtete
ebenfalls die "Financial Times" unter Berufung auf Insider. Ein Deal
sei demnach aber nicht in Sicht. Außerdem bekräftigte ein
Santander-Sprecher, dass Großbritannien einer der Kernmärkte der
Bank sei. Die Santander-Aktie legte 1,4 Prozent zu.
Für die Papiere der spanischen Telekomgesellschaft Telefonica
ging es nach einem überraschenden Wechsel an der
Konzernspitze um fast 3 Prozent nach unten.
In London gewannen die Aktien des Strom- und Gasnetzbetreibers
National Grid hingegen rund ein Prozent nach einer
Empfehlung durch die Analysten der Citigroup./niw/mis