ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: EuroStoxx legt ohne US-Impulse zu
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Der EuroStoxx hat am
Donnerstag den Weg ins Plus gefunden. Auch ohne Impulse von den
US-Börsen, wo der Handel anlässlich der Trauerfeier für Ex-Präsident
Carter pausierte, ging der Leitindex der Eurozone 0,43 Prozent höher
bei 5.017,91 Punkten über die Ziellinie. Er kehrte so über die
5.000-Punkte-Marke zurück und näherte sich wieder dem höchsten Stand
seit Mitte Oktober. Diesen hatte er am Vortag erreicht, bevor die
Kurse wegen erneuerter Sorgen vor einer inflationären Wirkung der
künftigen US-Zollpolitik ins Minus gedreht waren.
Frank Wohlgemuth von der National-Bank glaubt nicht, dass die
Politik des designierten US-Präsidenten Donald Trump letztlich
starke Auswirkungen auf den Welthandel haben und die Inflation
anheizen wird. "Wir halten an unserem Szenario weiterer merklicher
Zinssenkungen sowohl der Fed als auch der EZB im Jahr 2025 fest",
schrieb er am Donnerstag. Gespannt dürften die Anleger nun am
Freitag auf den erwarteten Arbeitsmarktbericht aus den USA blicken,
da die Jobsituation zu den wichtigsten Kriterien für die Geldpolitik
der Fed zählt.
Außerhalb des Euroraums schloss der Schweizer Leitindex SMI
0,43 Prozent höher bei 11.927,11 Punkten. Der
britische FTSE 100 zog am Donnerstag dank starker
Rohstoffwerte noch etwas deutlicher um 0,83 Prozent auf 8.319,69
Punkte an. Wie es hieß, profitierten Rohstoffpreise von der Meldung,
dass die australische Handelsbilanz verstärkte Exporte angezeigt
hatte. Dies wurde an den Weltmärkten als Signal einer erhöhten
Rohstoffnachfrage aus China interpretiert.
Auch Ölwerte waren gefragt. Unter diesen gewannen die Shell
-Titel an der Londoner Börse 1,3
Prozent. Rückenwind lieferte eine Kaufempfehlung von UBS, die
Analyst Joshua Stone mit dem üppigen Free Cashflow begründete.
Gestützt auf die starke Bilanz seien Aktienrückkäufe so sicher wie
sonst nirgendwo in der Branche.
Auto-Aktien gehörten in Europa dagegen zu den Verlierern. Hier wurde
darauf verwiesen, dass China seine Untersuchung einer EU-Verordnung
über ausländische Subventionen abgeschlossen hatte. Die Kommission
kam demnach zu dem Schluss, dass diese ein Handels- und
Investitionshemmnis darstelle und den Weg für mögliche
Vergeltungsmaßnahmen ebne.
Im freundlichen Bankensektor legten die Aktien des Schwergewichts
UBS um 2,9 Prozent zu und überwanden dabei erstmals
seit der Finanzkrise 2008 wieder die Marke von 30 Franken.
Auch in der Gesundheitsbranche prägte ein Schweizer Unternehmen das
gute Branchenbild: Roche zogen um 1,8 Prozent an.
Nach schwierigen Jahren stößt die Aktie neuerdings wieder auf mehr
Interesse seitens der Investoren, womöglich auch in Spekulation auf
künftige Medikamenten-Zulassungen.
Am Ende des Branchenfeldes bewegten sich die Einzelhandelswerte. So
sackten Aktien der britischen Handelskette Marks & Spencer
um 8,4 Prozent ab. Ein Haar in der
Suppe fanden Anleger beim Quartalsbericht wohl im Ausblick mit
erwähnten Unsicherheiten. Beim Lebensmittel-Händler Tesco
gab es in London nach Zahlen ein Minus von einem
halben Prozent.
Vereinzelt bewegten noch Analystenkommentare die Kurse. In der
Schweiz büßten die Anteile von Adecco mehr als sechs
Prozent ein, nachdem UBS das Kursziel deutlich gesenkt hatte. Sie
näherten sich weiter ihrem Rekordtief aus dem Jahr 1996. Swatch
sanken um drei Prozent. Hier belastete eine Abstufung
durch die kanadische Bank RBC.
Unter den kleineren Werten waren legten DocMorris mit
einem Plus von um 2,5 Prozent zu. Sie wagten damit einen
Erholungsversuch, nachdem sie zuletzt ein Rekordtief erreicht
hatten. Gute Eckdaten vom Konkurrenten Redcare Pharmacy
hoben hier etwas die Stimmung.
Aktien von Reedereien litten deutlich unter einem wohl abgewendeten
Streik der US-Hafenarbeiter. In der Folge büßten die Aktiengattungen
von Moller-Maersk an der Kopenhagener Börse bis zu
sechs Prozent ein. Die Branchenwerte reagierten negativ in der
Annahme, dass ein erneuter Streik wegen höherer Frachtraten wohl zu
ihrem Vorteil gewesen wäre./tih/he