ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: EuroStoxx vor US-Zinsentscheid besser
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Steigende Kurse in New York haben
dem Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 am Mittwoch im
Verlauf zu Kursgewinnen verholfen. International waren alle Augen
auf die US-Notenbank Fed gerichtet, von der sich Anleger nach dem
hiesigen Börsenschluss eine dritte Zinssenkung in diesem Jahr
versprechen. Die Risikobereitschaft blieb daher recht niedrig.
Der EuroStoxx legte letztlich um 0,30 Prozent auf 4.957,28 Punkte
zu. Außerhalb des Euroraums war das Bild aber verhaltener: Der
britische FTSE 100 schloss am Tag vor dem
Zinsentscheid der Bank of England nur knapp mit 0,05 Prozent im Plus
bei 8.199,11 Punkten. Der Schweizer SMI jedoch sackte
deutlich um 0,87 Prozent auf 11.638,91 Zähler ab. Dort belasteten
Kursverluste von Werten wie Givaudan , Swiss Re
und Nestle .
Eine Zinssenkung in den USA gilt als gesetzt, doch der weitere Weg
ist unklar. "25 Basispunkte dürfte es mit den Leitzinsen nach unten
gehen, darüber ist man sich weitestgehend einig", stellte
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets fest.
"Offen ist wie immer die Frage, wie es danach weitergeht."
Angesichts der starken Daten zur US-Wirtschaft bestehe das Risiko,
dass sich Fed-Chef Jerome Powell restriktiv äußern könnte.
Besonders gefragt waren in Europa letztlich die Technologie-Aktien -
angeführt von einigen Chipwerten, die Branchen-Rückenwind aus den
USA bekamen. Dort zog der Favorit der Anleger für Künstliche
Intelligenz, die Aktie von Nvidia , nach einigen
Schwächetagen wieder an. Im Gefolge setzten sich die Titel von
Infineon und dem Chipbranchen-Ausrüster ASML
im EuroStoxx mit bis zu 2,2 Prozent Plus an die
Spitze.
In den Fokus rückte auch die italienische Großbank Unicredit
wegen ihrer Avancen beim Konkurrenten Commerzbank
. Die Italiener haben nun Zugriff auf insgesamt rund
28 Prozent der Anteile des Dax -Konzerns. Die Anleger
beider Institute goutierten dies mit Anstiegen um bis zu 1,5
Prozent. Bei der Commerzbank hatte das Spitzenplus allerdings sehr
viel höher gelegen.
Im Autosektor sorgte Renault für Schlagzeilen. Mit
mehr als fünf Prozent Aufschlag reagierten sie auf einen
Medienbericht, wonach die beiden japanischen Autobauer Honda
und Nissan angesichts des global
harten Wettbewerbs bei Elektrofahrzeugen über eine mögliche Fusion
sprechen. Nach Ansicht der Analysten von Jefferies würde dies
Renault die Möglichkeit eröffnen, seinen Anteil an Nissan zu
vorteilhaften Konditionen zu verkaufen.
In Zürich litten die Nestle-Aktien mit 1,5 Prozent
Minus unter negativen Branchennachrichten. Der US-Konzern General
Mills enttäuschte die Anleger mit gesenkten Jahreszielen, die im
Preiskampf mit gewährten Rabatten begründet wurden. Hierzu erwähnte
ein JPMorgan-Experte, dies sei nicht nur für den
US-Lebensmittelkonzern eine schlechte Nachricht, sondern für die
ganze Branche.
Unter den Schweizer Nebenwerten fielen DocMorris mit
13,2 Prozent Abschlag auf. Die Drogeriemarktkette dm steige in den
Online-Apothekenmarkt ein und wolle von Tschechien aus frei
verkäufliche Arzneimittel nach Deutschland liefern, hatte das
"Handelsblatt" nach einem Gespräch mit einem Manager berichtet.
Wahrscheinlich sei ein Start im Sommer. Damit würde im Bereich den
Schweizern auf dem deutschen Markt ein starker Konkurrent auf den
Plan treten.
Eine erneute Gewinnwarnung beförderte die Aktie von AT&S
an der Wiener Börse um fast 19 Prozent nach unten.
Der Leiterplattenhersteller hatte seine Erwartungen merklich
gestutzt./tih/men