KTM-Insolvenz - 750 Kündigungen erwartet, Stiftung in Aufbau / Land und AMS Oberösterreich richten Stiftung mit 300 Plätzen ein - Landesrat Achleitner: "Es wird nicht bei KTM bleiben"
--------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA0242 vom 05.12.2024 muss es im 4. Absatz/1. Satz richtig heißen: rund 20 Prozent (nicht: rund 25 Prozent.) ---------------------------------------------------------------------
Nach dem Insolvenzantrag des oberösterreichischen Motorradherstellers KTM stehen insgesamt 750 Mitarbeitende zur Kündigung an. Das wurde nach einem runden Tisch am Donnerstag in Linz bekannt. Für sie und eventuell weitere von Jobverlust Betroffene in Oberösterreich richten Land und Arbeitsmarktservice (AMS) Oberösterreich eine Insolvenzstiftung mit 300 Plätzen ein.
Das teilte Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) nach dem Treffen mit AMS-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt und den Sozialpartnern am Donnerstag mit. Finanziert wird die Stiftung zu je 50 Prozent von Land und Arbeitsmarktservice (AMS). Achleitner geht von rund 10.000 Euro pro Person aus - also von in Summe 3 Mio. Euro. "Ab spätestens Jänner werden die Eintritte ermöglicht", steckte AMS-Chefin Schmidt den zeitlichen Rahmen ab. Betroffene dürfen bis zu vier Jahre in der Stiftung sein. Sie steht aber nicht nur für KTM, sondern branchenübergreifend für alle Betriebe in ganz Oberösterreich zur Verfügung.
250 gekündigt, 500 weitere sollen folgen
Rund 3.600 Beschäftigte sind von der KTM-Insolvenz betroffen. Insgesamt dürften 750 Mitarbeitende der KTM AG und ihrer ebenfalls insolventen Töchter KTM Components GmbH sowie KTM F&E GmbH ihren Job verlieren. Bisher wurden 250 Menschen gekündigt, 500 weitere sollen laut Sanierungsplan folgen - wann genau ist unklar. "Ich glaube auch nicht, dass die Betroffenen schon wissen, wer das sein wird", so Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich.
Erfahrungsgemäß würden rund 20 Prozent der freigesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Stiftung gehen, so Achleitner. Das wären bei diesen 750 vor der Kündigung anstehenden KTM-Mitarbeitenden rund 150, rechnete er vor. Aber: "Es wird nicht bei KTM bleiben", ist er überzeugt, daher "machen wir jetzt eine Insolvenzstiftung mit 300 Plätzen, vorsorglich und mit dem Ziel möglichst wenig davon zu brauchen".
"KTM ist ein Leitbetrieb" und es gelte alles zu tun, um den Weiterbestand zu sichern, so Achleitner. Die Stiftung solle auch "ein klares Signal an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" in diesem Sinne sein. Das "vordringlichste Ziel" sei es, alle vom Jobverlust Betroffenen möglichst rasch wieder zu vermitteln. Allein im Innviertel gebe es 3.000 offene Stellen, in ganz Oberösterreich rund 20.000. "Das zu matchen ist eine der wichtigsten Aufgaben, die wir jetzt haben." Das AMS habe dafür Personal gebündelt, beim AMS Braunau werde eine regionale Taskforce eingerichtet.
"Wir brauchen den Eigentümer, um die Sanierung zu schaffen"
Bei der Insolvenzstiftung trage die öffentliche Hand die Kosten, das Unternehmen sei - anders als bei einer Implacement- oder einer Emplacement-Stiftung - nicht beteiligt, erklärte AMS-Chefin Iris Schmidt. AK-Präsident Stangl sieht KTM-Eigentümer Stefan Pierer dennoch in der Pflicht: "Wir brauchen den Eigentümer, um die Sanierung zu schaffen", damit die verbleibenden Mitarbeiter "eine Zukunft haben". Bei der Betriebsversammlung habe Pierer auch Managementfehler eingeräumt, so Stangl, das sei aber ein "Extra-Thema".
Wirtschaftskammer-Präsidentin Doris Hummer nutzte die Gelegenheit für einen Appell an die Regierungsverhandler im Bund: Man warne seit langem, dass man nicht mehr konkurrenzfähig sei und "wir brauchen ein Wirtschaftsstandort Strukturprogramm".
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