Was kommt nach dem Krieg?
Viele Jahre wurde wenig über die Verteidigungsindustrie als mögliches Investmentthema gesprochen. Für viele waren ethische Bedenken der Hauptgrund, ein Investment auszuschließen. Für andere war es die hohe Regulierung der Branche und die fast ausschließliche Abhängigkeit von staatlichen Abnehmern. Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 hat sich das grundlegend geändert. Das Thema ist durch die starke Performance von Unternehmen wie Rheinmetall (ISIN DE0007030009) aus der Anlagediskussion nicht mehr wegzudenken.
Großer Nachholbedarf.
Doch so mancher Investor fragt sich, ob steigende Verteidigungsausgaben nur ein Strohfeuer sind, welches in dem Moment erlischt, wenn der Ukraine-Krieg beendet ist. Oder besteht hier ein Megatrend, den man nicht vernachlässigen sollte?
Ich bin überzeugt, dass letzteres der Fall ist. Gerade in Europa haben die Regierungen nach dem Ende des Kalten Krieges das Thema Verteidigung vernachlässigt und sich auf den Schutz durch die USA im Rahmen des NATO-Bündnisses verlassen. Die meisten Regierungen haben mittlerweile erkannt, dass die große Investitionslücke geschlossen werden muss, um eine Abwehrbereitschaft überzeugend signalisieren zu können. Europa steht also ein Investitionszyklus bevor, der weit mehr als ein Jahrzehnt andauern kann und der zu deutlichen Umsatz- und Gewinnsteigerungen bei den Unternehmen des Sektors führen sollte.
Investments in den Bereich Verteidigung bringen über das hohe potenzielle Wachstum hinaus einen signifikanten Diversifikationsvorteil. Sie können durch die von der allgemeinen ökonomischen Entwicklung unabhängige Auftragsvergabe langfristig eine absichernde Wirkung entfalten. Das gilt insbesondere beim Auftreten neuer Konflikte, wie ein Überfall von China auf Taiwan, oder bei der Ausweitung der bereits bekannten Spannungen. In einer politisch fragilen erscheinenden Welt ist ein Investment also ein kluger Schritt.
Betrachtet man die letzten 25 Jahre, erkennt man, dass der Sektor mit plus 9,2 Prozent jährlich schon vor 2022 ein Outperformer gegenüber dem MSCI-Welt-Index (plus 6,0 Prozent) war. Selbst eine stabile Branche mit ebenfalls hoher Preissetzungsmacht wie der Gesundheits- und Healthcare-Sektor kam nur auf ein Plus von 7,7 Prozent. Aus unserer Sicht wird es den Unternehmen des Verteidigungssektors durch den beginnenden Investitionszyklus in Zukunft weiter gelingen, eine bessere Performance als die großen Indizes zu zeigen.
Moralische Bedenken.
Moralische Bedenken kann man dabei nicht vollständig ausklammern. Obwohl viele unserer Meinung nach berechtigt sind, sind sie stark von individuellen Werten und Überzeugungen geprägt, sodass eine allgemeingültige Auseinandersetzung mit der Moral schwer ist. Betrachtet man die Branche rein objektiv, handelt es sich um Güter, die einen spezifischen Zweck erfüllen und einen klaren Bedarf decken. Wenn die Börse als Finanzierungsinstrument dieser Unternehmen am Kapitalmarkt aufgrund ethischer und moralischer Anlagerichtlinien oder Überzeugungen ausfällt, verschwinden die Unternehmen sukzessive von den Börsen. Die Nachfrage und die Notwendigkeit für ihre Güter wird das nicht einschränken.
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Relevante Links: Rheinmetall AG, MTU Aero Engines AG, HENSOLDT AG, FACC AG, Frequentis AG