Wiener Börse (Nachmittag) - ATX dreht knapp ins Minus / Heimischer Leitindex verliert 0,06 Prozent - Positive europäisches Börsenumfeld nach Trump-Sieg - RBI-Aktie zieht mehr als acht Prozent hoch
Der Wiener Aktienmarkt hat am Mittwoch im Verlauf leicht in den Minusbereich gedreht. Nach klaren Zuwächsen im Frühhandel gab der heimische Leitindex ATX am Nachmittag um magere 0,06 Prozent auf 3.556,64 Einheiten ab. Auch einige andere europäische Börsen lagen im Minus, nachdem der Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl am Vormittag noch für Gewinne gesorgt hatte. An der Wall Street deuteten sich für den Handelsauftakt weiter sehr starke Aufschläge an.
"Es war wohl wieder einmal die Wirtschaft, die den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen im Wesentlichen entschieden hat", vermutet Robert Greil, Chefstratege beim Bankhaus Merck Finck. So hätten viele Amerikaner die stark gestiegenen Preise beklagt - auch wenn daran eher die Nachwirkungen der Covid-Pandemie Schuld gewesen seien als die Administration des noch amtierenden Präsidenten Joe Biden. Das habe jedoch "für viele Bürger an der Wahlurne offensichtlich keine große Rolle gespielt", so Greil.
Insbesondere die angedrohten Zollerhöhungen gegen China, auch gegenüber Europa lassen laut Helaba-Analysten aber sorgenvoll auf die kommenden Monate blicken. Dafür spreche zudem, dass sich ein Sieg der Republikaner in beiden Häusern des US-Kongresses andeutet. Dies würde die wirtschaftspolitischen Möglichkeiten Trumps deutlich erweitern, hieß es weiter von den Experten.
In Wien rückte die Aktie der Raiffeisen Bank International (RBI) mit einem satten Kursaufschlag von mehr als acht Prozent in den Fokus. Die RBI ist die größte westliche Bank in Russland und steht aufgrund ihrer Aktivitäten in dem Land unter Beobachtung der US-Sanktionsbehörde Ofac. Am Markt wird laut Agenturberichten darüber spekuliert, dass die RBI von einer von Trump angekündigten russlandfreundlicheren Politik profitieren könnte und dies beflügelte wohl die Aktien.
Die RBI hat heuer in den ersten drei Quartalen einen Konzernergebnis von 2,083 Mrd. Euro erzielt, nach 2,114 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum, wurde bereits Ende Oktober publik. Ein Großteil wurde davon in Russland und Belarus erzielt. Zugriff auf das Geld hat die RBI wegen der Sanktionen gegen Russland aber nicht. Für das um die zwei Länder bereinigte Konzernergebnis wies die RBI lediglich 856 Mio. Euro aus.
Auf den ATX lasteten im Verlauf die Kursverluste vom Verbund in Höhe von 4,6 Prozent und der Abschlag von 3,6 Prozent bei der voestalpine-Aktie. Oberösterreichs Autozulieferindustrie will Wahlkampfankündigungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump über höhere Importzölle, insbesondere auf Autos, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren. Der Stahlkonzern voestalpine hofft darauf, "dass die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Europa und der USA auch in Zukunft fortgesetzt und weiter gestärkt wird".
Quartalszahlen stehen erst am morgigen Donnerstag von Mayr-Melnhof, Addiko Bank, Semperit, Lenzing und vom Verbund auf der Agenda. Im Technologiebereich gewannen AT&S um 3,5 Prozent.
Beim Baukonzern Strabag gab es ein Kursplus in Höhe von 3,5 Prozent zu sehen. Österreichs größter Baukonzern ist in Deutschland zu einer Kartellstrafe verdonnert worden. Wegen verbotener Absprachen bei der Ausschreibung für ein Bauprojekt in Köln hat das deutsche Bundeskartellamt eine Geldstrafe in Höhe von 2,79 Mio. Euro gegen die in der Rhein-Metropole ansässige Strabag AG verhängt.
ste/mik
ISIN AT0000999982