Agrana in Pischelsdorf nach Hochwasser fast wieder in Vollbetrieb / Produktionsausfälle wegen Störung der Dampfversorgung - EVN hofft erste von drei Müllverbrennungslinien in Dürnrohr Anfang November in Betrieb nehmen zu können
Die Stärkefabrik des Agrana-Konzerns im vom Hochwasser Mitte September massiv betroffenen Tullnerfeld wird seit Oktober schrittweise hochgefahren. Die Stärkeproduktion laufe wieder voll, jene von Biosprit zu 90 Prozent, teilte das börsennotierte Unternehmen auf APA-Anfrage mit. Der Industriepark Pischelsdorf wird mit Heißdampf aus der nach wie vor stillstehenden EVN-Müllverbrennungsanlage Dürnrohr versorgt. Dort ist seit zwei Wochen ein Erdgas-"Hilfskessel" in Betrieb.
Wie Agrana-Sprecher Markus Simak erklärt, war das Betriebsgelände des Bioraffinerie-Standortes in Pischelsdorf nicht unmittelbar vom Hochwasser betroffen. "Allerdings kam es zu vorübergehenden Produktionsausfällen aufgrund der temporären Störung der externen Dampfversorgung durch die nahe gelegene Müllverbrennungsanlage Dürnrohr."
Auch die logistisch herausfordernde Situation durch die hochwasserbedingt vorübergehende Nichtbefahrbarkeit einer Anschlussbahn im Tullnerfeld für den Abtransport von Bioethanol habe sich mittlerweile entspannt. Die aus dem Hochwasser resultierenden finanziellen Folgen seien derzeit noch nicht vollständig abschätzbar, so der Agrana-Sprecher.
Der Industriepark Pischelsdorf liegt östlich der Perschling-Mündung in die Donau und nicht im Hochwasser-Risikogebiet. Die Müllverbrennungsanlage der EVN auf der anderen Seite der Perschling sowie die Photovoltaikanlage auf dem Gelände des stillgelegten Kohlekraftwerks Dürnrohr befinden sich laut HORA-Karte in einem Gebiet, das bei einem 100-jährlichen Hochwasser überschwemmt werden kann. Tatsächlich stand das Wasser, auch aufgrund eines Dammbruchs, auf dem EVN-Gelände teils meterhoch. Zerstört wurden dabei auch die Wechselrichter und Trafos der erst im Frühjahr in Betrieb genommenen PV-Anlage mit 23,5 Megawatt (MW) Spitzenleistung. Die EVN rechnet mit einem zweistelligen Millionenschaden, der aber zu einem großen Teil versichert sei.
EVN-Sprecher Stefan Zach erklärte, dass man hofft, Anfang November die erste von drei Linien der österreichweit größten Müllverbrennungsanlage wieder in Betrieb nehmen zu können. Dann könne auch langsam begonnen werden, den in ganz Niederösterreich infolge des Hochwassers angefallenen Sperrmüll zu verbrennen. Der Sperrmüll, der sich noch in den Gemeinden stapelt, soll auf dem EVN-Gelände in Dürnrohr gepresst und zwischengelagert werden.
Weiter ein großes Problem im Tullnerfeld ist das nach wie vor sehr hohe Grundwasser. "Wir pumpen immer noch, und das wohl noch viele Wochen", so Zach zur APA. Das Oberflächenwasser sei inzwischen abgepumpt, auch dank eines eigens gegrabenen Kanals zur Perschling.
Insgesamt sind im Industriepark Pischelsdorf sieben Unternehmen angesiedelt. 60 der über 120 Hektar nutzt die Donau Chemie Gruppe. Diese erklärte Mitte Oktober auf Facebook, dass auf ihrem Übergabebahnhof in Dürnrohr die Auswirkungen der verheerenden Hochwasserkatastrophe noch stark spürbar seien. "Das Grundwasser will einfach nicht sinken." Deswegen war in den vergangenen Wochen auch eine Großpumpe der Betriebsfeuerwehr der OMV im Einsatz.
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