Zeuge: 'Enormes Geldverbrennen' bei Wirecard
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Im Münchner Wirecard-Prozess nährt ein wichtiger
Zeuge den Verdacht der Milliarden-Scheingeschäfte bei dem früheren
Dax
Großteil der Wirecard-Gesellschaften machte keinen Gewinn
Der Krisenspezialist schilderte, wie die Beratung im Sommer 2020 die Wirecard-Finanzen durchforstete. Der Anstoß dazu ging von den Wirecard-Gläubigerbanken aus. Die Untersuchung ergab dann, dass zwischen 2015 und 2020 netto knapp 500 Millionen Euro aus dem Unternehmen abgeflossen waren, wie der Zeuge berichtete. Der Großteil der in den Bilanzen verbuchten Gewinne wurde demnach von den sogenannten "Drittpartnern" (TPA) im Mittleren Osten und Südostasien erzielt, die laut Wirecard dort Kreditkartenzahlungen im Auftrag des deutschen Zahlungsdienstleisters abwickelten.
"Wir haben fast überall reingeschaut." Andere Wirecard-Gesellschaften hätten "nahezu kein Ergebnis gemacht". "Das bedeutet, ohne das TPA-Geschäft hätte man Verluste gemacht", fragte der Vorsitzende Richter Markus Födisch. "Ja, richtig", bestätigte der Zeuge am 155. Prozesstag in dem unterirdischen Gerichtssaal in der JVA Stadelheim, Bayerns größtem Gefängnis.
Stumme Geschäftspartner
Die - laut Anklage erfundenen - TPA-Erlöse waren es auch, die auf den südostasiatischen Treuhandkonten verbucht wurden. Auffällig erschien dem Berater damals auch, dass der Wirecard-Insolvenz keine Reaktionen dieser Geschäftspartner folgten: "Es hat sich niemand gemeldet von den TPA-Partnern oder von den Händlern."
Insolvenzverwalter Michael Jaffè hat bislang die vermissten 1,9 Milliarden nicht aufspüren können. Der mittlerweile seit über vier Jahren in Untersuchungshaft sitzende frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun bestreitet sämtliche Anklagevorwürfe und beschuldigt seinerseits eine Gruppe um den abgetauchten Vertriebsvorstand Jan Marsalek und den in München mitangeklagten Kronzeugen Oliver Bellenhaus, Milliarden aus echten Geschäften veruntreut zu haben./cho/DP/men
AXC0151 2024-10-17/12:39