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APA ots news: Rezession hemmt Kreditnachfrage

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das

Kreditgeschäft vom Oktober 2024 (Bank Lending Survey)

Wien (APA-ots) - Bereits seit zwei Jahren sinkt die Nachfrage nach

Unternehmenskrediten in Österreich. Durch die anhaltende Rezession

und speziell die rückläufige Investitionstätigkeit ist insbesondere

der Finanzierungsbedarf der Unternehmen gesunken. Die Nachfrage der

privaten Haushalte nach Wohnbaukrediten steigt - nach einem

historischen Tief - seit Anfang 2024 wieder leicht an. Positive

Nachfrageimpulse, vor allem die zuletzt gesunkenen Zinsen für

Wohnbaukredite, bleiben aber vorerst moderat. Das zeigen die

Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage der Oesterreichischen

Nationalbank (OeNB) über das Kreditgeschäft, in der führende Banken

nach ihren Einschätzungen gefragt werden. Die aktuelle Umfrage wurde

im September 2024 durchgeführt.

Nachfrage nach Unternehmenskrediten sinkt seit zwei Jahren

Ein seit dem vierten Quartal 2022 bestehender Abwärtstrend bei

der Nachfrage nach Unternehmenskrediten hat sich im dritten Quartal

2024 fortgesetzt, wenn auch nur mehr leicht. Wesentlicher Grund für

die Nachfrageabschwächung ist über den gesamten Zeitraum ein

rückläufiger Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen gewesen.

Zudem wirkten die gestiegenen Zinsen bis zum zweiten Quartal 2024

nachfragemindernd. Dieser Effekt ist aufgrund der EZB-

Leitzinssenkungen ab Juni 2024 im dritten Quartal 2024 nicht mehr

vorhanden.

Weiterhin zeigt sich in den Umfrageergebnissen eine seit 2022

zunehmend angespannte Risikosituation. Die Risikoeinschätzung der

Banken hinsichtlich allgemeiner Wirtschaftslage und Kreditwürdigkeit

der Unternehmen hat sich nach und nach verschlechtert und

dementsprechend restriktiv auf das Kreditangebot ausgewirkt. Die

Banken haben ihre Angebotspolitik für Unternehmenskredite seit dem

zweiten Quartal 2022 umfassend verschärft. Das äußert sich auch bei

den von den Banken abgelehnten Kreditanträgen von Unternehmen. Gemäß

den Umfrageergebnissen ist die Ablehnungsrate seit 2022 laufend

gestiegen, bei Kreditanträgen von kleinen und mittleren Unternehmen

stärker als bei Kreditanträgen von großen Unternehmen.

Sowohl die Nachfrageschwäche als auch das restriktiver gewordene

Kreditangebot spiegeln das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld

wider. Österreich ist seit dem zweiten Halbjahr 2022 in einer

Rezession. Aktuelle Prognosen erwarten für 2024 einen weiteren

Rückgang von BIP und Anlageinvestitionen; die Konsumnachfrage zieht

vorerst nicht wie erhofft an. 2025 wird die heimische Wirtschaft

bestenfalls verhalten wachsen.

Leichte Erholung bei Wohnbaufinanzierungen

Wie schon im ersten Halbjahr ist die Nachfrage nach privaten

Wohnbaukrediten auch im dritten Quartal 2024 leicht gestiegen. Für

das vierte Quartal 2024 gehen die Banken von einer weiter steigenden

Nachfrage aus. Das historische Tief der Nachfrageentwicklung bei

Wohnbaukrediten dürfte somit Anfang 2024 durchschritten worden sein.

Im Zuge der von der EZB im Juli 2022 eingeleiteten Zinswende kam es

ab der Jahresmitte 2022 - ausgehend von einem Rekordhoch - zu einem

markanten Nachfrageeinbruch bei Wohnbaukrediten. Weitere Rückgänge

folgten bis zum vierten Quartal 2023. Zahlen aus der OeNB-

Monetärstatistik bestätigen das Bild. Die monatliche Neukreditvergabe

für privaten Wohnbau ist von einem Höchstwert von durchschnittlich

2,1 Mrd EUR im Jahr 2021 auf 0,7 Mrd EUR im Jänner 2024 gesunken,

stieg dann aber wieder leicht und lag in den Monaten Juni bis August

2024 jeweils etwas über 1 Mrd EUR. Die Umfrageergebnisse

signalisieren als Vorlaufindikator einen weiteren Anstieg der

Neukreditvergabe in den kommenden Monaten. Eine expansive

Kreditentwicklung wie in den Jahren der Niedrigzinsphase bis Mitte

2022 ist aber auf absehbare Zeit nicht zu erwarten.

So wie die restriktive Zinsentwicklung der Hauptgrund für den

Nachfragerückgang von Mitte 2022 bis Ende 2023 war, so wurde die

moderate Erholung der Nachfrage im Jahr 2024 vor allem mit der

Zinswende zur Jahresmitte begründet. Die EZB hat ihren Leitzins, den

Einlagensatz, per 12. Juni 2024 und 18. September 2024 vorsichtig um

jeweils 0,25 Prozentpunkte nach unten angepasst. Durch somit

gesunkene Finanzierungskosten und auch durch höhere Realeinkommen der

Haushalte (verzögerte Anpassung der Löhne an die Inflation) hat sich

die Leistbarkeit von Krediten verbessert.

Die Zentralbanken des Euroraums - in Österreich die

Oesterreichische Nationalbank (OeNB) - führen gemeinsam mit der

Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine

Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren

Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken, die

Kreditnachfrage von Unternehmen und privaten Haushalten, sowie

sonstige die Geldpolitik betreffende Themen zu verbessern. Dabei

werden rund 160 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums

befragt, darunter acht Institute aus Österreich.

- Ein ausführlicher Bericht über die Österreich-Ergebnisse wird in

Kürze in der Publikationsreihe "OeNB Reports" veröffentlicht. Weitere

Informationen und Daten zur Umfrage finden sich auf der OeNB-Website.

- Die Resultate für den Euroraum werden von der EZB auf ihrer Website

publiziert.

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Mag.a Maria-Elisabeth Faulmann, MiM

Pressesprecherin

Telefon: (+43-1) 404 20-6900

E-Mail: maria-elisabeth.faulmann@oenb.at

Website: https://www.oenb.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom

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OTS0049 2024-10-15/10:01

AXC0108 2024-10-15/10:07

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