Börse Frankfurt-News: "Mit Erfolg im Rücken" (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Den deutlichen Rücksetzer in der Berichtswoche haben viele Bären zu Gewinnmitnahmen genutzt und sind zum großen Teil auch in Aktien eingestiegen. Ob das eine mögliche Erholung bereits bedrohen kann, weiß Joachim Goldberg.
10. Oktober 2024. Gemessen an dem, was sich etwa in den USA an makroökonomischen Neuigkeiten seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung ergab, nimmt sich das Handelsgeschehen rund um den DAX seither fast schon träge aus. Nimmt man zumindest den jüngsten Arbeitsmarktbericht aus den USA als Beispiel, scheint dort von einer befürchteten Rezession doch nicht so viel zu spüren zu sein. Und so wundert es auch nicht, dass die Erwartungen für weitere Zinssenkungen in den USA von den Marktteilnehmern deutlich zurückgenommen werden mussten. Von der positiven Börsenstimmung jenseits des Atlantiks bekamen Börsianer hierzulande allerdings nur wenig zu spüren. Aber auch die geopolitisch negativen Entwicklungen im Nahen Osten haben die Börsenkurse hierzulande - zumindest sichtbar - kaum beeinflusst. Im Wochenvergleich verlor das Börsenbarometer 0,9 Prozent, nachdem der DAX zwischenzeitlich fast das Doppelte an Wert verloren hatte.
Selbstbewusst zu den Bullen gewechselt
Unterdessen haben die zuletzt mehrheitlich pessimistischen institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont offenbar den DAX-Rücksetzer wie von uns erwartet, wenngleich etwas vor dem prognostizierten Niveau zu Käufen genutzt. Und das in nicht unerheblichem Umfang. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 31 Punkte auf einen neuen Stand von +14 gestiegen. Das ist der größte Stimmungsumschwung, den wir seit März 2022 verzeichnen können. Im gleichen Zuge hat sich das Bärenlager um 21 Prozentpunkte verringert, wobei knapp die Hälfte der ehemaligen Pessimisten ihre Engagements um 180 Grad direkt auf die Bullen-Seite gedreht hat. Die übrigen Wechselwilligen haben sich mit Gewinnmitnahmen begnügt.
Auch bei den Privatanlegern hat der Optimismus, gemessen an unserem Börse Frankfurt Sentiment-Index, noch einmal deutlich zugenommen. Wir notieren in diesem Panel einen Indexzuwachs um 15 Punkte auf einen neuen Stand von +27 - es handelt sich um das höchste Niveau seit dem 22. November 2023. Die Wanderung der Anleger seit vergangenem Mittwoch gestaltet sich ganz ähnlich wie die der institutionellen Investoren: Das Bärenlager verliert 9 Prozentpunkte, wobei sich unter Führung derjenigen Teilnehmer, die wir über Social Media befragen, zwei Drittel der vormaligen Pessimisten direkt auf die Bullen-Seite geschlagen haben.
Den Erfolg wiederholen
Unter dem Strich ist die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren durch die heutige Befragung geschrumpft. Viele ehemalige Pessimisten haben offensichtlich den DAX-Rücksetzer unter die 19.000er Marke genutzt, um sich direkt für einen neuerlichen DAX-Anstieg zu positionieren. Nicht zuletzt dadurch ermutigt, dass insbesondere die institutionellen Investoren mit einem ordentlichen Gewinn im Rücken besonders mutig auf die Bullen-Seite wechselten. Allerdings ist der dabei entstandene (hausgemachte) Anstieg des DAX bislang überschaubar geblieben. Wir werten dies als Indiz, dass signifikante langfristige Kapitalzuflüsse (aus dem Ausland) ausgeblieben sind.
Auch wenn der Optimismus des DAX selbst im Drei- und Sechs-Monatsvergleich noch etwas höher als in der absoluten Betrachtung ausfällt, ist er nicht als zu hoch und somit gefährlich einzustufen. Allerdings stellt die jüngste Sentiment-Entwicklung für den DAX eine gewisse Belastung dar. Zum einen an der Oberseite, weil die jungen Optimisten von heute wahrscheinlich bald schon wieder etwaige Gewinne, vermutlich in der Nähe des bisherigen Allzeithochs im Bereich von 19.480/19.530, realisieren möchten. An der Unterseite ist dagegen durch die jüngste Entwicklung ein größerer Teil der möglichen Nachfrage im Falle erneuter DAX-Rücksetzer verbraucht. Zweifellos ist dies (vermutlich unterhalb von 18.700 Zählern) die Achilles-Ferse des DAX, insbesondere wenn es zusätzlich auch noch zu Kapitalabflüssen ausländischer Investoren kommen sollte.
Von Joachim Goldberg
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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