Aktien Frankfurt: Deutsche Wirtschaft macht Dax zu schaffen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Belastet von schwachen Konjunkturdaten ist der
deutsche Aktienmarkt zum Start der neuen Börsenwoche etwas
eingeknickt. Der Dax fiel zuletzt um 0,39 Prozent auf
19.047,31 Punkte, nachdem er in der Vorwoche um rund 1,8 Prozent
nachgegeben hatte. Damit gerät die jüngste Stabilisierung im Bereich
von 19.000 Punkten wieder ins Wanken. Der MDax der
mittelgroßen Unternehmen verlor am Montagmittag 0,72 Prozent auf
26.657,91 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
ging es um rund 0,3 Prozent abwärts.
Der Handel sei von einer abwartenden Haltung der Anleger geprägt,
beobachtete Marktexperte Andreas Lipkow. "Die Investoren treffen auf
einen impulslosen Wochenstart und schauen zudem auf die
Entwicklungen im Nahen Osten. Dort zeichnet sich weiterhin eine sehr
angespannte Lage ab und weitere Eskalation können nicht
ausgeschlossen werden."
In der deutschen Wirtschaft mehren sich unterdessen die
Krisensignale. Die Industrie verbucht deutlich weniger Neugeschäft
und einen stärkeren Auftragsrückgang als erwartet. Und auch vom
Privatkonsum sind aktuell kaum Wachstumsimpulse zu erwarten. Die
Stimmung im Einzelhandel und unter Verbrauchern hat sich weiter
verschlechtert. In der Industrie ist nach zwei Anstiegen in Folge
der Auftragseingang im August unerwartet deutlich gesunken.
Unter den Einzelwerten fielen an der Dax-Spitze die Aktien der
Commerzbank mit einem neuerlichen Hoch seit dem Jahr
2011 auf und gewannen zuletzt 1,7 Prozent. Commerzbank-Chefin
Bettina Orlopp sieht bei einer Übernahme durch die italienische
Großbank Unicredit große Risiken. Die Integration
zweier großer Banken sei extrem schwierig, sagte Orlopp dem
"Handelsblatt". "Einen solchen Stillstand können wir uns in der
heutigen Zeit, die von so vielen technologischen Umbrüchen und von
einem sehr intensiven Wettbewerb geprägt ist, nicht leisten."
Die Papiere von Thyssenkrupp sackten um 4,8 Prozent
ab. Die Pläne des Industriekonzerns zur Herstellung von sogenanntem
grünem Stahl stehen laut einem Medienbericht auf dem Prüfstand.
Eines von vier Prüfszenarien sehe den Baustopp der für die
Stahlherstellung mit Wasserstoff notwendigen Direktreduktionsanlage
vor, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf nicht genannte
Quellen im Unternehmen. Dadurch müsste die Thyssenkrupp-Stahlsparte
wahrscheinlich im Vorfeld geflossene staatliche Subventionen von
rund einer halben Milliarde Euro zurückzahlen.
Die Aktien von Heidelberg Materials konnten ein zwischenzeitlich
deutliches Plus nur bedingt halten und notierten zuletzt noch 0,5
Prozent höher. Der Adani-Mischkonzern will laut einem Medienbericht
das indische Geschäft von Heidelberg Materials
übernehmen.
Ansonsten hinterließen vor allem Analystenkommentare ihre Spuren. So
führte eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank bei Jenoptik
zu einem Kurssprung von 4,6 Prozent. Der
Technologiekonzern werde binnen zwei Jahren wohl drei größere
Schritte machen, um seinen Wert zu steigern, schrieb Experte Michael
Kuhn. Sein Kursziel liegt oberhalb des bisherigen Rekordhochs.
Derweil sorgten Abstufungen und negative Kommentare anderer Experten
bei PVA Tepla und Evotec für
Kursverluste von 7,1 beziehungsweise 2,8 Prozent. Beim
Spezialanlagenbauer PVA Tepla befürchtet Constantin Hesse von
Jefferies weitere Verzögerungen im Auftragseingang. Beim
Wirkstoffforscher Evotec rechnet sein Kollege aus dem eigenen Haus
Benjamin Jackson damit, dass die Neuaufstellung noch Zeit
braucht./edh/nas