Commerzbank: Hessen kritisiert Bund bei Aktienverkauf
WIESBADEN (dpa-AFX) - Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU)
hat sich über das Vorgehen der Bundesregierung bei ihrem Verkauf von
Commerzbank-Anteile nach eigenen Worten "irritiert"
gezeigt. "Das Ganze ist ohne Einbindung der hessischen
Landesregierung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion erfolgt, die selbst
innerhalb der Bundesregierung manchen überrascht hat", sagte er der
Nachrichtenagentur dpa in Wiesbaden. Die Aufgabe der Bundesregierung
sei es, den Finanzplatz Frankfurt zu stärken und nicht, ihn zu
schwächen.
Das Vorgehen, die Anteile im Paket der italienischen Großbank
Unicredit und damit einem strategischen Investor zu
geben, gefährde die Stabilität und Souveränität des deutschen
Finanzplatzes und der Commerzbank als zentralem Finanzierer des
Mittelstands, warnte der Ministerpräsident. "Für mich ist klar: Wir
dürfen einen Ausverkauf unserer Flaggschiffe nicht zulassen." Er
erwarte, dass der Bund gemeinsam mit Hessen eine Strategie für den
Finanzplatz und die Souveränität im Bankenwesen entwickele, erklärte
Rhein.
Die Unicredit hatte den schrittweisen Ausstieg des Bundes bei der
Commerzbank genutzt und ist überraschend im großen Stil bei dem
Dax-Konzern eingestiegen. Die Italiener halten
bereits neun Prozent der Aktien. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet
einen Kahlschlag bei der Commerzbank und will deshalb eine Übernahme
mit allen Mitteln verhindern. Im Zuge des Teilausstiegs war Kritik
am Bund laut geworden, der beim Einstieg der Unicredit offenbar
überrumpelt wurde. Das Bundesfinanzministerium will die neue Lage
nun sondieren./als/löb/DP/stw