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Sparkassen-Stiftungen in der Bredouille
Der starke Kursverfall an den Börsen bringt Investoren, die mit einem hohen Fremdkapitalanteil gearbeitet haben, in Schwierigkeiten. Diesen Entwicklungen musste dieser Tag auch der Grossaktionär der schwedischen Swedbank, die Sparbanksstiftelser Forvaltnings AG, Tribut zollen. Diese hat zuletzt mehr als 1 Mrd. Kronen Fremdkapital aufgenommen, um bei der Kapitalerhöhung der Swedbank, die ihre Wurzeln im Sparkassenbereich hat, mitziehen zu können. Die Aktien dienten als Sicherheit, aufgrund des starken Kursverfalls der Swedbank-Aktie zogen die Kreditgeber die Reissleine. Neben dem schwedischen Lebensversicherer Folksam waren das die schwedische Export Credit Corporation und die Erste Group (im Bild: CEO Andreas Treichl).
Die Folge: Die schwedische Sparkassen-Stiftung hat den Kreditgebern insgesamt 90 Mio. Aktien übertragen. Folksam, bereits zuvor mit 8,6% beteiligt, wird derart mit rund 15% der grösste Einzelaktionär der Swedbank, die Erste Group hält nun etwas mehr als 3%. Es bestehe aber keine Syndizierung mit anderen Aktionären, so die Erste Group. Was mit den Aktien passiert, sei noch nicht entschieden. Folksam-CEO Anders Sundstrom hat zu Wochenbeginn versucht, Befürchtungen hinsichtlich eines möglichen Verkaufsdrucks zu zerstreuen: Er sehe den Anteil als langfristiges Investment.
Die Konstruktion bei der Swedbank - Stiftung als Grossaktionärin, die zur Finanzierung der Teilnahme an Kapitalerhöhungen hohe Kredite aufnehmen musste - erinnert an die Erste Group. Auch hier hat die Stiftung, die 31% an der Erste Group hält und zuletzt 2006 für 900 Mio. Euro junge Aktien zu 45 Euro das Stück gezeichnet hat, Verbindlichkeiten in Höhe von rund 1 Mrd. Euro bei einem internationalen Konsortium aus Banken und Versicherungen. Neben österreichischen Banken und Versicherungen zählen internationale Institute dazu. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass die Swedbank, die in den Jahren 1997 bis 2003 im Rahmen einer "Art freundschaftlichen Beteiligung" Aktien der Erste Bank hielt, in diesem Konsortium vertreten ist. Die Bank will die Kreditgeber aber nicht im Detail nennen.
Der Unterschied zur Swedbank: Die Aktien der Erste-Stiftung dienen nicht als Sicherheit für den Kredit, die Finanzierung ist unbesichert und unkündbar, so ein Sprecher der "Die Erste österreichische Spar-Casse Privatstiftung". Die bis inklusive 2010 fällig werdenden Rückzahlungen seien bereits abgesichert.
Zudem kam es im Vorjahr zu einer Änderung der Stiftungsurkunde, die dem Stiftungsvorstand unter Vorsitz von Andreas Treichl im Lichte des rasanten Wertverfalls der Erste Group-Aktie und damit des Stiftungsvermögens mögliches Kopfzerbrechen erspart. So hiess es ursprünglich in §12 (3) der Stiftungserklärung aus 2003: "Die Aufnahme von Darlehen und Krediten ist grundsätzlich zulässig, darf aber 30% des Wertes des jeweiligen Vermögens der Privatstiftung nicht übersteigen. Bei Überschreiten dieses Wertes hat der Stiftungsvorstand geeignete Massnahmen zur Herstellung eines geringeren Verschuldungsgrades zu ergreifen".
Angesichts eines Marktwerts des Aktienpakets von aktuell rund 852 Mio. Euro dürften die Schulden somit knapp 260 Mio. Euro nicht überschreiten. Der Marktwert ist für die Bilanzierung der Stiftung allerdings unerheblich: Sie erstellt ihre Bilanzen nach UGB und setzt die Aktien daher mit einem Buchwert von 31 Euro an.
Für diese Vorgehensweise liegen einige Gutachten vor, heisst es seitens der Stiftung. Zum Buchwert gerechnet läge das Stiftungsvermögen (mit Blick auf die Aktien an der Erste Group) somit bei rund 3,06 Mrd. Euro, was - gemäss der früheren Bestimmung - Fremdkapital im Ausmass von maximal 920 Mio. Euro erlauben würde.
Diese Beschränkung wurde allerdings von den Vereinsmitgliedern im Vorjahr ersatzlos gestrichen, so die Stiftung. Laut Compnet-Auskunft erfolgte im Dezember 2008 eine Änderung der Stiftungsurkunde.
Die Erste-Stiftung betont allerdings, dass gegen den früheren §12 (3) der Stiftungserklärung nie verstossen worden ist. "Selbst wenn es diesen Passus jetzt noch gäbe, würden wir nicht dagegen verstossen", so Stiftungssprecher Michael Mauritz. Die ausstehenden Schulden der Stiftung liegen bei knapp unter einer Mrd. Euro.
Unter Berücksichtigung vorhandener Barbestände würde sich die 30%-Regel für das Fremdkapital wohl ziemlich haarscharf ausgehen - so es sie noch gäbe.
Bettina Schragl
Aus dem Börse Express vom 11. März 2009
Die Folge: Die schwedische Sparkassen-Stiftung hat den Kreditgebern insgesamt 90 Mio. Aktien übertragen. Folksam, bereits zuvor mit 8,6% beteiligt, wird derart mit rund 15% der grösste Einzelaktionär der Swedbank, die Erste Group hält nun etwas mehr als 3%. Es bestehe aber keine Syndizierung mit anderen Aktionären, so die Erste Group. Was mit den Aktien passiert, sei noch nicht entschieden. Folksam-CEO Anders Sundstrom hat zu Wochenbeginn versucht, Befürchtungen hinsichtlich eines möglichen Verkaufsdrucks zu zerstreuen: Er sehe den Anteil als langfristiges Investment.
Die Konstruktion bei der Swedbank - Stiftung als Grossaktionärin, die zur Finanzierung der Teilnahme an Kapitalerhöhungen hohe Kredite aufnehmen musste - erinnert an die Erste Group. Auch hier hat die Stiftung, die 31% an der Erste Group hält und zuletzt 2006 für 900 Mio. Euro junge Aktien zu 45 Euro das Stück gezeichnet hat, Verbindlichkeiten in Höhe von rund 1 Mrd. Euro bei einem internationalen Konsortium aus Banken und Versicherungen. Neben österreichischen Banken und Versicherungen zählen internationale Institute dazu. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass die Swedbank, die in den Jahren 1997 bis 2003 im Rahmen einer "Art freundschaftlichen Beteiligung" Aktien der Erste Bank hielt, in diesem Konsortium vertreten ist. Die Bank will die Kreditgeber aber nicht im Detail nennen.
Der Unterschied zur Swedbank: Die Aktien der Erste-Stiftung dienen nicht als Sicherheit für den Kredit, die Finanzierung ist unbesichert und unkündbar, so ein Sprecher der "Die Erste österreichische Spar-Casse Privatstiftung". Die bis inklusive 2010 fällig werdenden Rückzahlungen seien bereits abgesichert.
Zudem kam es im Vorjahr zu einer Änderung der Stiftungsurkunde, die dem Stiftungsvorstand unter Vorsitz von Andreas Treichl im Lichte des rasanten Wertverfalls der Erste Group-Aktie und damit des Stiftungsvermögens mögliches Kopfzerbrechen erspart. So hiess es ursprünglich in §12 (3) der Stiftungserklärung aus 2003: "Die Aufnahme von Darlehen und Krediten ist grundsätzlich zulässig, darf aber 30% des Wertes des jeweiligen Vermögens der Privatstiftung nicht übersteigen. Bei Überschreiten dieses Wertes hat der Stiftungsvorstand geeignete Massnahmen zur Herstellung eines geringeren Verschuldungsgrades zu ergreifen".
Angesichts eines Marktwerts des Aktienpakets von aktuell rund 852 Mio. Euro dürften die Schulden somit knapp 260 Mio. Euro nicht überschreiten. Der Marktwert ist für die Bilanzierung der Stiftung allerdings unerheblich: Sie erstellt ihre Bilanzen nach UGB und setzt die Aktien daher mit einem Buchwert von 31 Euro an.
Für diese Vorgehensweise liegen einige Gutachten vor, heisst es seitens der Stiftung. Zum Buchwert gerechnet läge das Stiftungsvermögen (mit Blick auf die Aktien an der Erste Group) somit bei rund 3,06 Mrd. Euro, was - gemäss der früheren Bestimmung - Fremdkapital im Ausmass von maximal 920 Mio. Euro erlauben würde.
Diese Beschränkung wurde allerdings von den Vereinsmitgliedern im Vorjahr ersatzlos gestrichen, so die Stiftung. Laut Compnet-Auskunft erfolgte im Dezember 2008 eine Änderung der Stiftungsurkunde.
Die Erste-Stiftung betont allerdings, dass gegen den früheren §12 (3) der Stiftungserklärung nie verstossen worden ist. "Selbst wenn es diesen Passus jetzt noch gäbe, würden wir nicht dagegen verstossen", so Stiftungssprecher Michael Mauritz. Die ausstehenden Schulden der Stiftung liegen bei knapp unter einer Mrd. Euro.
Unter Berücksichtigung vorhandener Barbestände würde sich die 30%-Regel für das Fremdkapital wohl ziemlich haarscharf ausgehen - so es sie noch gäbe.
Bettina Schragl
Aus dem Börse Express vom 11. März 2009
Relevante Links: Erste Group Bank AG