, boerse-express

Opel und die Gefahr einer Kettenreaktion

Während in Deutschland um das Überleben von Opel gerungen wird und Opel-Mutter GM Europe öffentlich gewarnt hat, in Kürze auf dem Trockenen zu sitzen falls keine Staatshilfen aus Europa fliessen, wächst die Sorge vor einer Kettenreaktion, die zahlreiche europäische Autozulieferer erfassen könnte.

"Derzeit scheint es nach wie vor offen, ob die deutsche Regierung gewillt ist, ein Milliardeninvestment in Opel vorzunehmen oder zu garantieren. Das ist aber eine Schlüsselfrage, was die Rettung von GM Europe anbelangt. Damit steigt das Risiko der Zulieferer signifikant, dass sie hohe Forderungen, die sie gegenüber GM und Opel haben, abschreiben müssen", meinen die Auto-Experten von Sal. Oppenheim. Am stärksten wären davon wohl die Zulieferer Rieter, Conti, Georg Fischer und Leoni betroffen. Aber auch die österreichische Polytec und Stahlkonzerne, wie ThyssenKrupp und voestalpine, haben Aussenstände, die nicht länger von Kreditversicherern abgedeckt werden. Vorerst allerdings dürften GM, Opel und Ford ihre Zulieferer schneller bezahlen, als in früheren "normalen" Zeiten, berichten die Analysten von ihren Gesprächen.

Die gefürchtete Kettenreaktion: Sollte GM in ein "Chapter 11"-Verfahren flüchten, könnte das den Kollaps bedeutender US-Zulieferer zur Folge haben. In weiterer Folge wäre auch Ford in Gefahr, was wiederum die Niederlassungen des Konzerns in Europa in Frage stellen würde. Insgesamt dürften europäische Zulieferer rund 9 Mrd. Euro an Forderungen gegenüber GM und Ford haben, schätzen die Sal. Oppenheim-Analysten. "Wir können nur raten, in welchem Ausmass ein solcher Schock von den Zulieferern verkraftet werden könnte", so die Analysten. Die Annahme, dass die europäischen Autohersteller rund 4 Mrd. bis 5 Mrd. Euro aufbringen müssten, um ihre Zulieferer zu retten, sei aber durchaus realistisch.

Mit Blick auf den österreichischen Zulieferer Polytec, der seit Jahresbeginn an der Börse mehr als 50% an Wert eingebüsst hat und dessen Aktie nur noch knapp über der Marke von 1 Euro notiert, verweisen die Sal. Oppenheim-Analysten auf ein geringes Exposure gegenüber GM Europe. Nichtsdestotrotz könnte ein Ausfall einen signifikanten Einfluss haben, meinen sie. Gemeinsam mit der jüngsten Akquisition Peguform dürfte die Gruppe rund 3% ihrer Umsätze mit GM Europe/Opel generieren. Die potenzielle negative Auswirkung wäre mit geschätzten 0,18 Euro je Aktie (entspricht rund 17% des aktuellen Kurses) angesichts des gedrückten Aktienkurses aber durchaus bedeutend.

Die Stahlkonzerne, wie Salzgitter, ThyssenKrupp und voestalpine, haben ein eher geringes Exposure. Die Bandstahl-Lieferungen der voestalpine an Opel und Ford belaufen sich auf weniger als 50.000 Tonnen im Jahr, der Bereich Automotive Components hat kein Opel-Engagement. Die geschätzten Aussenstände gegenüber GM und Ford belaufen sich auf geschätzte 5 Mio. Euro, ein möglicher negativer Effekt auf den Kurs wäre vernachlässigbar. (bs)

Aus dem Börse Express vom 10. März 2009

Relevante Links: POLYTEC HOLDING AG