Börse Frankfurt-News: "Keiner hat Grund, irgendetwas zu machen" (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Im Anleihehandel geht es nach den Turbulenzen Anfang des Monats jetzt ruhiger zu. Die vorläufige Baywa-Rettung zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Gekauft werden Bonds von Mercedes oder VW.
16. August 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Krisen- und Crashstimmung von vor zwei Wochen ist nun vollends verflogen. Die Aktienmärkte nehmen Kurs auf die Niveaus vor dem Ausverkauf. Die Anleihemärkte stehen auch wieder da, wo sie waren. Es ist Alltag eingekehrt mit den üblichen Schwankungen aufgrund von Zinssenkungsspekulationen.
Zuletzt kamen gute Konjunkturdaten aus den USA - konkret Einzelhandelsumsätze und Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. "Rezessionssorgen sollten zurückgedrängt werden. Die noch immer erhöhten Zinssenkungserwartungen werden tendenziell gedämpft", kommentiert Helaba-Volkswirt Ralf Umlauf. Der Deutschen Bank zufolge werden am Terminmarkt nun weniger Zinssenkungen bis zum Jahresende eingepreist: Gerechnet werde nun mit etwa 65 Basispunkten an EZB- und 90 Basispunkten an Fed-Zinssenkungen bis Ende Dezember.
Am Freitagmorgen liegt die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in etwa da, wo sie vor einer Woche war, und zwar bei 2,23 Prozent - nach 2,09 Prozent im Tief der Ausverkaufswelle.
In der kommenden Woche stehen kaum wichtige Daten zur Veröffentlichung an. Der Blick dürfte sich daher auf das am Donnerstag beginnende Zentralbankertreffen in Jackson Hole richten. "Der Markt dürfte gespannt auf Aussagen zum Zinspfad von US-Notenbank-Chef Powell horchen", erklärt Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank.
Baywa gerettet?
Im Handel mit Staats- und staatsnahen Anleihen sieht Händler Tim Oechsner von der Steubing AG gute Nachfrage nach US-Treasuries (US912828X885) und nach Papieren des European Financial Stability Facility EFSF (EU000A2SCAG3).
"Großes Thema im Handel mit Unternehmensanleihen ist diese Woche der Agrarkonzern Baywa", berichtet Rainer Petz, der Anleihen für Oddo BHF handelt. Das kriselnde Unternehmen aus Bayern wird nun von seinen genossenschaftlichen Eigentümern und den kreditgebenden Banken mit 550 Millionen Euro gestützt, wie gestern bekannt wurde. Die Hybridanleihe mit Kupon von 7,75 Prozent (DE000A351PD9) hat sich allerdings kaum erholt und wird heute morgen zu 51 Prozent gehandelt, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank erklärt. Mit einer Stückelung von 100.000 Euro richtet sie sich nicht an Private. Eine Retail-Anleihe war am 26. Juni noch pünktlich zurückgezahlt worden.
Der Konzern hatte vor einigen Wochen mitgeteilt, ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben zu haben. Die Anleihe fiel von 94 Prozent auf im Tief unter 24 Prozent. Laut FAZ lasten auf der Baywa nach einer kreditfinanzierten Expansion kurz- und langfristige Schulden von fast 6 Milliarden Euro, vor allen durch die Tochtergesellschaft Baywa Re, die Solar- und Windparkprojekte entwickelt.
Grenke, VW, Mercedes und Knorr-Bremse beliebt
Insgesamt geht es aber ruhig. "Keiner hat Grund, irgendetwas zu machen", bemerkt Daniel. Er sieht Käufe für drei in den kommenden Jahren fällige Unternehmensanleihen, und zwar von Grenke mit Laufzeit bis 2025 (XS2078696866), VW bis 2026 (XS1893631769) und Mercedes bis 2027 (DE000A3LSYG8) mit aktuellen Renditen von 3,9 Prozent, 3,2 Prozent und 2,9 Prozent.
Beliebt bei der Kundschaft der Steubing AG: Bonds von Mercedes-Benz mit Laufzeit bis 2030 (DE000A289QR9), Knorr-Bremse bis Juni 2025 (XS1837288494), Hochtief bis 2027 (DE000A2YN2U2) sowie Langläufer der Deutschen Bahn bis 2042 (XS2541394750). Die Renditen liegen aktuell bei 2,8 Prozent, 3,1 Prozent, 3,2 Prozent und 3,5 Prozent. Auch US-Dollar-Bonds von American Express (US025816DB21) kämen gut an. Sie laufen bis 2027 und werfen im Moment 4,4 Prozent ab.
Weiterhin einiges an Umsatz sieht Oechsner außerdem in Papieren der Ferralum Metals Group mit Kupon von 10 Prozent und Laufzeit bis 2026 (DE000A3LWZV6). Ferralum bündelt das vormals zur Metalcorp gehörende Aluminium-, Schüttgut- und Eisenmetallgeschäft, das im Wege eines Management Buyouts aus dem Metalcorp-Konzern herausgelöst worden war.
Von Anna-Maria Borse, 16. August 2024, © Deutsche Börse
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