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Osteuropa-Häppchen für US-Investoren

Die Risikoaversion der Anleger ist ungebrochen hoch, ebenso wie die Cash-Position im Portfolio vieler Institutioneller. Die Angst vor CEE-Investments ist gross - vor allem je weiter weg der Anleger vom vermeintlichen Krisenherd sitzt. In diesem Umfeld stellt die dieser Tage stattfindende "New York Emerging Europe Conference" der UniCredit sicher eine Herausforderung dar - sowohl für die Sales-Mannschaft der Investmentbank als auch für die präsentierenden Unternehmen.

Bereits zum zehnten Mal stellt die Investmentbank wichtige Player aus Emerging Europe ihren Kunden von der US-Ostküste vor. Heuer - die Konferenz findet am Donnerstag und Freitag statt - sind Unternehmen aus neun Ländern vertreten, der Schwerpunkt liegt auf den CE3 (Polen, Ungarn, Tschechien) sowie Russland und Türkei.

Österreich, das ja zuletzt die CEE-Angst der Investoren auch über deutlich gestiegene Risikoaufschläge für Staatsanleihen zu spüren bekommen hat, ist mit der Erste Group vertreten. CFO Manfred Wimmer und IR-Chefin Gabriele Werzer werden die Bank und die Details der anstehenden Ausgabe von Partizipationskapital, das vom Staat und von Privaten gezeichnet wird, den US-Anlegern präsentieren. Die Erste Group hat in dieser Woche auch ein Investorendinner in London abgehalten. Der Aktienkurs kletterte zuletzt wieder über die 8 Euro, kann diese Marke heute aber nicht verteidigen.

"Die jüngste Periode der Marktturbulenzen hat die Aktienkurse von Unternehmen aus Emerging Europe auf neue Tiefs geschickt. Wir glauben, dass die Region unter dem Gewicht des globalen und regionalen volkswirtschaftlichen Drucks tatsächlich beansprucht wird, aber sie wird sicher nicht daran zerbrechen", kommentiert Mark Robinson, Head of Research der UniCredit, die Entwicklungen.

Neben Erste Group werden OTP Bank, Magyar Telekom und MOL aus Ungarn präsentieren, aus Polen sind u.a. BRE Bank, PKN Orlen und PKO BP vertreten.

Was die weitere Entwicklung anbelangt, so sehen die UniCredit-Analysten gewisse Chancen, dass die europäischen Emerging Markets noch im ersten Halbjahr die Talsohle erreichen könnten. Sie führen zehn Faktoren an, die dieses Szenario untermauern, allerdings auch fünf, die Zweifel aufkommen lassen.

Zu den zehn positiven Punkten zählen etwa der Umstand, dass sowohl etliche Frühindikatoren als auch der Ölpreis zuletzt Stabilisierungstendenzen zeigten, sich der Baltic Dry Index - ein wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen von Hauptfrachtgütern, der sich mittlerweile auch zu einem Vorlaufindikator für die europäischen Emerging Markets entwickelt hat - seit Jahresbeginn verdoppelt hat, China mit der Umsetzung des vielgerühmten Konjunkturpakets begonnen hat und von den Kreditmärkten positive Zeichen kommen. In den ersten beiden Monaten 2009 wurden von Unternehmen (exkl. Banken) im Investmentgrade-Bereich Anleihen über knapp 80 Mrd. Euro begeben. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2008 waren es 110 Mrd. Euro, 2007 75 Mrd. Euro. "Ein Radiator im Haus wird wieder warm", kommentieren die UniCredit-Analysten.

Diesen Entwicklungen stehen fünf Negativ-Faktoren gegenüber: Der US-Hausmarkt erreichte zuletzt neue Tiefs, die Risken für ein Auseinanderbrechen der Währungsunion seien gestiegen, zudem könnte es, bei neuerlichen grossen Finanzschocks, zu einer Lähmung der wirtschaftlichen Aktivitäten kommen. Die Länder in Emerging Europe und ihre Bankensystems sind mit Risken in Bezug auf die Fremdwährungsfinanzierung konfrontiert, auch könnte es zu politischen Spannungen in der Region kommen. (bs)


Aus dem Börse Express vom 5. März 2009

Relevante Links: Erste Group Bank AG