ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Powells vage Zins-Aussagen belasten den Dax
FRANKFURT (dpa-AFX) - Anleger haben am Dienstag enttäuscht auf die
Rede des US-Notenbankpräsidenten vor dem US-Kongress reagiert.
Erneut gab es keine klaren Signale für baldige Zinssenkungen. Das
entmutigte, denn an den Märkten werden zwei Zinsschritte nach unten
erwartet, beginnend im September. Doch Jerome Powell gab keine
Hinweise, dass sich eine solche Hoffnung erfüllen könnte.
Der bereits zuvor schwächelnde Dax reagierte mit
weiteren Verlusten. Letztlich stand ein Minus von 1,28 Prozent auf
18.236,19 Punkte zu Buche. Dabei sackte der deutsche Leitindex unter
die viel beachtete 21-Tage-Linie, die den kurzfristigen Trend angibt
und fand erst knapp oberhalb der 100-Tagelinie Halt. Diese
Trendlinie für den Dax-Verlauf auf mittelfristige Sicht verläuft
derzeit knapp unter 18 160 Punkten.
Der MDax , der Index für die mittelgroßen Unternehmen,
gab um 1,15 Prozent auf 25.252,18 Punkte nach. Europaweit wurden
ebenfalls teils deutliche Verluste verbucht: Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 beendete den Tag mit minus 1,33 Prozent
auf 4903,62 Zählern und auch die Länderbörsen in Paris und London
schlossen schwächer. In den USA setzten unterdessen die Nasdaq-Börse
und der S&P 500 ihren Rekordlauf mit kleinen
Schritten fort, der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial
gab jedoch leicht nach.
"Der oberste US-Währungshüter lässt sich weiterhin nicht genau in
die Karten schauen, wie lange die US-Notenbank noch am aktuellen
Leitzinsniveau festzuhalten gedenkt", kommentierte Volkswirt Elmar
Völker von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Vielmehr habe
Powell betont, dass die Geldpolitik von mehreren Seiten her Risiken
ausgesetzt sei.
Der LBBW-Experte hält die nächste Zinsentscheidung der US-Notenbank
noch für einen zu frühen Termin, um die erhoffte Zinswende
einzuleiten, doch angesichts der sich eintrübenden US-Konjunktur
sieht er den September weiterhin als den "passenden Startpunkt für
eine Phase der geldpolitischen Lockerung".
Größter Verlierer im Dax waren die Aktien von Mercedes-Benz
mit minus 3,4 Prozent. Sie litten unter einer
Abstufung auf "Underperform" durch die Bank of America. Analyst
Horst Schneider verwies auf den Modellzyklus des Stuttgarter
Autokonzerns und die dadurch zu erwartenden Erträge der kommenden
Jahre. Das Durchschnittsalter der Mercedes-Flotte steige im
Vergleich zur Konkurrenz, monierte er.
Die BMW -Aktien stiegen entgegen dem schwachen Trend
des europäischen Autosektors um 0,7 Prozent. Ihnen
half eine Kaufempfehlung der Großbank HSBC. Mit der Kursschwäche in
den vergangenen drei Monaten seien die Marktsorgen inzwischen über
Gebühr eingepreist und zugleich sei bei BMW eine konstante Leistung
zu erwarten. Das mache die Aktie attraktiv, schrieb Analyst Michael
Tyndall.
Unter den Nebenwerten sackten im SDax die Papiere von
Compugroup um knapp ein Drittel auf den tiefsten
Stand seit Sommer 2013 ab. Das Software-Unternehmen für die
Gesundheitsbranche kappte seine Ziele für den Jahresumsatz und das
operative Jahresergebnis und schockte damit die Anleger.
Am Devisenmarkt wurde der Euro mit 1,0812 US-Dollar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am
Nachmittag auf 1,0814 (Montag: 1,0835) Dollar fest. Der Dollar
kostete damit 0,9247 (0,9229) Euro.
Am Anleihemarkt fiel die Umlaufrendite von 2,59 Prozent am Montag
auf 2,58 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,10
Prozent auf 124,22 Punkte. Der Bund-Future verlor
zuletzt 0,35 Prozent auf 130,81 Punkte./ck/he