FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag
seine Erholung vom Vortag gebremst fortgesetzt. Der Dax
stieg am Nachmittag um 0,34 Prozent auf 18.436,24
Punkte, nachdem er tags zuvor um rund 1,2 Prozent zugelegt hatte.
Der MDax gewann am Donnerstag 0,68 Prozent auf
25.568,67 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
ging es um rund 0,4 Prozent nach oben.
Positive Vorgaben kamen erneut von der US-Technologiebörse Nasdaq.
Dort hatten die Leitindizes Nasdaq 100 und Nasdaq
Composite tags zuvor in einem verkürzten Handel
Rekordhochs erklommen. Wegen eines Feiertags findet an diesem
Donnerstag in den USA kein Handel statt, was auch an der deutschen
Börse zu geringeren Umsätzen führt.
Noch stützten Zinssenkungshoffnungen den Aktienmarkt und neue
Rekorde der US-Börsen trieben den Dax vor sich her, merkte
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets an. "Es dürfte
aber nur eine Frage der Zeit sein, wann das Pendel wieder in die
andere Richtung ausschlägt und Anleger die konjunkturellen Risiken
bis hin zur Angst vor einer Rezession über den Faktor Geldpolitik
stellen", so Molnar.
Unterdessen haben sich die Vertreter der US-Notenbank Fed uneins
über die Zahl der möglichen Zinssenkungen im laufenden Jahr gezeigt.
Vier Mitglieder erwarten keine entsprechenden Maßnahmen, wie aus dem
am Mittwoch veröffentlichten Protokoll der letzten Fed-Sitzung
hervorgeht. Doppelt so viele rechnen hingegen mit zwei Senkungen.
Der Mittelwert der Erwartungen liegt bei eins. Für das kommende Jahr
rechnen die Fed-Offiziellen im Schnitt mit vier Senkungen. Das ist
mehr als zuvor geschätzt.
Aus Branchensicht stehen Autoaktien im Anlegerfokus. Während sie im
frühen Handel in der Anlegergunst noch ganz oben standen, bröckelten
sie etwas ab, nachdem die Europäische Union nun vorläufige
Strafzölle auf den Import von Elektroautos aus China einführt. Laut
einer Untersuchung der EU-Kommission wird die gesamte
Wertschöpfungskette für Elektroautos in China stark subventioniert
und schädigt damit die Industrie in der EU. Den Angaben zufolge sind
chinesische E-Fahrzeuge rund 20 Prozent günstiger als in der EU
hergestellte Modelle.
Unter den Einzelwerten sorgten die Aktien von Continental
nach einer Analystenkonferenz des Autozulieferers und
Reifenherstellers für Furore. Sie schnellten um bis zu 12 Prozent
nach oben auf den höchsten Stand seit Mitte Juni und notierten
zuletzt noch 8,4 Prozent im Plus. Conti rechnet in diesem Jahr in
Europa zwar weiter mit einem schwierigen Geschäft in der
Autozulieferung, auf dem chinesischen Markt aber mit Wachstum. Bei
der Preisentwicklung sei der Konzern im zweiten Quartal gegenüber
dem Jahresbeginn wie erwartet vorangekommen, hieß es.
Die Aussagen des Managements signalisierten ein unerwartet starkes
zweites Quartal, nachdem das erste Jahresviertel wohl das
schlechteste seit langem gewesen sei, kommentierte ein
Marktteilnehmer. Die wichtigste Nachricht sei, dass Conti im Bereich
Automotive im abgelaufenen Quartal viel besser als befürchtet
abgeschnitten habe.
Die Papiere von Hellofresh setzten ihre Erholung vom
Rekordtief schwungvoll fort und verteuerten sich um weitere 14
Prozent. Mit 6,18 Euro liegen die Papiere des Essenslieferanten
inzwischen über ein Drittel über dem Tiefststand aus der Vorwoche.
Sie bleiben aber weiterhin schwächster MDax-Wert des Jahres mit noch
rund 57 Prozent Abschlag.
Die Aktien von Redcare Pharmacy verzeichneten nach
ersten Umsatzzahlen zum E-Rezept einen Kurssprung von 11,6 Prozent.
Analyst Martin Comtesse von der Investmentbank Jefferies sprach von
einem ermutigenden Signal für das Potenzial des E-Rezepts in
Deutschland. Die Umsätze hätten im zweiten Quartal klar angezogen,
obwohl es seit der Card-Link-Einführung Anfang Mai nur einen halben
Monat vollständig digitalen Zugang zu verschreibungspflichtigen
Arzneimitteln gegeben habe. Die Zahl aktiver Kunden steige weiter.
Die Anteilsscheine von Sartorius verteuerten sich
nach einer Analystenstudie um weitere 2,7 Prozent und bauten damit
ihren Gewinn seit dem Tief vor zwei Tagen auf rund 13 Prozent aus.
Die Investmentbank Oddo BHF hatte die Titel des Laborausrüsters von
"Neutral" auf "Outperform" hochgestuft. Analyst Oliver Metzger
glaubt, dass sich Sartorius dynamischer entwickeln wird als der
gesamte Biopharma-Markt.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,0800 US-Dollar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am
Vortag auf 1,0758 (Dienstag: 1,0729) Dollar festgesetzt. Der Dollar
kostete damit 0,9295 (0,9320) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,64 Prozent am Vortag auf
2,61 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,13
Prozent auf 124,05 Punkte. Der Bund-Future verlor
0,11 Prozent auf 130,62 Punkte./edh/mis