FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Gewinne im deutschen Leitindex Dax
aus den vergangenen drei Handelstagen haben sich am
Dienstag wieder in Luft aufgelöst. "Zu viele Risiken lauern derzeit
in den Finanzmärkten, denen aktuell zu wenig Chancen
entgegenstehen", sagte Aktienmarktexperte Andreas Lipkow.
So bereitet die hartnäckige Inflation im Euroraum trotz eines
Rückgangs im Juni Sorgen. Die Inflationsrate fiel im Juni von 2,6
Prozent im Vormonat auf 2,5 Prozent. "Der Inflationsrückgang setzt
sich nur langsam fort", kommentierte Chefökonom Thomas Gitzel von
der VP Bank. Die letzten Meter zum Inflationsziel der Europäischen
Zentralbank (EZB) seien eine äußerst zähe Angelegenheit. "Dies weiß
auch die EZB und richtet ihre Zinspolitik entsprechend danach."
Darüber hinaus verschreckt die Anleger auch die politische
Unsicherheit in Frankreich. Und das nicht nur wegen der Stichwahl an
diesem Sonntag, wie Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets
sagte. Eine politische Hängepartie, wie sie nach der Parlamentswahl
erwartet wird, vergrößere auch die wirtschaftlichen Risiken.
Letztlich gab der Dax um 0,69 Prozent auf 18.164,06 Punkte nach. Der
MDax der mittelgroßen Werte verlor 0,47 Prozent auf
25.125,84 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
ging es um 0,48 Prozent auf 4.906,33 Punkte abwärts
und auch in Paris und London wurden Verluste verbucht. Die US-Börsen
zeigten sich zum Börsenschluss in Europa wenig verändert.
Europaweit herrscht in der Versicherungsbranche Furcht vor einer
besonders aktiven Hurrikan-Saison. Ausgelöst wurde sie durch den in
der Karibik wütenden Wirbelsturm Beryl, der ungewöhnlich früh in der
Saison Fahrt und Stärke aufgenommen hat und bereits in die höchste
Gefahrenkategorie 5 hochgestuft wurde. Vor allem auf Rückversicherer
könnten daher umfangreiche Schadenkosten zukommen. Munich Re
und Hannover Rück waren daher die
schwächsten Werte im deutschen Börsenbarometer mit Verlusten von
jeweils mehr als drei Prozent. Im MDax büßten die Papiere von Talanx
4,4 Prozent ein.
Die Aktien von Hellofresh setzten mit einem
Kurssprung von 7,7 Prozent ihren Erholungskurs seit dem Rekordtief
vom Freitag fort. Mit einem Verlust von rund 64 Prozent im
bisherigen Jahresverlauf sind sie allerdings immer noch schwächster
MDax-Wert. Die US-Bank JPMorgan gab den Status "Negative Catalyst
Watch" für die Hellofresh-Aktie auf und erwartet damit kurzfristig
keine Kursbelastung mehr.
Die Anteilscheine von Sartorius reagierten auf den
Abschied des Unternehmenschefs Ende 2025 mit einem Kursgewinn von
0,2 Prozent. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Joachim Kreuzburg
will seinen Vertrag zwar zu Ende führen, aber nicht verlängern.
Die Papiere von Siemens Energy kletterten mit plus
3,8 Prozent als Dax-Spitzenwert auf den höchsten Stand seit vier
Wochen. Das Analysehaus Redburn sprach eine Kaufempfehlung aus und
zudem kündigte Vorstand Tim Holt einen deutlichen Ausbau des
Netzgeschäfts in den kommenden Jahren an. Goldman Sachs hält die
Dreijahresziele der Netzwerk-Sparte nun für sehr konservativ sind
und glaubt, dass sie angehoben werden könnten.
Unter den Nebenwerten profitierten die Aktien von Northern Data
von KI-Fantasie und sprangen um gut 31 Prozent nach
oben. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete unter Berufung auf
Kreise, das in Frankfurt ansässige IT-Unternehmens erwäge einen
US-Börsengang seiner KI-Cloud- sowie Datenzentren-Geschäfte.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,0734 US-Dollar
gehandelt. Die EZB setzte am Nachmittag den Referenzkurs auf 1,0729
(Montag: 1,0745) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9321
(0,9306) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,62 Prozent am Vortag
auf 2,63 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,03
Prozent auf 124,01 Punkte zu. Der Bund-Future sank um
0,01 Prozent auf 130,42 Punkte./ck/he