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Untreue-Prozess um Ex-Strabag-Mitarbeiter in Wiener Neustadt / Gruppenleiter soll Scheinrechnungen von zwei Subunternehmen im Wert von über einer Mio. Euro genehmigt haben - Auch Geschenkannahme als Vorwurf - Fünf Angeklagte großteils nicht geständig

Am Landesgericht Wiener Neustadt ist am Donnerstag ein Untreue-Prozess gegen Ex-Mitarbeiter der Strabag gestartet. Einem ehemaligen Gruppenleiter wird angelastet, zahlreiche Scheinrechnungen von zwei Subunternehmen im Wert von mehr als einer Mio. Euro genehmigt und damit die Baufirma geschädigt zu haben. Auch Geschenkannahme soll eine Rolle gespielt haben, so der Vorwurf. Die fünf Angeklagten bekannten sich großteils nicht schuldig.

Konkret geht es im Schöffenverfahren neben Untreue auch um Geschenkannahme und Bestechung von Bediensteten oder Beauftragten. Als Tatzeitraum gilt März 2018 bis Juli 2021. Beim Erstangeklagten handelt es sich um einen einschlägig vorbestraften Türken, die vier weiteren Beschuldigten sind österreichische Staatsbürger.

Von den Scheinrechnungen umfasst waren großteils Eisenbiegeraufträge. Der zweitangeklagte ehemalige Gruppenleiter an einem Strabag-Standort soll die Dokumente laut Staatsanwaltschaft im internen Verwaltungsprogramm ohne wirtschaftliche Rechtfertigung freigegeben haben. Die beiden Subunternehmer - Erst- und Fünfangeklagter - haben die entsprechenden Leistungen demnach aber nie erbracht. Im Gegenzug sollen eine Uhr, Bargeld, Handys und eine Kaffeemaschine in einem Gesamtwert von etwa 13.000 bis 15.000 Euro an den 46-jährigen Zweitangeklagten gegangen sein.

Eine 56-Jährige soll als Angestellte der Strabag die kaufmännische Freigabe für die Scheinrechnungen erteilt haben. "Es war ein Vier-Augen-Prinzip", skizzierte der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsvortrag. Die Frau sei "laut der Verdachtslage eingeweiht" gewesen. Auch ein vorgesehener Sicherheitseinbehalt von zehn Prozent sei nicht erfolgt. Seitens der Strabag involviert gewesen sein soll auch noch der Drittangeklagte, der als Gegenleistung ein Handy und Bargeld angenommen haben dürfte.

Vom 51-jährigen Erstangeklagten wurden die Scheingeschäfte bestritten. Es habe jeweils eine Gegenleistung gegeben, lautete der Tenor des Subunternehmers, der Strabag sei auch kein Schaden entstanden. "Ich habe für die Strabag sicher schon 700 bis 1.000 Baustellen gemacht", verwies der türkische Staatsbürger auf eine langjährige Geschäftsbeziehung.

Auch der zweitangeklagte ehemalige Strabag-Gruppenleiter war sich keiner Schuld bewusst. Die Abrechnung habe stets den Vorgaben seiner Vorgesetzten entsprochen, diesen habe er auch die Bauvorhaben "monatlich zur Freigabe geschickt". Er sei, obwohl langjähriger Mitarbeiter, "von einem Tag auf den anderen der Sündenbock" gewesen. Eine Uhr und einen Laptop habe er vom Erstangeklagten als Geschenke erhalten - zur Hochzeit und für seinen Sohn - "die andren Sachen wurden von mir bezahlt", gab der Beschuldigte zu Protokoll.

ce/kil/bel

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