FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat zum
Wochenausklang an seine deutlichen Vortagesverluste angeknüpft. Der
zunächst noch recht stabile Dax bröckelte angesichts
schwacher Indikationen für die US-Börsen weiter ab und fiel
zeitweise sogar unter die Marke von 18 000 Punkten auf den tiefsten
Stand seit sechs Wochen. Zuletzt notierte der Leitindex 1,16 Prozent
im Minus bei 18 053,87 Punkten und steuert damit auf einen
Wochenverlust von mehr als zweieinhalb Prozent zu.
Der MDax mit den mittelgroßen Werten fiel am Freitag
zuletzt um 1,02 Prozent auf 25 808,93 Zähler. Für den EuroStoxx 50
als Leitindex für die Eurozone ging es um rund 1,7
Prozent nach unten.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets sieht den
Dax technisch angeschlagen. Viele Anleger nützten dies als
willkommene Gelegenheit, weitere Gewinne mitzunehmen. "Aktuell ist
die Chance für eine erfolgreiche Vorrunde der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft höher als für einen positiven
Stimmungsumschwung an der Frankfurter Börse", urteilte der Experte
mit Verweis auf die an diesem Freitag beginnende
Europameisterschaft.
Neben der politischen Unsicherheit in Frankreich und der Diskussion
über einen Zollstreit mit China hält auch die Zurückhaltung der
US-Notenbank Fed mit Blick auf Zinssenkungen derzeit die Anleger
davon ab, Risiken einzugehen. Nehme man die bereits wieder
erloschene Zinsfantasie in Europa und die geopolitischen Krisenherde
hinzu, "gibt es derzeit nicht wirklich einen triftigen Grund, Aktien
zu kaufen", betonte Molnar.
Über die Aktien von Rheinmetall und andere deutsche
Rüstungswerte schwappte wieder einmal eine Welle von
Gewinnmitnahmen. Bis zu neun Prozent verlor der Rheinmetall-Kurs
zwischenzeitlich. Zuletzt relativierte sich der Kursverlust zwar
wieder etwas auf 4,9 Prozent. Hensoldt-Papiere
setzten die jüngste Korrektur mit minus 2,1 Prozent fort. Bei Renk
betrug das Minus zuletzt 1,7 Prozent nach einem
Spitzen-Tagesverlust von neun Prozent.
Die Aktien von Thyssenkrupp zeigten sich mit plus 0,8
Prozent etwas erholt vom Fall auf ein Dreieinhalbjahrestief am
Vortag. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters verstärkt
der US-Investor Carlyle seine Bemühungen um die
Rüstungstochter Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS). Demnach könnte
Carlyle die Mehrheit an TKMS erwerben und die deutsche Staatsbank
KfW eine Sperrminorität. Thyssenkrupp würde dann nur noch eine
Minderheitsbeteiligung halten.
Das Hightech-Unternehmen Kontron will eigene Aktien
im Wert von bis zu 10 Millionen Euro zurückkaufen. Die aktuelle
Bewertung der Aktien stellt aus Sicht des Vorstands ein "sehr
attraktives Niveau" dar, außerdem sei die Liquiditätslage
"hervorragend". Die Aktien stiegen nach der Ankündigung um 2,4
Prozent.
Die Papiere der Volkswagen-Lkw-Tochter Traton
werden an diesem Freitag mit einem Dividendenabschlag
gehandelt und bewegten sich deshalb optisch deutlich im Minus.
Am Devisenmarkt fiel der Euro unter die Marke von
1,07 US-Dollar und notierte zuletzt bei 1,0681 Dollar. Die
Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf
1,0784 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 2,61 Prozent am Vortag auf
2,44 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,91
Prozent auf 125,31 Punkte. Der Bund-Future gewann
0,80 Prozent auf 132,90 Zähler./edh/mis