Vom verwöhnten Jahrzehnt, KI-Einsatz im Fondsmanagement und dem MSCI-Klon X-250 (Interview mit David Striegl zum Fonds im Portrait, dem X-250 Welt Aktien
BÖRSE EXPRESS: Es gibt derzeit 21 ETFs auf den MSCI-Weltaktienindex, die diesen mehr oder weniger 1:1 abbilden. Warum sollte ich mich als Anleger dann für den X-250 Welt Aktien Fonds interessieren, der ähnliches in Aussicht stellt?
DAVID STRIEGL: Während der populäre MSCI World ausschließlich Aktien der Industrienationen beinhaltet, sind im X-250 Welt Aktien auch Titel aus Schwellenländern beigemischt. Außerdem besteht eine zusätzliche Abgrenzung darin, dass wir ausschließlich in Unternehmen mit starker Wettbewerbsposition - z.B. durch starke Marken, Patente, Kostenvorteile oder Netzwerkeffekte - investieren. Derartige Faktoren können zusätzliches Potenzial in gewissen Marktphasen bringen und finden in klassischen ETFs auf den MSCI World keine Berücksichtigung.
BÖRSE EXPRESS: Sie möchten mit 250 Aktien die Performance des MSCI-Index abbilden - für einen aktiven Fondsmanager ist das Ziel wahrscheinlich ein zumindest abbilden?
DAVID STRIEGL: Tatsächlich ist unser Anlageuniversum nicht auf den MSCI-Index begrenzt. Vielmehr besteht es aus allen Unternehmen weltweit, die eine starke Wettbewerbsposition aufgebaut haben und dadurch nicht so einfach von der Konkurrenz verdrängt werden können. Die Titelauswahl erfolgt unabhängig davon, ob der Titel auch im MSCI-Index enthalten ist oder nicht. Mit dieser aktiven Komponente heben wir uns klar von klassischen ETFs ab und bieten für Investoren neben der Marktprämie auch die Chance auf Outperformance.
BÖRSE EXPRESS: Reicht es dafür, einfach die Top-250 der Gewichtung nach zu nehmen? Ist es so einfach und was sind – Stichwort das immense Gewicht der Magnificent 7 – die Herausforderungen dabei?
DAVID STRIEGL: Nein, das reicht natürlich nicht, da nicht alle der Top-250 Titel aus dem Index auch signifikante Wettbewerbsvorteile haben und unsere Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Aufgrund der gewünschten Nähe zum MSCI-Index bilden die Index-Giganten Nvidia, Microsoft, Apple, Meta und Alphabet aber natürlich auch im X250 Welt Aktien den Schwerpunkt.
BÖRSE EXPRESS: Möchten Sie das zumindest durch eine Übergewichtung kleinerer Titel abbilden, oder bei den Top-Playern erreichen?
DAVID STRIEGL: Einige der Top-Titel aus dem Index sind leicht übergewichtet, andere leicht untergewichtet und gewisse Aktien sogar gar nicht gewichtet. Insgesamt versuchen wir auch beim Faktor Marktkapitalisierung über das Gesamtportfolio hinweg möglichst nahe am Index zu sein. Einen Bias in Richtung Large Caps oder Small Caps haben wir somit nicht.
BÖRSE EXPRESS: Spielen Top-Down-Überlegungen – wie das konjunkturelle Umfeld – für Ihre Portfolio-Entscheidungen eine Rolle?
DAVID STRIEGL: Nein, Top-Down-Überlegungen spielen für die Portfoliokonstruktion keine Rolle. Die aktive Komponente des Fonds ist auf die Wettbewerbsposition der Unternehmen begrenzt. Man könnte zwar argumentieren, dass Unternehmen mit guter Wettbewerbsposition auch in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld robuster sind als jene ohne Wettbewerbsvorteile. Dieser Effekt ergibt sich aber indirekt und nicht aktiv durch Top-Down Überlegungen.
BÖRSE EXPRESS: Welchen Investitionsgrad verfolgen Sie im Fonds? Halten Sie auch Cash-Reserven, um vielleicht erwartete demnächst günstigere Einstiegskurse zu nutzen?
DAVID STRIEGL: Beim Investitionsgrad verfolgen wir im X-250 Welt Aktien einen ähnlichen Ansatz wie klassische ETFs und streben daher über alle Wirtschaftszyklen hinweg nahezu 100% an. Dementsprechend greifen wir auch hier nicht aktiv durch den Auf- und Abbau der Aktienquote ein.
BÖRSE EXPRESS: Der X-250 Welt Aktien ist ein Artikel 8-Fonds – gibt es bei den Ausschluss- bzw. Selektionskriterien irgendeine Besonderheit?
DAVID STRIEGL: Sämtliche Nachhaltigkeitskriterien werden über das Investmentuniversum berücksichtigt. Entsprechend werden im Vorhinein jene Titel ausgeschlossen, die gegen unsere Ausschlusskriterien, u.a. kontroverse Geschäftspraktiken und Geschäftsfelder, verstoßen. Für die endgültige Entscheidung, welcher Titel aus dem erlaubten Universum ins Portfolio aufgenommen und wie stark er gewichtet wird, spielen Nachhaltigkeitsfaktoren keine Rolle. Generell steht für uns aufgrund der gewünschten Nähe zum Index ein möglichst großes Investmentuniversum im Vordergrund.
BÖRSE EXPRESS: Wenn Sie Ihr Portfolio nun nicht nur anhand der Größenkapitalisierung zusammenstellen, wie sieht Ihr Selektionsprozess aus?
DAVID STRIEGL: Das Prinzip ist ganz einfach. Wir stellen ein Investmentuniversum bestehend aus Unternehmen mit langfristigen Wettbewerbsvorteilen zusammen, die zugleich gegen keine unserer ESG-Nachhaltigkeitskriterien verstoßen. Danach wird eine Portfoliooptimierung durchgeführt, bei der die Titelauswahl und -gewichtung unter Berücksichtigung von definierten Nebenbedingungen, wie beispielsweise die Nähe zum MSCI-Index und die Gesamttitelanzahl, erfolgt.
BÖRSE EXPRESS: Bei Ihrer Titelauswahl stehen Unternehmen im Fokus, die über eine starke Wettbewerbsposition verfügen. Schlüsselfaktoren sind u.a. hohe Marktanteile, Kostenvorteile, Netzwerkeffekte sowie Markenstärke und Patente. Zusammengefasst klingt das sehr stark nach den Googles und Amazons dieser Welt. Was wären jetzt andere Investitionsbeispiele, die mich in dieser Sicht überraschen?
DAVID STRIEGL: Zu den Unternehmen mit starker Wettbewerbsposition zählen natürlich viele große und bekannte Unternehmen. Es gibt aber durchaus auch weniger bekannte Unternehmen, die wirklich gute Arbeit leisten und starke Geschäftsmodelle betreiben. Ein Beispiel ist das Unternehmen Ecolab, ein führender Anbieter von Wasser-, Hygiene- und Energietechnologien mit bedeutenden Kostenvorteilen und zahlreichen wichtigen Patenten. Andere Beispiele sind das Schweizer Unternehmen Barry Callebaut, weltweit führender Hersteller von hochwertigen Schokoladen- und Kakaoprodukten, oder das japanische Unternehmen Daifuku, führender Anbieter von Materialflusssystemen und Logistiklösungen.
BÖRSE EXPRESS: KEPLER FONDS ist auch dafür bekannt, KI bei der Portfoliogestaltung mit einzusetzen. Wie kann ich mir das vorstellen?
DAVID STRIEGL: Wir denken, dass die Künstliche Intelligenz unterstützende Dienste für das Portfoliomanagement erbringen kann und damit auch zu einem Mehrwert für Kundinnen und Kunden führt. Deswegen haben wir eine KI entwickelt, die uns bereits frühzeitig auf potenzielle Probleme von Unternehmen aufmerksam macht. Auch im X-250 Welt Aktien evaluieren wir den sinnvollen Einsatz von KI, obwohl der Hauptfokus weiterhin auf einem indexnahen Portfolio mit begrenzten aktiven Eigenschaften liegen wird.
BÖRSE EXPRESS: Schlussfrage, die eher langfristig ausgelegt ist: Der MSCI hat in den vergangenen 10 Jahren im Schnitt eine Jahresrendite auf Eurobasis von 11,5 Prozent erzielt, auf Sicht von 15 Jahren sind es 12,6 Prozent. Ist so etwas nach vorne ebenso realistisch oder hat sich das Umfeld – die Stichworte Zinserhöhung, Inflation, Deglobalisierung gab es damals nicht – derart verändert, dass solche Werte eher unrealistisch sind?
DAVID STRIEGL: Als leidenschaftlicher Aktienfondsmanager bin ich auch weiterhin vom Potenzial der Aktienmärkte überzeugt. Seit 1970 konnte der globale Aktienmarkt in etwa 8% pro Jahr zulegen. Zudem gab es nur einen 10-Jahres-Zeitraum, wo man mit Aktien keine Wertsteigerung erzielt hätte. Natürlich sind wir diesbezüglich die letzten 10 - 15 Jahre verwöhnt worden, dennoch erscheinen mir die 8% bei langfristiger Betrachtung weiterhin realistisch. Mehr zum Fonds gibt’s hier Als leidenschaftlicher Aktienfondsmanager bin ich auch weiterhin vom Potenzial der Aktienmärkte überzeugt. Seit 1970 konnte der globale Aktienmarkt in etwa 8% pro Jahr zulegen. Zudem gab es nur einen 10-Jahres-Zeitraum, wo man mit Aktien keine Wertsteigerung erzielt hätte. Natürlich sind wir diesbezüglich die letzten 10 - 15 Jahre verwöhnt worden, dennoch erscheinen mir die 8% bei langfristiger Betrachtung weiterhin realistisch.
Aus dem Börse Express PDF vom 11.06.2024 - hier zum Download