ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Schwach vor dem 'Super-Mittwoch'
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte haben am Dienstag ihre
Verluste ausgeweitet. Für Vorsicht sorgt vor allem der
ereignisreiche Mittwoch, der "Super-Mittwoch", wie ihn
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets nannte. Denn dann
werden in den USA nicht nur die viel beachteten Inflationsdaten
veröffentlicht, sondern auch die Zinsentscheidung der Notenbank
Federal Reserve. "Das Enttäuschungspotenzial ist nicht unerheblich",
hieß es in einem Kommentar des Brokers IG.
Der EuroStoxx 50 büßte 1,02 Prozent auf 4965,09
Punkte ein, nachdem der Eurozonen-Leitindex bereits zum
Wochenauftakt 0,7 Prozent verloren hatte. Für den Cac 40
in Paris ging es am Dienstag erneut noch etwas
deutlicher bergab, nämlich um 1,33 Prozent auf 7789,21 Punkte. Der
französische Leitindex leidet weiter unter dem Ausgang der
Europawahl samt der angekündigten vorgezogenen Neuwahl der
Nationalversammlung durch Präsident Emmanuel Macron.
In London gab der FTSE 100 um 0,98 Prozent auf
8147,81 Punkte nach. Dort dürften neben der Zurückhaltung vor den
morgigen US-Daten auch die heimischen Arbeitsmarktzahlen auf die
Stimmung gedrückt haben. Der britische Arbeitsmarkt zeigte weiter
Anzeichen von Schwäche. In den drei Monaten bis April stieg die
Arbeitslosenquote im Vergleich zum Quartal zuvor auf 4,4 Prozent und
damit etwas deutlicher als von Analysten im Schnitt erwartet.
Zu den anstehenden US-Daten und der Vorsicht der Anleger weltweit
sagte außerdem Portfolio-Manager Thomas Schmidt von der
Fondsgesellschaft Ethnea: "Die Hartnäckigkeit der Inflation hat
zuletzt für eine kalte Dusche gesorgt." Die Teuerungsrate in den USA
sei in den zurückliegenden Monaten nicht so schnell zurückgegangen
wie erwartet, was die Notenbanker zu einer vorsichtigen Haltung
bewege.
Branchenübergreifend gab es an diesem Tag keine Gewinner.
Schwächster Sektor war die Bankenbranche mit minus 2,3 Prozent. In
Frankreich gaben die Aktien der Societe Generale um
5,0 Prozent nach, Credit Agricole und BNP Paribas
sanken um jeweils 3,9 Prozent. In Italien büßten
Unicredit 3,8 Prozent ein und Intesa Sanpaolo
2,6 Prozent. Etwas besser hielten sich die beiden
spanischen Banken Santander und BBVA
mit minus 2,2 Prozent und minus 1,8 Prozent.
Reedereien standen unter Druck, nachdem es bereits unter asiatischen
Branchenakteuren kräftige Kursverluste gegeben hatte. AP
Moeller-Maersk büßten 7,0 Prozent ein und Hapag-Lloyd
9,1 Prozent. Ein Händler verwies darauf, dass sich
der UN-Sicherheitsrat über Nacht für einen von US-Präsident Joe
Biden vorgestellten mehrstufigen Plan für eine Waffenruhe im
Gaza-Krieg ausgesprochen hatte. Seit dem Angriff der
Terrororganisation Hamas auf Israel Anfang Oktober und dem
militärischen Vorgehen der israelischen Armee gegen die Hamas in
Gaza hatte die Huthi-Miliz von Jemen aus wiederholt Schiffe auch in
internationalen Gewässern im Roten Meer unter Beschuss genommen. Das
hatte die internationalen Frachtraten stark nach oben getrieben.
In London rückten am Nachmittag die Aktien von Deliveroo
in den Fokus. Die Papiere des Essenslieferdienstes
zogen zeitweise um etwas mehr als 6 Prozent an, schlossen dann aber
nur moderat im Plus. Am Markt wurde auf die Finanz-Website
"Betaville" verwiesen, die unter dem Schlagwort "Uncooked Alert"
Marktgerüchte verbreitet. Aktuell, so hieß es dort, kursierten
Gerüchte um einen strategischen Käufer. Personen, die die Lage
verfolgten, hätten angedeutet, dass es sich um einen weiteren
etablierten Akteur auf dem US-Onlinemarkt für
Lebensmittellieferungen handele. Derzeit ist Amazon
größter Anteilseigner von Deliveroo.
Im Technologiesektor stand mit Atos zudem ein Wert
aus der zweiten Reihe unter Druck. Die Aktie des französischen
IT-Dienstleisters verlor 15,1 Prozent und setzte damit ihre rasante
Talfahrt fort. Das Unternehmen hatte einem Rettungsplan des größten
Aktionärs Onepoint zugestimmt. Für die Aktionäre ist der Plan eine
bittere Pille, da er eine massive Verwässerung des Aktienkapitals
bedeutet./ck/ngu