ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax schwingt sich vor EZB-Sitzung nach oben
FRANKFURT (dpa-AFX) - Den jüngsten Rücksetzer am deutschen
Aktienmarkt haben die Anleger zur Wochenmitte mit solidem Rückenwind
von der Wall Street und in Erwartung einer Zinssenkung in der
Eurozone zu Käufen genutzt. Der Leitindex Dax schloss
mit einem Plus von 0,93 Prozent bei 18 575,94 Punkten. Tags zuvor
war er zeitweise auf den tiefsten Stand seit vier Wochen gefallen.
Der MDax der mittelgroßen Werte stieg am Mittwoch um
0,69 Prozent auf 26 965,72 Punkte.
"Die EZB wird morgen voraussichtlich als erste große Zentralbank der
G7-Volkswirtschaften die Zinsen senken und damit einen
geldpolitischen Kurswechsel einleiten, dem im Sommer die Bank of
England und im Herbst die Federal Reserve folgen dürften", vermutet
Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets. "Es könnte
allerdings eine Zinssenkung werden, die begleitet wird von Rhetorik
und Projektionen, die den Markt davon abhalten sollen, in nächster
Zeit mehr zu erwarten und eine nächste Zinssenkung bereits im Juli
eher unwahrscheinlich machen".
"Eine Leitzinssenkung der EZB am Donnerstag ist am Markt
eingepreist", schrieb die Landesbank Helaba. "Offen ist, wie es
danach weitergeht". Da die EZB die Tür für weitere Lockerungen wohl
nicht verschließen werde, sollte das Umfeld für Aktien günstig
bleiben.
Auch an den wichtigsten europäischen Börsen ging es überwiegend
kräftig aufwärts: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
stieg um 1,7 Prozent auf 5035,66 Punkte. Der Cac 40
in Paris gewann circa 0,9 Prozent und der FTSE 100
in London rund 0,3 Prozent. In den USA notierte der
Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss
etwa 0,2 Prozent höher.
Die Aktien von Merck KGaA wurden von einer positiven
Analystenstudie auf den höchsten Stand seit einem Jahr getrieben.
Mit einem Plus von letztlich 2,7 Prozent auf 170,75 Euro gehörten
die Papiere zu den Top-Werten im Dax. Mit der Aktie des Chemie- und
Pharmakonzerns könnten Anleger auf eine Geschäftserholung setzen,
die in der zweiten Jahreshälfte deutlich zu erkennen sei, schrieb
HSBC-Analyst Rajesh Kumar. Er schraubte das Kursziel von 170 auf 190
Euro nach oben und bekräftigte seine Kaufempfehlung.
Bayer -Aktien verteuerten sich um 0,9 Prozent. Ein
US-Gericht hatte eine milliardenschwere Strafzahlung von Bayer im
Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Roundup drastisch reduziert.
Händler werten das aber nicht als Befreiungsschlag für den Pharma-
und Agrarchemiekonzern.
Für die SAP-Anteilsscheine ging es um 1,7 Prozent hoch. Europas
größter Softwarekonzern will mit der Übernahme des israelischen
Anbieters WalkMe für 1,5 Milliarden US-Dollar sein
Angebot zur Analyse von Geschäftsprozessen ausbauen.
Der Gesundheitskonzern Fresenius ist etwas
optimistischer geworden mit Blick auf das Geschäft mit
Krankenhäusern in diesem Jahr. Die Aktie stieg um 1,5 Prozent. Die
Papiere des Laborausrüsters Sartorius stiegen an der
Dax-Spitze um 4,3 Prozent. Damit machten sie ihren schwachen Start
in den Juni wett, aber noch lange nicht den fast 15-prozentigen
Kursverfall im Mai.
Am Abend entscheidet die Deutsche Börse turnusgemäß über die
Zusammensetzung der Aktienindizes. Im Leitindex Dax dürfte sich
nichts ändern. Laut Experten könnten aber der Reisekonzern Tui
, der Lkw-Hersteller Traton und der
Großküchenausrüster Rational in den MDax
der mittelgroßen Titel aufrücken. Tui-Aktien zogen um
5,6 Prozent an, Rational und Traton legten ebenfalls zu.
Am Devisenmarkt bewegte sich der Euro nur wenig und
notierte zuletzt bei 1,0868 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank
(EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0872 Dollar
festgelegt.
Ruhig war es auch am Rentenmarkt, die Umlaufrendite lag stabil bei
2,61 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,05
Prozent auf 124,08 Punkte. Der Bund-Future stieg
zuletzt um 0,25 Prozent auf 130,69 Zähler./edh/ngu