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Nach Gewinnanstieg sieht Agrana-Chef heuer "einige Wolken" / Agrana-CEO: Leopoldsdorf-Zuckerfabrik "steht nicht zur Disposition" - "Keine vertretbare wirtschaftliche Möglichkeit" für Russland-Rückzug - 2024/25 "deutlich geringeres" Betriebsergebnis

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Teilweise Neufassung nach Pressekonferenz
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Der Gewinn des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns Agrana ist im Geschäftsjahr 2023/24 trotz eines volatilen Umfelds deutlich gestiegen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen aufgrund eines schwächelnden Zuckergeschäfts mit einem "deutlichen Rückgang" beim Betriebsergebnis. "Es gibt wieder ein paar Wolken. Mit denen müssen wir uns auseinandersetzen", sagte der seit Anfang Jänner amtierende Agrana-Chef Stephan Büttner am Dienstag bei der Bilanzkonferenz.

Die börsennotierte Agrana ist bei Endkunden in Österreich vor allem mit seiner Marke "Wiener Zucker" bekannt. Der Konzern beschäftigt rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 55 Produktionsstandorten. Der heimische Konzern verarbeitet Zuckerrüben zu Zucker, Mais zu Stärkeprodukten und Ethanol sowie Obst und Beeren zu Fruchtzubereitungen, Fruchtaromen und Saftkonzentrat. Das Unternehmen kämpft seit dem vierten Quartal 2023/24 mit "einem zunehmend herausfordernden Geschäftsumfeld", der Ergebnisrückgang soll sich nun im ersten Quartal 2024/25 zeigen. Beim Konzernumsatz rechnet die Agrana für das Gesamtjahr mit "einem leichten Rückgang".

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) kletterte im Geschäftsjahr 2023/24 (bis Ende Februar) im Vergleich zum Jahr davor um 71,1 Prozent auf 151 Mio. Euro, der Konzerngewinn schnellte um 181 Prozent auf 69,4 Mio. Euro hoch. Der Umsatz stieg um 4,1 Prozent auf 3,79 Mrd. Euro. Man habe sich im abgelaufenen Geschäftsjahr "auf die Marktdynamiken bei Rohstoff-, und Energiepreisen und Absatzmengen gut eingestellt", kommentierte Agrana-Chef Büttner die aktuellen Geschäftszahlen. Im Geschäftsbereich Frucht stieg das EBIT aufgrund des Wegfalls einer vorjährigen Goodwillabschreibung und einer besseren operativen Geschäftsentwicklung auf 60,2 Mio. Euro (Vorjahr: -38,5 Mio. Euro). "Wermutstropfen" im Segmentergebnis Frucht sei "eine notwendige Sonderabschreibung aufgrund der weiterhin angespannten Geschäftsentwicklung in Asien" gewesen, so der Agrana-Chef.

Das Betriebsergebnis im Geschäftsbereich Stärke sank von 80,2 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2022/23 auf 50,4 Mio. Euro. Der Rückgang sei auf ein konjunkturbedingt geringeres Absatzvolumen und niedrige Verkaufspreise zurückzuführen, erklärte Büttner. Im Bereich Zucker erreichte die Agrana eine bessere Kapazitätsauslastung und eine höhere Zuckerproduktionsmenge als im Vorjahr. "Trotz Absatzrückgang aufgrund gestiegener Importmengen aus der Ukraine verlief das Geschäft zufriedenstellend", sagte der Agrana-Vorstandsvorsitzende. Die ab Juni wieder geltende Importbeschränkung für Zucker aus der Ukraine sei eine "halbwegs vertretbare Lösung".

Der russische Überfall auf die Ukraine seit Februar 2022 betrifft den Lebensmittelkonzern doppelt. Die Agrana betreibt in der Ukraine in Vinnitsa - rund 300 Kilometer südwestlich von Kiew ein Fruchtzubereitungs- und ein Fruchtsaftkonzentratwerk sowie in Russland in Serpuchov - rund 100 Kilometer südlich von Moskau - ein Fruchtzubereitungswerk. Das Werk in der Ukraine sei zu 70 Prozent ausgelastet und die Arbeit der dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei angesichts der Umstände "beeindruckend", so der Agrana-Chef. Vom Fruchtzubereitungswerk in Russland will sich der heimische Konzern vorerst aber nicht trennen. "Wir finden keine vertretbare wirtschaftliche Möglichkeit uns aus dem Markt zurückzuziehen", betonte Büttner. Das Werk stelle Grundnahrungsmittel her und beliefere den russischen Markt. "Das Unternehmen agiert weitestgehend autonom. Wir nehmen keinen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens."

Die von Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Rübenproduzenten und dem deutschen Zuckerkonzern Südzucker kontrollierte Agrana will die Dividende unverändert belassen. Der Vorstand wird der Hauptversammlung heuer die Ausschüttung einer Dividende von 0,90 Euro je Aktie vorschlagen. Für 2022/23 belief sich die Dividende ebenfalls auf 0,90 Euro je Aktie.

Im Jahr 2020 wackelte die Fortführung der zweiten Agrana-Zuckerfabrik in Österreich wegen zu geringer Zuckerrübenmengen. Im Herbst 2020 verkündeten der Agrarkonzern, das Landwirtschaftsministerium und die Rübenbauern einen "Zuckerpakt", um die Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (NÖ) abzusichern. Um die Fabriken in Tulln und Leopoldsdorf gut auszulasten, benötigt das Unternehmen nach eigenen Angaben die Zuckerrüben-Anbaumenge von 38.000 Hektar. Die Agrana hat mit heimischen Bauern heuer den Zuckerrüben-Anbau auf einer Fläche von 44.200 Hektar vereinbart, ein Plus von 8.000 Hektar gegenüber dem Vorjahr. "Leopoldsdorf steht nicht zur Disposition", sagte Büttner auch in Richtung der derzeit in Ausarbeitung befindlichen neuen Konzernstrategie. "Zucker ist Bestandteil der DNA von Agrana." Das Agrana-Management will die Portfolio- und Managementstrategie schärfen, Synergien zwischen den Geschäftsbereichen stärker nutzen, die Basisprofitabilität erhöhen und die Ergebnisvolatilität reduzieren. Details zur geplanten, neuen Konzernstrategie wollte Büttner noch nicht bekanntgeben.

Das Auslaufen des ukrainischen Transitliefervertrags für russisches Gazprom-Gas Ende 2024 sieht der Agrarkonzern relativ gelassen. Man habe eine über mehrere Jahre laufende Gas-Deckungsstrategie für die eigenen Fabriken, sagte Agrana-Vorstandsmitglied Norbert Harringer. Im Jahr 2022 hat das heimische Unternehmen wegen der damals stark gestiegenen Gaspreise und eines theoretisch möglichen russischen Gaslieferstopps die eigenen Zucker- und Stärkefabriken in Österreich und ein Zuckerwerk in der Slowakei mit Heizöl-Brennern zur Dampferzeugung ausgestattet. "Wir gehen davon aus, dass es bei der Gasversorgung keine Themen geben wird", so der Agrana-Vorstand.

cri/phs/cs

 ISIN  AT000AGRANA3
 WEB   http://www.agrana.com

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